Namibias Küstenstadt Swakopmund, die am 4. August 2022 genau 130 Jahre alt wird, will diesen Meilenstein gebührend feiern.
Der offizielle Festakt findet am historischen 4. August statt, um 130 Jahre Wachstum während der deutschen und südafrikanischen Kolonialzeit und nun seit 1990 in einem unabhängigen Namibia zu feiern. Weitere Feierlichkeiten mit Volksfestcharakter sind für Ende August geplant. (Geschichtliches zu Swakopmund finden Sie hier: Swakopmund: Ein Star mit einer Leiche im Keller)
„Dies ist ein großer Meilenstein und es ist offensichtlich, dass die Einwohner im Laufe der Jahrzehnte ein starkes Fundament geschaffen haben, auf das weiter aufgebaut wird“, sagt Swakopmunds Stadtrat und Vorsitzender des Stadtverwaltungsausschusses, Wilfried Groenewald.
„Ziel dieses Jubiläums ist es, die kulturelle Vielfalt und das soziale Miteinander unserer Stadt zu bereichern“, fügt er hinzu.
Einige Monate vor den Feierlichkeiten nutzte die Stadtverwaltung die sozialen Medien und bat die Swakopmunder um Vorschläge für die Feierlichkeiten. Einige der Vorschläge werden in das endgültige Programm aufgenommen. Ursprünglich waren Veranstaltungen vom 29. Juli bis zum 7. August geplant. „Das hat sich jetzt geändert und wir verlegen einige auf Ende August, da Freitag der 26. August ein Feiertag ist und ein langes Wochenende bereitet. So haben wir ganz sicher mehr Besucher auch aus anderen Teilen Namibias,“ erklärte die Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit den Sinneswandel. Die Feierlichkeiten werden umfangreicher sein als vor fünf Jahren zum 125-jährigen Jubiläum.
Eingebettet zwischen der Namib-Wüste und dem Atlantischen Ozean, mit dem Swakop-Fluss, der die südlichen Bezirke formt, wurde Swakopmund als Hafen gegründet und hat sich später zu Namibias wichtigstem Tourismuszentrum an der Küste entwickelt. Seit den siebziger Jahren hat auch der Bergbausektor an Bedeutung gewonnen. Swakopmund hat heute etwa 70.000 Einwohner und ist die regionale Hauptstadt der Erongo-Region.
Alles begann im Jahr 1892
Das ehemalige Südwestafrika wurde 1884 eine Kolonie des deutschen Kaiserreichs und brauchte einen Hafen. Knapp 30 km südlich des Swakop-Flusses nahe der Kuiseb-Mündung existierte seit 1878 schon Walvis Bay (Walfischbucht) als Hafen. Der war aber Teil einer britischen Enklave und wurde erst 1994 namibisches Territorium, aber das ist eine andere Geschichte (s. auch Walvis Bay: Biografie eines Platzes Teil 1 und Teil 2 sowie Rückkehr nach Namibia).
Der Name „Swakop“ leitet sich von Tsoakhaub/Tsauchab ab – einer der einheimischen Sprachen, was wörtlich „hinteres Ende“ bedeutet, weil der Fluss während der Regenzeit, wenn er den Atlantik erreicht, viel braunen Sand und Schlamm mit sich führt.
Da die Europäer den Namen nicht richtig aussprechen konnten, wurde daraus „Swakop“, und Swakopmund bedeutet Mündung des Swakop.
Laut der Autorin Hulda Rautenberg, die 1967 die erste ausführliche Geschichte Swakopmunds veröffentlichte, suchte die deutsche kaiserliche Marine mehrere Jahre lang die Küste ab, um einen geeigneten natürlichen Hafen für die neue Kolonie zu finden.
Die Besatzung des Marineschiffes „Hyäne“ erkundete die Küste an der Flussmündung des Swakop und entdeckte dort einen halbwegs geeigneten Landeplatz, an dem später die „Mole“ errichtet wurde. Das war am 4. August 1892 und sie rammten zwei Pfähle als Baken in den Sand, um die Stelle zu markieren.
Etwas weiter oben, wo sich heute der Parkplatz des Strandhotels befindet, wurde auch ein alter Bootsmast in den Sand gesteckt mit einer kleinen Flagge in rot, schwarz und weiß obendrauf.
Die Gründung von Swakopmund war also unspektakulär, ohne Trompetensignal und Flaggenhissung, nur mit einigen Möwen als Zeugen.
Beschleunigte Entwicklung nimmt Fahrt auf
Die ersten Gebäude waren kleine Holzhütten, die etwa vier Wochen nach Entdeckung des Landeplatzes für die wenigen Soldaten der deutschen Schutztruppe errichtet wurden.
Seitdem hat sich Swakopmund schnell entwickelt und sozusagen nie zurückgeblickt, nicht einmal zwei Weltkriege haben die Entwicklung maßgeblich bremsen können. Der Hafenbau wurde angepackt und der Bau einer Schmalspurbahnlinie nach Windhoek begann 1897. Schon 1901 hatte die damals kleine Siedlung bereits eine Brauerei!
Die Passagiere wurden damals von den Schiffen auf Reede in speziellen Landekörben mit einem Kran auf große Ruderboote bugsiert, die von eigens angeheuerten Kru-Männern aus Westafrika durch die Brandung gerudert wurden. Die Männer brachten die Passagiere dann huckepack an den Strand – wo sich heute Badegäste tummeln.
Bei einem Spaziergang durch die Stadt mit ihrer kolonialen Architektur sind heutzutage noch viele Erinnerungen an diese Pionierzeit zu sehen: die Mole, die alte Landungsbrücke und der Leuchtturm (von 1903). Die Kaserne befindet sich in derselben Straße wie das schöne Woermannhaus – heute die Bibliothek – mit seinen kunstvollen Holzdecken und dem Innenhof, zum Beispiel.
Swakopmund ist heute modern und „cool“
130 Jahre später steckt Swakopmund jedoch nicht in der Vergangenheit fest und hat ein lebendiges, modernes Flair mit neuen Vororten, einem modernen Einkaufszentrum am nördlichen Stadtrand und einer Vielzahl von Kunst- und Unterhaltungsangeboten. Die Liste der vielfältigen Sportaktivitäten wird von Angeln und Surfen angeführt.
Neu hinzugekommen ist der Dome, der eine große Mehrzweckhalle für Massenkonzerte und internationale Sportwettkämpfe beherbergt.
Die Strände sind ein großer Anziehungspunkt – besonders im Sommer strömen Urlauber aus dem Inland, den Nachbarländern Namibias und Touristen aus dem Ausland nach Swakopmund, um das Meer zu genießen. Swakopmund hat für jeden etwas zu bieten.
Planen Sie also Ihre nächste Reise nach Swakopmund, um an den Feierlichkeiten zum 130. Geburtstag der Stadt im August 2022 teilzunehmen (s. Poster oben).
Autorin dieses Beitrags ist Brigitte Weidlich.
Sie war nach ihrem Musik- und Germanistikstudium fast 20 Jahre lang als Berufsmusikerin tätig. Nebenbei machte sie Sendungen für das deutschsprachige Radio der Namibian Broadcasting Corporation (NBC). Inzwischen arbeitet Brigitte vollberuflich als freischaffende Journalistin im Print- und Rundfunksektor. Seit 2014 berichtet sie auch für Gondwana Collection. Für Fragen oder Anregungen ist sie zu erreichen unter info@namibiafocus.com.
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