Man mag es kaum glauben. Der Swakopmunder Leuchtturm lässt sich aus der ‚Skyline‘ des Küstenortes nicht wegdenken, gehört zum Stolz der Bewohner, ist fester Bestandteil des alten und neuen Stadtwappens. Und doch wird er von den Quellen zur Geschichte des Ortes stiefmütterlich behandelt – sprich: nur spärlich erwähnt. Liegt es vielleicht daran, dass er Teil eines gescheiterten Projektes war?
Das Licht der Welt erblickte der Leuchtturm im Jahre 1903. Oder besser: Am 12. Februar 1903 blinkte er sein Licht erstmals in die Welt. Der Turm bestand aus behauenen Bruchsteinen, besaß eine Kuppel mit Blinklicht und war 11 m hoch. Da er auf einer Düne stand, befand sich das Blinklicht etwa 22 m über dem Meeresspiegel und konnte 14 Seemeilen weit gesehen werden. Der Blinkrhythmus wiederholte sich alle 10 Sekunden: 7,5 sek. dunkel – 0,1 sek Licht – 2,3 sek dunkel – 0,1 sek Licht.
Der Leuchtturm war ein Eckpfeiler des Hafens von Swakopmund, neben der Mole, der Eisenbahn und dem Zollschuppen. Wenn man auf der Molenspitze steht, kann man noch heute gut erkennen, dass der Turm in einer Linie zur Molenachse steht. Ab 1905 fiel er unter die Verwaltung des Hafenamtes, ab 1921 war die Transportabteilung der südafrikanischen Verwaltung zuständig, insbesondere die Eisenbahn – daher findet man heute auch im TransNamib Museum im Bahnhof Windhoek Informationen zum Leuchtturm.
Doch das Hafenprojekt in Swakopmund stand von Anfang an unter einem schlechten Stern. Die Arbeiten wurden durch die raue See verzögert, die Molenspitze kurz nach Fertigstellung durch besonders starke Brecher während einer Sturmflut zerstört. Nachdem das Meer gewaltige Mengen Sand anspülte und schon bald keine Schiffe mehr anlegen konnten, gab man das Projekt auf und errichtete weiter südlich eine Landungsbrücke, erst eine aus Holz, dann wenige Meter weiter südlich eine aus Beton – die heutige Jetty. Die Einnahme Deutsch Südwestafrikas durch Südafrika beendete die Versuche, aus Swakopmund einen Hafenort zu machen; schließlich gehörte der 30 km weiter südlich gelegene, tiefseefähige Hafen von Walvis Bay bereits zu Südafrika.
Oft liest man davon, dass der erste Leuchtturm auf der Molenspitze gestanden habe. Doch dabei handelt es sich um ein Missverständnis. Der ‚Turm‘ auf der Mole war lediglich eine 6,5 m hohe Säule, die ein Licht trug und die Moleneinfahrt markierte. Sie wurde keine fünf Monate nach Einweihung der Mole zerstört, wie die Deutsch-Südwestafrikanische Zeitung vom 12. Juni 1903 (S. 2) berichtet und bitter kommentiert: „In der Nacht vom Sonntag, den 7. d. M. auf Montag ist infolge der anhaltend ungünstigen See, die am Sonntag vormittag wieder besonders schwer war, auch die Spitze der Mole mit der Laternensäule eingestürzt. Wenn man bedenkt, wie die See hier anderen Anlagen, beispielsweise denen in Kapstadt, mitspielt, so können ähnliche Erfahrungen bei dem hiesigen Werk nicht überraschen, auch wenn noch ganz andere Mittel als die im Verhältnis zu der zu erfüllenden Aufgabe winzigen 2 1/2 bis drei Millionen Mark auf die Sache verwandt sein werden. Der Kampf mit der See wird ein fortwährender bleiben. Der unverzeihliche Fehler der Kolonialverwaltung rächt sich, dass man nicht sogleich zu Anfang bei Erwerbung des Schutzgebietes sich das natürliche Eingangstor, die Walfischbai, sicherte und, dass man, als in der Folge Gelegenheiten sich boten, den Platz zu erlangen, diese Gelegenheiten sich entgehen liess.“
In seiner heutigen Höhe von 28 m besteht der Leuchtturm seit 1911. Man nahm die Kuppel ab, erhöhte den Turm um 16 m und setzte die Kuppel wieder drauf, so dass die Lichtsignale nun mehr als 33 km weit zu sehen waren. Noch heute kann man beide Segmente des Turmes gut erkennen. Weitere Veränderungen oder Neuerungen traten äußerlich kaum in Erscheinung. 1940 wurde eine Funkbake hinzugefügt, um den Schiffen vor der Küste Signale zur besseren Orientierung zuzusenden; 1956 wurde der Betrieb des Blinklichts automatisiert; in den folgenden Jahrzehnten kamen weitere technische Verbesserungen hinzu.
Die Gebäude am Fuße des Leuchtturms, die einen Lagerraum und zwei Wohnungen umfassten, wurden im Laufe der Zeit erweitert, dienten jedoch ursprünglich der Unterbringung des Leuchtturmwärters.
SUBMIT YOUR COMMENT