Die Statue des deutschen Schutztruppen-Kommandeurs Curt von Francois ist heute Vormittag von ihrem Platz vor der Stadtverwaltung im Zentrum Windhoeks entfernt worden. Der Stadtrat hatte Ende Oktober mehrheitlich dafür gestimmt, das Standbild in das Windhoeker Stadtmuseum zu schaffen.
"Damit entfernen wir eine Lüge", erklärte der Vorsitzende des Stadtkomitees für kulturelles Erbe, Job Amupanda, vor Journalisten. "Curt von Francois wird auf den Plaketten des Denkmals als Gründer der Stadt Windhoek bezeichnet. Dabei ist erwiesen, dass sich bereits lange vor seiner Ankunft Nama und Herero hier niedergelassen hatten."
Statue kommt ins Museum
Das Standbild an seinem Platz zu lassen und mit zusätzlichen Informations-Tafeln zu versehen, sei ebenfalls diskutiert worden, sagte Amupanda auf Nachfrage von NamibiaFocus. "Absicht der Befürworter war dabei, die öffentliche Auseinandersetzung mit der Vergangenheit zu fördern. Durchaus sinnvoll."
Doch es habe Bedenken gegeben. "Die Mehrheit meinte, dass sich viele Namibier verletzt fühlen mögen, wenn von Francois weiterhin einen prominenten Platz im öffentlichen Raum einnimmt. "Einige forderten sogar, die Statue zu entsorgen", sagte Amupanda. "So haben wir einen Kompromiss gefunden: Das Standbild wird im Stadtmuseum aufgestellt. Das ist ein Ort, an dem man sich mit der Vergangenheit auseinandersetzt."
Attacke auf Hornkranz
Curt von Francois hatte im Jahr 1890 auf einer Hügelkuppe, etwa 500 Meter von der heutigen Stadtverwaltung entfernt, die Wehranlage der Alten Feste errichtet (siehe Beitrag von NamibiaFocus zur Geschichte Windhoeks). Vor allem wegen seines rücksichtslosen Vorgehens gegen den damaligen Nama-Führer Hendrik Witbooi gilt er als umstritten. Seiner Attacke auf die Siedlung Hornkranz fielen auch Frauen und Kinder zum Opfer.
Die Demontage der Statue begann gegen 9.15 Uhr und dauerte etwa eineinhalb Stunden. Erst entfernten Arbeiter die Plaketten. Dann hüllten sie die Statue in Luftpolsterfolie. Schließlich hob ein mobiler Kran sie auf die Ladefläche eines Transporters. Rund 200 Journalisten und andere interessierte Bewohner Windhoeks verfolgten die Aktion. Auch Bürgermeisterin Sade Gawanas war zugegen.
Autor dieses Beitrags ist Sven-Eric Stender. Er stammt aus Hamburg und arbeitet seit 1986 als Journalist. Seit 1998 lebt er in Windhoek und hat sich auf die Themen Reise, Natur, Menschen und Geschichte Namibias spezialisiert. Für Fragen oder Anregungen ist er zu erreichen unter editorial@namibiafocus.com.
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