"Am 9. September wird der Naute-Damm bei Keetmanshoop durch den Staatssekretär vom Ministerium für Wasserwesen, J. P. Kriel, feierlich eröffnet. Der Bürgermeister von Keetmanshoop, W. K. Steyn, wird bei dieser Gelegenheit das Filtrierwerk und die Pumpstation, die das Wasser nach Keetmanshoop befördert, in Betrieb setzen." So liest sich die Ankündigung in der Allgemeinen Zeitung im Jahr 1972 (siehe Serie "Vor 50 Jahren" in der Online-Ausgabe der AZ).
Somit feiert der Naute-Damm südlich von Keetmanshoop im Süden Namibias heute offiziell sein 50-jähriges Bestehen. In erster Linie dient er der Wasserversorgung.
"Die Einweihung des Naute-Dammes [sei] ein Freudenfest für Keetmanshoop und darüber hinaus für den ganzen Süden von Südwestafrika", zitiert die AZ den damaligen Stadtsekretär von Keetmanshoop, I. A. McDonald. "Keetmanshoop [...] habe wärend der abgelaufenen Jahre unter Wasserknappheit gelitten. Jetzt sei die Wasserversorgung auf eine sichere Grundlage gestellt worden."
Bis 2019 zweitgrößter Stausee
Die rund 450 Meter lange und 37 Meter hohe Staumauer wird innerhalb von zwei Jahren errichtet (siehe Wikipedia). Sie sperrt eine Tal-Enge des Löwen-Riviers (Trockenflusses), einem großen Nebenfluss des Fischflusses.
Mit einem Stauvolumen von 83,5 Millionen Kubikmetern ist der Naute-Damm zu jener Zeit der zweitgrößte Stausee Namibias. Deutlich kleiner als der 1962 gebaute Hardap-Damm bei Mariental mit 294,5 Millionen Kubikmetern (siehe Wikipedia). Als 2019 der Neckartal-Damm (siehe Hintergrundbeitrag von NamibiaFocus) fertiggestellt wird, der ein Fassungsvermögen von 857 Millionen Kubikmetern hat, fällt der Naute-Stausee auf Platz drei zurück.
Ausflugsziel und Wasserquelle für Plantagen
Dunkle Felsen säumen seine Ufer und bilden kleine Inseln. Der See zieht nicht nur Kormorane und andere Wasservögel an. Auch die Bewohner aus dem 50 Kilometer entfernten Keetmanshoop nutzen ihn gerne als Ausflugsziel fürs Wochenende.
Für einen Abstecher auf dem Weg von Keetmanshoop zum Fischfluss Canyon bietet sich der Naute-Damm ebenfalls an. Bei guten Regenfällen im Auffanggebiet des Löwen-Riviers kommt es vor, dass der See sein maximales Fassungsvermögen erreicht.
Werden dann die Schleusen geöffnet, um Wasser abzulassen, ist die Straße unterhalb der Staumauer nicht passierbar. Wie im Januar 2022 - siehe Video-Bericht der staatlichen Rundfunkgesellschaft NBC. Dafür gibt es eine zweite Straße, die auf der Krone der Staumauer verläuft.
Das Wasser des Naute-Damms wird mittlerweile auch für landwirtschaftliche Projekte genutzt. 1991 wurden unterhalb der Staumauer die ersten Dattelpalmen gepflanzt. Später kamen Granatäpfel, Kaktusfeigen und sogar Tafeltrauben hinzu.
So schafft der Stausee wertvolle Arbeitsplätze. Ende 2020 zählte die Plantage rund 60 ständige Beschäftigte und bis zu 600 saisonale Ernte-Helfer. Die Ernte 2021 wurde auf mehr als 650 Tonnen Trauben und 430 Tonnen Datteln geschätzt (siehe Bericht der Zeitung New Era).
Das Obst ist zum größten Teil für den Export bestimmt. Umgerechnet in Namibia Dollar bringt das Devisen in zweistelliger Millionenhöhe ein. Nur etwa 10 Prozent der Ernte gelangen in den lokalen Handel.
Dattel-Brandy und Kaktusfeigen-Edelbrand
Einen kleinen Teil der Früchte nutzt man sogar zum Destillieren von Spirituosen. Das Unternehmen Naute Kristall Cellar and Destillery erzeugt einen Dattel-Brandy sowie je einen Edelbrand aus Datteln und Kaktusfeigen.
Beliebt ist auch der "NAPPA", ein namibischer Grappa. Und ausgezeichnet im wahrsten Sinne des Wortes ist der NAM GIN aus Teufelskralle. Bei der World Spirits Competition 2018 in San Francisco erhielt er Naute Kristall zufolge unter 2.200 Spirituosen die Silbermedaille. In beiden Fällen stammt die Ernte allerdings aus weiter nördlich gelegenen Gebieten Namibias.
Die Destillerie Naute Kristall dürfte heute von ihren Erzeugnissen ein paar Runden ausgeben. Um auf die nächsten 50 Jahre Naute-Damm anzustoßen...
Autor dieses Beitrags ist Sven-Eric Stender. Er stammt aus Hamburg und arbeitet seit 1986 als Journalist. Seit 1998 lebt er in Windhoek und hat sich auf die Themen Reise, Natur, Menschen und Geschichte Namibias spezialisiert. Für Fragen oder Anregungen ist er zu erreichen unter editorial@namibiafocus.com.
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