Unerwartet heftige, aber willkommene Regenfälle haben zumeist im Süden Namibias Überschwemmungen verursacht. Einige Riviere führten zum ersten Mal seit der vorigen Regenzeit wieder Wasser und flossen in voller Breite. Auch der Khan und der Swakop führten Wasser.
Etwa 700 Delegierte haben an der zweiten nationalen Landkonferenz in Windhoek teilgenommen und 170 Resolutionen verabschiedet. Unter anderem sollen Farmbesitzer nur eine Farm haben, Farmen sollen gegen gerechte Entschädigung enteignet werden. Ausländer dürfen bald keine Wohnimmobilien mehr besitzen.
Präsident Hage Geingob ist im Oktober zu einem Staatsbesuch nach Kenia gereist, anschließend nahm er in Genf an der alle zwei Jahre stattfindenden UNCTAD Weltinvestment-Konferenz der Vereinten Nationen teil.
Finanzminister Calle Schlettwein hat dem Parlament seine Halbjahresbilanz der Staatsausgaben für das laufende Haushaltsjahr vorgelegt. Das Bergbauministerium hat überraschend zwei Vorgaben für Bergbaukonzerne abgeschafft.
Die Inflation in Namibia ist weiter gestiegen und lag Ende September laut Statistik-Amt bei 4,8 Prozent (August 4,4%). Namibias Zentralbank hat die Leitzinsrate im Oktober unverändert bei 6,75 belassen.
Landkonferenz fasst wichtige Beschlüsse
Trotz mancher Skepsis und einiger Boykotte haben etwa 700 Delegierte vom ersten bis fünften Oktober an der zweiten nationalen Landkonferenz in Windhoek teilgenommen. Präsident Hage Geingob war die meiste Zeit persönlich anwesend. Er beruhigte die weiße Minderheit, als er in seiner Abschlussrede sagte, weiße Namibier seien im Land „sicher und willkommen“ und sollten „sich nicht schuldig fühlen“, was historische rassistische Gräueltaten während der Kolonialzeit betrifft.
Die wichtigsten Themen der Landkonferenz waren Reform von städtischem Grund und Boden sowie kommerziellem und kommunalem Land. Ebenso wurde Abschätzung und Besteuerung von Agrarland erörtert und Ansprüche auf Land der Vorfahren, das manche Bevölkerungsgruppen während der Kolonialzeit durch Enteignung verloren haben. Diese Bevölkerungsgruppen sollen im Verhältnis 70:30 angesiedelt werden. Das heißt, dass siebzig Prozent der zukünftig angesiedelten Personen aus den betroffenen Bevölkerungsgruppen stammen sollen. Besitz von mehreren Farmen soll künftig verboten werden. Ausländer dürfen keine Farmen besitzen, sondern nur noch pachten.
Da inzwischen knapp 47 Prozent der namibischen Bevölkerung in Städten lebt, dürfen Ausländer in Zukunft keine Wohnimmobilien mehr besitzen, nur Geschäftsgrundstücke und Firmengebäude. Ein Datum, ab wann diese Reformen eingeführt werden, soll noch bekanntgegeben werden. Des Weiteren wird die Regierung laut Konferenzbeschluss die Mietverordnung von 1977 wieder einführen, die 1991 abgeschafft wurde. Im November soll wieder ein Mietkontrollrat ernannt werden, der Mietkontrollen einführen soll. In Namibia sind Wohnkosten sehr hoch. (Lesen Sie mehr über die Landreform auf Namibia-Focus „Namibias Landreform nimmt Tempo auf“).
Russischer Oligarch pachtet Farmen
Der russische Oligarch Raschid Sardarov hat kürzlich in Namibia vier Farmen für N$43 Millionen (etwa 2,6 Millionen Euros) gekauft und sie danach der Regierung verkauft, um sie gleich wieder von ihr zu pachten. Die Pachtzeit gilt für 99 Jahre. Die Vereinbarung wurde wenige Tage vor der Landkonferenz abgeschlossen, geriet jedoch erst durch einen Zeitungsbericht am 24. Oktober an die Öffentlichkeit.
Landreformminister Utoni Nujoma teilte Journalisten auf einer Pressekonferenz Ende Oktober mit, dass alle Gesetze befolgt wurden. Oppositionsparteien und Zivilorganisationen wollen den ‚Deal‘ im Gericht anfechten und die Regierung verklagen. „Das Land unserer Vorfahren wurde an einen Ausländer verschachert“, entrüstete sich der Herero-sprechende Parlamentsabgeordnete Usutuaije Maamberua.
Sardarovs in der Schweiz ansässige Firma Comsar SA hat schon ab 2011 einige Farmen bei Dordabis östlich von Windhoek gekauft und dort eine luxuriöse Lodge für Jagdgäste aus Russland und osteuropäischen Ländern bauen lassen. Sardarov will nun auf den Farmen ein großes Hegegebiet für den Jagdtourismus einrichten und die Lodge ausbauen.
Finanzminister legt Halbjahresbilanz vor
Namibias Regierung wird ihre Staatsausgaben für das laufende Haushaltsjahr von N$58,4 Milliarden (etwa 350,1 Millionen Euros) nicht überschreiten. Allerdings benötigen einige Ministerien zusätzliche Gelder von insgesamt N$1,8 Milliarden (etwa 108,4 Millionen Euros). Diese Summe wurde durch Einsparungen und nicht ausgegebene Gelder aufgebracht. Die staatliche Rundfunk- und Fernseh-Anstalt NBC wird N$95 Millionen (etwa 5,7 Millionen Euros) für dringende Ausgaben erhalten und um nach einem viertägigen Streik der festangestellten Mitarbeiter die Gehaltserhöhungen von sechs Prozent zu zahlen.
In seiner Rede bei der Vorlegung der Halbjahresbilanz für staatliche Ausgaben sagte Finanzminister Calle Schlettwein am 24. Oktober, Namibias Wirtschaft werde 2018 um 0,7 Prozent wachsen, angetrieben vom Bergbausektor.
Schlettwein hat auch einen Gesetzentwurf zum Schutz von Bankkunden vorgelegt. Bei eventuellen Bankpleiten oder Konkursanmeldungen werden die Anlagen der Bankkunden bis zu einem bestimmten Betrag geschützt und ausgezahlt. Kürzlich musste die SME-Bank in Namibia Konkurs anmelden, weil Gelder veruntreut wurden.
Bergbauminister zieht BEE-Vorschriften zurück
Bergbauminister Tom Alweendo hat im Oktober zwei wesentliche Vorschriften seines Vorgängers für Bergbaufirmen zurückgenommen. Bergbaukonzerne sollten seit 2015 schon beim Prospektieren nach Erzen fünf Prozent ihrer Anteile an namibische Firmen abgeben, deren Eigentümer vorher benachteiligte Namibier sind. Ebenso mussten zwanzig Prozent der leitenden Posten in Bergbaufirmen in Namibia von vorher benachteiligten Namibiern besetzt sein. „Der Bergbauminister hat diese Vorschriften zurückgenommen, da sie unpraktisch und rückwärtsgewandt waren“, sagte der Präsident der Bergbaukammer, Zebra Kasete.
Hoher Besuch aus Venezuela
Der venezolanische Vize-Außenminister Juri Pimentel hat Namibia im Oktober drei Tage lang offiziell besucht. Er überbrachte Präsident Hage Geingob eine Einladung von Präsident Nicolas Maduro zu einem Staatsbesuch in Venezuela. Geingob dankte und sagte, seine Regierung verfolge zurzeit einen Sparkurs. Wenn die Wirtschaftslage es erlaube, werde er verreisen. Pimentel dankte Geingob für seine Solidarität mit Venezuela durch die Zurückweisung der US-Sanktionen gegen den südamerikanischen Staat. Pimentel führte auch Gespräche mit Gründungspräsident Sam Nujoma und der Generalsekretärin der regierenden SWAPO-Partei, Sophia Shaningwa.
N$95 Mio. für Hosea-Kutako-Flughafen
Das Finanzministerium hat der Namibia Airports Company (NAC) N$95 Millionen (etwa 5,7 Millionen Euros) für dringende Renovierungsarbeiten des internationalen Hosea-Kutako-Flughafens östlich von Windhoek bewilligt. Der Flughafen wird im November von der internationalen Behörde für zivile Luftfahrt (ICAO) geprüft.
Gondwana Collection eröffnet neue Lodge
Die namibische Unterkunftskette Gondwana Collection hat die Bauarbeiten für eine neue Lodge abgeschlossen. Am 1. November öffnet die Lodge The Desert Grace am östlichen Rand der Namib-Wüste im Süden ihre Türen. Die Lodge hat 24 Zimmer mit privaten Mini-Pools zum Abkühlen. The Desert Grace ist für das höhere Preissegment gedacht: Luxus in der atemberaubenden Landschaft und Abgeschiedenheit der Namib-Wüste.
Audi testet den E-Tron Prototypen in der Kalahari
Namibia stand im Oktober international im Rampenlicht: Der deutsche Automobil-Hersteller Audi hat seinen neuen Audi E-tron Quattro Prototypen in der Kalahari-Wüste nahe der Bitterwasser-Segelflug-Lodge getestet. Dazu war die Fachpresse der führendsten internationalen Auto-Magazine geladen. Spektakuläre Fotos und Videos des Audi E-tron vor dramatischer (Staub)Kulisse mit glühendroten afrikanischem Sonnenuntergang zeugen von einem unvergesslichen Namibia-Erlebnis. Der neue Elektro-SUV (Sport Utility Vehicle) hat zwei Elektromotoren und einen Allradantrieb.
Brigitte Weidlich
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