Namibia hat seinen 31. Unabhängigkeitstag am 21. März wegen der Covid-19-Beschränkungen in ganz kleinem Rahmen begangen. Präsident Hage Geingob verlas eine Rede, in der er die Bevölkerung aufforderte, die Entwicklung des Landes seit 1990 mit Stolz zu betrachten. Anschließend schnitt das Staatsoberhaupt einen großen Kuchen im Präsidialamt an, der mit den Nationalfarben verziert war.
Die Regierung hat angekündigt, dass die Bundesrepublik ein neues Angebot betreffs der Genozidverhandlungen gemacht habe,
Die Kriegsveteranen des namibischen Freiheitskampfes fordern mehr Beteiligung an Politik und Wirtschaft. Der Kriegsveteranenverband hat auf einer Versammlung im zentralen Norden erörtert, dass seine Mitglieder Direktorenposten in den Vorständen von staatlichen Betrieben anstreben und ins Parlament wollen. Sie fordern auch Anerkennung als ein Flügel der regierenden SWAPO-Partei.
Berlin macht Angebot zu Genozidverhandlungen
Nach jahrelangen Verhandlungen zwischen Namibia und Deutschland über die kolonialen Gräueltaten zwischen 1904 und 1908 im ehemaligen Deutsch-Südwestafrika ist kürzlich wieder etwas Bewegung in die Angelgenheit gekommen. Premierministerin Saara Kuugongelwa-Amadhila teilte der Nationalversammlung Mitte März mit, dass Berlin nun signalisiert habe, über die Entschädigungssumme neu verhandeln zu wollen. Namibias Regierung hatte 2019 eine – noch nicht öffentlich gemachte – Geldsumme als zu niedrig abgelehnt. Die Bundesregierung habe kürzlich weitere Kontakte zur namibischen Regierung zu diesem Thema geknüpft, ein neues Angebot unterbreitet und ihre Bereitschaft zum weiteren Verhandeln erklärt. „Das ist eine neue Entwicklung und wir überprüfen dieses Angebot derzeit“, teilte die Premierministerin mit. Sie erklärte, dass Namibia vor einiger Zeit angeboten hatte, dass Deutschland Projekte in Namibia finanziert. Ein anderer Streitpunkt ist die Weigerung der Bundesrepublik, das Wort „Völkermord“ in den Text der offiziellen Entschuldigung einzufügen. Namibia fordert die Anerkennung des Völkermordes, eine Entschuldigung seitens Berlin auf höchster Regierungsebene und Wiedergutmachung. Zwischen 2015 und 2020 fanden acht Verhandlungsrunden statt.
Historiker der Herero-Gemeinschaft verstorben
Der bekannte Historiker für mündliche überlieferung in der Herero-Gemeinschaft, Alex Kaputu, ist im Alter von 68 Jahren verstorben. Der ehemalige Journalist und Leiter des Herero-Radiosenders der staatlichen Rundfunkanstalt NBC war der bedeutendste Historiker der Neuzeit. Präsident Hage Geingob ordnete ein offizielles Begräbnis für Kaputu an.
Alex Kaputu ist ein Nachkomme von Häuptling Samuel Maharero. Er wurde Ende März in der Nähe von Ovitoto, wo Maharero geboren wurde, neben der Grabstätte seiner Großmutter beerdigt. 2019 hatte die Universität von Namibia Kaputo wegen seiner historischen Arbeit die Ehrendoktorwürde verliehen.
Musikmuseum in Norden Namibias eröffnet
Der Museumsverband von Namibia hat in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Bildung, Kunst und Kultur ein Musikmuseum im zentralen Norden eröffnet. Das neue Museum befindet sich in dem kleinen Ort Omuthiya nördlich von Tsumeb neben der Regionalbibliothek. Die Vorsitzende der Museums Association of Namibia (MAN), Nehao Kautondokwa, sagte bei der Einweihung Mitte März, dass das Museum lebendig sein und nicht nur eine Sammlung von Artefakten sein sollte, die ausgestellt werden. Sie sagte, das Museum für namibische Musik (MNM) sollte auch eine Sammlung von Geschichten bereitstellen und in ständiger Interaktion mit der Gemeinschaft stehen, der es dient.
Kautondokwa hat verschiedene Gemeinschaften ermutigt, dem Museum neue Objekte und Gegenstände zur Verfügung zu stellen, die ihre musikalischen Geschichten erzählen können. Sie betonte, dass das Musikmuseum in Omuthyia verschiedene Gemeinschaften einbeziehen wird, die eine Vielzahl von Musikformen herstellen oder anhören. Die Vize-Ministerin für Bildung, Kunst und Kultur, Faustina Caley, sagte, Musik habe eine wichtige Rolle in der Geschichte und Gegenwart Namibias gespielt. Sie hoffe, dass das Museum dazu beitragen werde, Namibias musikalisches Erbe zu dokumentieren und zu schützen. Die EU-Botschaft in Windhoek hat die Gründung des neuen Museums unterstützt.
Botschaft der First Lady zum Weltfrauentag
First Lady Monica Geingos hat in ihrer Botschaft am Internationalen Frauentag Beleidigungen gegen Frauen angesprochen. Sie sagte in einer bisher einmaligen Aktion per Videobotschaft, Beleidigungen, die meistens in sozialen Medien verbreitet werden, machen Frauen zu Stereotypen, um sie auf traditionelle Rollen zu beschränken und ihnen negative sexuelle Konnotationen zu geben. Geingos sagte, frauenfeindliche Personen, die Frauen nicht tolerieren und verachten, hätten sie eine manipulative und betrügerische Frau genannt, die das Land angeblich hinter den Kulissen regiert. Geingos betonte, dass einige Posts ihre Ehe mit dem Staatsoberhaupt, Dr. Hage Geingob, als angeblich nicht echt und nur durch politischen Ehrgeiz arrangiert bezeichnet hätten. First Lady Geingos sagte, dass diese Beleidigungen nicht nur von Männern erfunden werden, sondern auch von einer Gruppe von Frauen, die es genießen würden, andere Frauen in einem negativen Licht darzustellen. Die First Lady sagte, Schweigen sei keine Option mehr und sie habe sich daher verpflichtet, alle Beleidigungen herauszufordern, die durch negative Wahrnehmungen der Geschlechter über Frauen hervorgerufen werden. Die virtuelle neunminütige Video-Botschaft von der First Lady wurde anlässlich der Feier des Internationalen Frauentags für dieses Jahr veröffentlicht.
Biologische Väter von Zwillingen klagen im Gericht
Ein Elternpaar der LBGTQI-Gemeinschaft, das durch eine Leihmutter kürzlich Zwillingstöchter in Südafrika bekam, erhielt keine Einreiseerlaubnis vom Innenministerium. Der namibische Staatsbürger Philipp Lühl und sein spanischer Ehemann leben in Namibia und haben vor einigen Jahren in Südafrika geheiratet. In Namibia gibt es noch keine Gesetzgebung für gleichgeschlechtliche Partnerschaften. Das namibische Innenministerium fordert einen DNA-Test von den Vätern als Beweis, dass sie die biologischen Väter sind. Innenminister Frans Kapofi erklärte, man wolle eventuellem Kinderhandel vorbeugen.
Lühl, der bei der Geburt in Südafrika anwesend war, befindet sich immer noch dort. Er hat im Windhoeker Obergericht Klage gegen das Innenministerium eingereicht. Die Behörden in Südafrika haben den Neugeborenen Geburtsscheine und Reisedokumente ausgestellt. Der Fall hat auch internationale Aufmerksamkeit geweckt. Die LGBTQI-Gemeinschaft hat in Windhoek friedlich gegen das Innenministerium demonstriert. Das Gerichtsverfahren beginnt im April.
Brigitte Weidlich
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