Der namibische Sonderberater für die Genozidverhandlungen mit der Bundesrepublik Deutschland hat Präsident Geingob im August einen Zwischenbericht vorgelegt. Die neue politische Partei des Zahnarztes Dr. Panduleni Itula, der letzten November als unabhängiger Präsidentschaftskandidat fast dreißig Prozent der Stimmen erhielt, hat ihren Gründungsparteitag abgehalten.
Am jährlichen Heldengedenktag, der in Namibia am 26. August begangen wird, fand wegen der Covid-19 Sperrmaßnahmen keine Feierlichkeit statt. Präsident Hage Geingob hat in einer Fernsehansprache an den Auftakt des bewaffneten Freiheitskampfes am 26. August 1966 erinnert und das medizinische Pflegepersonal im ganzen Land als Helden bezeichnet, da es an „vorderster Front“ die Coronavirus-Krise handhabt.
Namibia hat bis 31. August 7.550 Covid-19 Fälle registriert, mit 75 Todesfällen und 3.327 Genesungen.
Präsident Hage Geingob hat den nationalen Koordinator im Kampf gegen die Covid-19-Pandemie, Dr. Bernhard Haufiku, Anfang August entlassen. Haufiku war auch Gesundheitsberater der Regierung; dieses Amt hat er ebenfalls nicht mehr inne. Haufiku hat seine Entlassung öffentlich mit den Worten kommentiert, er habe eine andere Meinung als der Gesundheitsminister, wie die Regierung die Coronavirus-Krise handhaben sollte.
Im August sind drei prominente Namibier verstorben: der Altpolitiker Dirk Mudge, das Regionalratsmitglied der neuen LPM-Partei Maxie Minnaar und der Weltraum-Wissenschaftler Japie van Zyl, der über zwanzig Jahre in einer Abteilung der US-Weltraumforschungsbehörde NASA gearbeitet hatte.
Präsident Hage Geingob ist am 3. August 79 Jahre alt geworden. Er hat die Geschäftswelt und Behörden darum gebeten, statt der üblichen Gratulationen in Form von Zeitungsanzeigen, diese Gelder lieber dem nationalen Covid-19 Fonds zu spenden, was auch getan wurde.
Phase 1 der Genozidverhandlungen abgeschlossen
Der namibische Sondervermittler für die Genozidverhandlungen mit Berlin hat Präsident Hage Geingob am 11. August einen Zwischenbericht vorgelegt. Das war genau am 11. August, das Datum vom Vorabend der Schlacht am Waterberg vor 116 Jahren zwischen Hereros und deutschen Soldaten der Schutztruppe.
Dr. Zed Ngavirue berichtete Geingob, das seit 2015 insgesamt acht Verhandlungsrunden mit seinem deutschen Amtskollegen Ruprecht Polenz stattgefunden haben, die letzte im Februar 2020 in Swakopmund. Man haben in fast allen Punkten eine Übereinstimmung erreicht, aber nicht über Berlins Entschädigungsangebot. Das sei für Namibia "nicht akzeptabel“, wie auch Präsident Hage Geingobs Pressestelle anschließend mitteilte. Aufgrund einer Vertraulichkeitsvereinbarung zwischen den beiden Regierungen wurden keine näheren Einzelheiten bekanntgeben.
Ngavirue zufolge wurde Phase 1 der Verhandlungen abgeschlossen, Phase 2 werde sich mit der Entschädigung befassen, man erwarte ein überarbeitetes Angebot der Bundesregierung, sagte er.
Deutschland hatte vor einigen Jahren eingeräumt, dass es während seiner Kolonial-herrschaft im ehemaligen Deutsch-Südwestafrika zwischen 1904-1908 während des Herero-und Nama-Aufstandes Gräueltaten gegeben habe.
Namibischer Ermittler an den IStGH in Den Haag berufen
Der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) hat einen Dozenten der Namibia Universität für Wissenschaft und Technologie (NUST) in seine Liste der professionellen Ermittler aufgenommen. Die Universität teilte mit, dass ihr Vize-Abteilungsleiter für Sozialwissenschaften, Dr. Pilisano Masake, in die Liste der Ermittler aufgenommen wurde. Der Leiter der Abteilung „ICC Counsel Support“ in Den Haag, Estaban Losilla, sagte, Dr. Masake sei qualifiziert, an Verfahren vor dem internationalen Strafgerichtshof mitzuwirken. Er kann somit bei Untersuchungen wegen Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Kriegsverbrechen und Verbrechen der Aggression einbezogen werden. Dr. Masake sagte, dass er sein Wissen und seine Fähigkeiten international unter Beweis stellen könne. Masake verfügt über verschiedene Qualifikationen, darunter ein Jurastudium und einen Magister-Abschluss in Polizeipraxis. Er war mehr als 15 Jahre lang Detektiv bei der namibischen Polizei und hat seit 2017 verschiedene Kurse bei der NUST abgehalten.
Neue politische Partei wählt Führungsspitze
Die neue politische Partei „Independent Patriots for Change“ (IPC) des Zahnarzts Dr. Panduleni Itula hat Anfang August ihren Gründungsparteitag abgehalten. Die IPC hat ihren Initiator Itula zum Präsidenten gewählt. Sein Vizepräsident wird auf der nationalen Ratssitzung der Partei gewählt.
Auf der Gründungsversammlung wurden auch Mitglieder der nationalen Exekutive gewählt. Der bekannte Geschäftsmann Brian Black ist der nationale Vorsitzende und Christine Aochamus ist Generalsekretärin. IPC-Präsident Dr. Itula sagte, seine Partei werde dem namibischen Volk dienen, auf seine Bedürfnisse eingehen, die Korruption bekämpfen und sicherzustellen, dass diejenigen, die Regierungsressourcen unterschlagen haben, strafrechtlich verfolgt werden und diese zurückzahlen. Auch der Agrar-Experte Dr. Axel Rothauge ist Mitglied und wird sein Fachwissen in diesem Bereich auf wirtschaftlichen Ausschüssen zur Verfügung stellen.
Altpolitiker Dirk Mudge verstorben
Präsident Hage Geingob hat der Familie von Altpolitiker Dirk Mudge, der am 26. August im Alter von 92 Jahren verstarb, sein Beileid ausgedrückt. In seiner Trauerbotschaft erinnerte er daran, dass Mudge 1989 als damaliger Vorsitzender der Demokratischen Turnhalle-Allianz (DTA) während der verfassungsgebenden Versammlung beim Erstellen des namibischen Grundgesetzes maßgeblich mitgewirkt hatte.
Dirk Mudge hatte damals eine entscheidende Rolle bei der Überbrückung der Rassentrennung in Namibia gespielt. Mudge hatte auch1979 auf ein Ende der Apartheid gedrängt und Erfolg gehabt. Mudge war vor Namibias Unabhängigkeit Mitglied der sogenannten Übergangsregierung unter Aufsicht der damaligen südafrikanischen Regierung. Mudge hatte in den siebziger Jahren die Republikanische Partei gegründet, ebenso die Zeitung „Republikein“ und den Verlag Namibia Media Holdings (NMH). Mudge war von 1990 bis Anfang 1995 auch Abgeordneter in Namibias erster Nationalversammlung. Danach zog er sich aus der Politik zurück und widmete sich der Rinderzucht auf seiner Farm.
Namibischer Weltraum-Wissenschaftler Japie van Zyl verstorben
Namibias einziger Wissenschaftler bei der NASA-Weltraumbehörde, Dr. Japie van Zyl, ist am 26. August im Alter von 63 Jahren an einem Herzinfarkt in den USA gestorben. Er wurde in Outjo geboren, wuchs in Opuwo auf, studierte zuerst in Südafrika und promovierte anschließend in den USA. Er war Elektroingenieur und Raumfahrtmanager. Er war von 1986 bis 2019 hochrangiger Mitarbeiter der NASA und wurde im September 2019 von dieser mit der Outstanding Public Service Medaille im Rahmen der InSight-Mars-Mission ausgezeichnet.
Ab 1986 arbeitete er im Jet Propulsion Labor und war für den Aufbau zahlreicher Synthetic-Aperture-Radar-Systeme verantwortlich. Er leitete ab 2006 dort die Abteilung Astronomie und Physik und war zuletzt Leiter der Abteilung für die Erforschung des Sonnensystems des Jet Propulsion Laboratory. Nach seiner Pensionierung 2019 arbeitete Van Zyl mit anderen Wissenschaftlern in Kalifornien an der Verbesserung eines Testgeräts für den Nachweis von COVID-19-Erkrankungen. Er hat über 60 wissenschaftliche Aufsätze in Fachzeitschriften veröffentlicht.
Van Zyl besuchte sein Heimatland Namibia sehr oft und hat in den letzten Jahren Vorträge an hiesigen Schulen gehalten, um das Interesse Jugendlicher für das Weltall und Berufsrichtungen betreffs Weltraumforschung zu wecken. Präsident Hage Geingob teilte in seiner Trauerbotschaft an die Familie mit, dass durch Van Zyls Tod Namibia eines herausragenden Wissenschaftlers beraubt wurde. „Er war einer von uns, der in der kleinen Stadt Outjo geboren wurde, aber durch bloße Entschlossenheit und das Streben nach exzellenter Forschung den Gipfel erreichte, indem er ein Top-Ingenieur bei der NASA wurde“, beschrieb Geingob den Wissenschaftler.
Brigitte Weidlich
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