Rauchsäulen steigen im Busch auf, aber der Farmer bleibt erstaunlich ruhig. Normalerweise waren Namibias Farmer sofort besorgt, wenn sie irgendwo auf ihrer Farm Rauch entdeckten, aber heutzutage handelt es sich fast ausschließlich um die Rauchsäulen von Holzkohlebrennern. Natürlich besteht vor allem in der trockenen Zeit die Gefahr, dass bei der Holzkohleproduktion ein Buschfeuer entfacht wird. Einige Farmer setzen die Produktion deshalb in der Trockenzeit für einige Monate aus, um Buschfeuer zu vermeiden. Strenge Bestimmungen sollen dazu beitragen, dass keine Grasbrände entstehen. Diese können nicht nur schwere Schäden auf der eigenen Farm anrichten, sondern auch bei den Nachbarn.
Inzwischen ist die noch sehr junge Holzkohleindustrie Namibias nicht nur weltweit anerkannt, sondern auch gut organisiert und geregelt. Besonders stolz ist der Vorstand der namibischen Holzkohle Vereinigung (NCA) auf die Tatsache, dass die hiesige Holzkohleproduktion weltweit an fünfter Stelle steht. Hierzulande werden jedoch keine Wälder abgeholzt, um Holzkohle zu produzieren, sondern es werden Savannen zurückgewonnen, die durch die Verbuschung verloren gegangen sind.
In Namibia sind 32 Millionen Hektar Weideland verbuscht und somit wertvolle Weide für Viehzucht und Wildtiere verloren gegangen. Ein weiteres Problem der Verbuschung ist, dass die Grundwasserreserven nicht vollständig aufgefüllt werden können, weil die vielen Büsche, allen voran die Hakendornakazie (Acacia mellifera) mit ihrem weitverbreiteten flachen Wurzelnetz, das Wasser schneller aufnimmt, als dieses in den Boden dringen kann. Durch die Holzkohleproduktion sind bereits einige tausend Hektar Weideland wiedergewonnen worden. Die abgehackten Büsche müssen nachbehandelt werden, damit das Grasland nicht wieder verbuscht.
Dem Ministrium für Landwirtschaft, Wasserbau und Forstwirtschaft zufolge gibt es in Namibia 604 registrierte Produzenten. Im Finanzjahr 2015/16 wurden dem Ministerium zufolge 216.669 Tonnen Holzkohle produziert und 2016/17 insgesamt 109885 Tonnen. Namibia exportierte 2015/16 allein nach Südafrika 139.684 Tonnen Holzkohle und 2016/17 weitere 71.991 t. Zusätzlich wurden 2015/16 insgesamt 45.547 t ins Ausland ausgeführt und 2016/17 nochmals 14.690 t. Auf dem lokalen Markt wurden dem Landwirtschaftsministerium zufolge 31.438 bzw. 23.204 Tonnen gehandelt. Zwischen 2318 und 3763 Arbeitsplätze wurden in den vergangenen drei Jahren durch diese Industrie geschaffen.
In den meisten Gegenden genehmigt die Forstwirtschaftsbehörde vorrangig die Nutzung der Hakendornakazie. Hinzu kommen die Kerzenakazie (Acadia hebeclada) in der Otjiwarongo-, Okahandja-, Walvis Bay- und Gobabis-Gegend, der Farbkätzchenstrauch (Dichrostachys cinerea) in der Otjiwarongo-, Otavi-, Okahandja-, Omaruru-, Grootfontein-, Walvis Bay- und Outjo-Gegend und der Mopanebaum (Colophospermum mopane) in der Otjiwarongo-, Otavi-, Omaruru- und Khorixas-Gegend. Blutfruchtbäume (Terminalia prunoides) werden in der Otjiwarongo-, Otavi-, Okakarara-, Grootfontein-, Walvis Bay-, Outjo- und Khorixas-Gegend für die Holzkohleproduktion genutzt, derweil in der Gobabis- und Mariental-Gegend auch der Prosopis, eine aus Mexiko und der südlichen USA eingeführte Baumart, in den Meilern landet.
Der NCA (Namibia Charcoal Association) zufolge sind 490 Produzenten bei der Vereinigung als Mitglieder registriert. Der Vorsitzende der Vereinigung ist der ehemalige Minister für Bergbau und Energie, Isak Katali, der betonte, dass es sich bei der namibischen Holzkohle um ein qualitativ sehr hochwertiges Produkt handelt. Unterstützt wird die namibische Holzkohleindustrie durch die GIZ (Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit) mit dem Ziel, die Produktion hierzulande stetig zu verbessern und umweltfreundlicher zu gestalten.
Die NCA versucht die Wertschöpfung voranzutreiben, indem in Namibia nicht nur Holzkohle produziert, sondern auch gelagert, sortiert, verpackt und schließlich exportiert wird. Ein großer Teil der hiesigen Produktion wird noch nach Südafrika geliefert, dort verpackt und dann ausgeführt. Die organisierte Holzkohleproduktion ist Teil der Armutsbekämpfung, deshalb müssen die Arbeiter ausgebildet und erfasst werden. Derzeit finden sogar sehr viele Angolaner ein Einkommen in der hiesigen Holzkohleindustrie. Käufer namibischer Holzkohle in Europa unterstützen nicht nur die Armutsbekämpfung hierzulande, sondern tragen auch zur Entbuschung bzw. Buschnutzung bei, da der dichte Busch für die Landwirtschaft zu einem millionenschweren Problem geworden ist.
Zahlreiche Produzenten haben sich den strengen internationalen FSC-Bestimmungen (Forest Stewardship Council) unterworfen, um letztendlich den besten Preis für ihr Produkt zu erhalten.
Dirk Heinrich
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