Seit über einem Jahrhundert wird in Namibia Bier gebraut und es schmeckt bei dem trockenen, heißen Klima besonders gut, vor allem auf Safari, daher ist eine ‚Coolbox‘ mit dem gut gekühlten Nass meistens dabei. Viele alte im Wüstensand entdeckte Bierflaschen mit oft noch gut lesbaren deutschen Etiketten sind stumme Zeugen, dass Bier schon zur deutschen Zeit sehr beliebt war und zunächst aus der alten Heimat importiert wurde.
Doch wie entstand die erste Brauerei in Namibia und wann? Diese spannende Geschichte des Bierbrauens in unserem Land hat nun ein kundiger Fachmann niedergeschrieben, der über 30 Jahre eng mit der Firma „Namibia Breweries Limited (NBL)“ verbunden war: „Namibia – unser Land, unser Bier“ von Bernd Masche erschien im Dezember 2019. Das Buch ist die neueste Publikation vom Windhoeker Padlangs Verlag, unterstützt vom namibischen Tourismusunternehmen Gondwana Collection.
Die Kunst des Bierbrauens in Namibia überstand zwei Weltkriege, die Apartheidzeit und die mächtige Konkurrenz aus Südafrika, um nach der Unabhängigkeit ein erstklassiges Vorzeigeprodukt des neuen Namibia und der Stolz seiner Einwohner zu werden. „Windhoek Lager und andere namibische Biersorten sind tatsächlich als namibische Markenzeichen international bekannt“, stellte ein britischer Tourist kürzlich staunend fest. Seit 1984 wird bei NBL nach dem deutschen Reinheitsgebot von 1516 gebaut. Auch diese interessante Tatsache beschreibt Masche ausführlich in dem broschierten Buch mit knapp achtzig Seiten und vielen Fotos, die allein schon eine optische Zeitreise präsentieren.
Doch zurück zum Ursprung der fast 120-jährigen Braugeschichte in Namibia: Dem Autor zufolge wurde anno 1900 die erste Brauerei in Namibia gegründet, das war in Swakopmund und Gründer Rudolph Jauch nannte sie Bavaria Bräu. Zwei Jahre später wurden gleich zwei neue Brauereien eröffnet, diesmal in Windhoek, Friedrich Schmidt und Karl Bauer waren die beiden konkurrierenden Unternehmer. Aber schon 1907 etablierte sich mit der Felsenkeller-Brauerei in der Windhoeker Innenstadt von Leopold Mahler neue Konkurrenz, schreibt Bernd Masche. Die erste ‚feindliche Übernahme‘ erfolgte fünf Jahre später, die Felsenkeller-Brauerei schluckte die Brauerei von Bauer und 2012 auch die von Schmidt. Im selben Jahr gründete Johann Heuschneider in Swakopmund seine eigene Brauerei.
Masche geht in seinem Buch auf die verschiedenen geschäftlichen Verbindungen mit der Brauerfamilie Heuschneider an der Küste über die Jahrzehnte ein, die später mit ihrer Hansa-Brauerei und den Hansa-Biersorten sehr erfolgreich war.
Der Erste Weltkrieg brachte wirtschaftliche Engpässe, doch wurde weiterhin Bier gebraut, wenn auch begrenzt.
1919 wurde in Windhoek die Firma Ohlthaver & List gegründet, Carl List war auch an der Felsenkellerei beteiligt, die ab 1920 South West Breweries (SWB) hieß. O&L blieb weiterhin an der Brauerei beteiligt – bis heute. Als Namibia 1990 unabhängig wurde, änderte sich der Name nach 70 Jahren in Namibia Breweries Limited (NBL).
Bernd Masche berichtet auf packende Weise über diese hochinteressanten sieben Jahrzehnte, die von Entwicklungen in der Modernisierung sowie Vermarktung, Verpackung und Werbung des Bieres geprägt waren, ebenso von pedantischen Vorschriften der Behörden in Windhoek und in Pretoria.
Doch auch die Konkurrenz schlief nicht, Südafrikas Brauereiriese SAB Miller versuchte mit vielen Tricks, Bier in Namibia zu verkaufen und namibischem Bier den Markt südlich des Oranjeflusses zu verwehren. „Es war ein regelrechter Bierkrieg“, schreibt Masche, „ein Kampf wie David gegen Goliath.“ Doch die NBL-Geschäftsführung war meistens einen Schritt voraus und trumpfte mit neuen Flaschenformen, Werbung und alkoholfreiem Bier, das in Südafrikas Supermärkten verkauft werden konnte, auf.
Masche selbst war seit 1968 bei der SWL und erlebte die Höhen und Tiefen der Firma hautnah mit, die er sehr anschaulich schildert. Seine tiefe Überzeugung, dass dieses Qualitätsprodukt – Bier aus Namibia – etwas Einmaliges war und ist und vom Familienbetrieb selbst weiter entwickelt und vermarktet werden sollte, ist in jedem Kapitel zu spüren. Namibisches Bier ist Teil der Landesidentität, verkörpert ein Lebensgefühl und verbindet den Kunden mit der Schönheit Namibias, seiner Natur und seinen Menschen.
Schonungslos ehrlich berichtet der Autor auch von Partnerschiften und Lizenzabkommen, die nicht immer nur von großen Erfolgen beschieden waren und von Neuerungen, mit denen er nicht immer einverstanden war. Doch auch der Humor kommt nicht zu kurz und geradezu schmunzelnd berichtet Masche von manch liebenswürdigen Eigenheiten prominenter Persönlichkeiten in der Firmengruppe.
Als manche Firmen erst einmal Namibias Unabhängigkeit abwarten wollten bevor sie weiter investierten, baute NBL fünf Jahre davor eine große moderne Brauerei am nördlichen Stadtrand von Windhoek. Es war zwar vorbei mit dem köstlichen Geruch von neu angesetztem Bier-Sud in der Innenstadt, aber das alte Brauereigebäude in der Stahlstraße wurde umfunktioniert. Es ist inzwischen eine beliebte Touristenattraktion mit vielen Läden, Galerien, Werkstätten und Cafés.
Die Schlusskapitel im Buch befassen sich mit Namibias Unabhängigkeit, manchen Neuerungen und Veränderungen und dem für NBL günstigen Ausgang des Bierkrieges. In den knapp dreißig Jahren der Unabhängigkeit seit 1990 ist namibisches Bier weiterhin fest in der Wirtschaft verankert und wird in andere afrikanische Länder und nach Übersee exportiert, berichtet Masche.
Dieses Buch ist mehr als die Chronik des Bierbrauens seit anno 1900, es ist in gewisser Weise auch namibische Wirtschaftsgeschichte bis in die Neuzeit.
Das Buch Namibia – unser Land, unser Bier von Bernd Masche ist mit der Unterstützung von Gondwana Collection Namibia herausgegeben worden. Das Buch hat 88 Seiten mit vielen Fotos und einem Glossar. Es ist in den Souvenirshops ausgewählter Gondwana Lodges erhältlich sowie in Buchhandlungen oder bei Padlangs Publications, brand(at)gondwana-collection.com, unter der Mobilfunknummer +264 81 127 9442. Das Buch hat die ISBN-Nummer ISBN 978-99916-908-4-1.
Brigitte Weidlich
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