Das Programm zur Wiederansiedlung des Gepard in Indien hat einen neuen herben Rückschlag erlitten. Drei der vier Babys, die im März geboren wurden, sind vergangene Woche gestorben. Das vierte ist offenbar wohlauf. Die Mutter war im vergangenen September mit sieben weiteren Geparden aus Namibia im Kuno Nationalpark im indischen Bundesstaat Madhya Pradesh eingetroffen (siehe Bericht von NamibiaFocus).
Den Tod des ersten Babys habe man am vergangenen Dienstag bemerkt, berichtet Al Jazeera. Als die anderen drei am Donnerstag sehr schwach erschienen, hätten Tierärzte sie behandelt. Zwei seien dennoch gestorben, der Zustand des vierten sei stabil. Laut Bericht waren die Jungen unterernährt und stark dehydriert. In dem Gebiet herrschte eine Hitzewelle mit Spitzentemperaturen um 47 Grad. Experten vermuten, dass das Muttertier aufgrund der Hitze nicht auf Jagd ging. Die Überlebenschancen von Geparden-Jungen gelten generell als sehr niedrig.
Rückschlag für das Programm zur Wiederansiedlung des Gepard in Indien: Drei dieser vier Jungen eines Geparden-Pärchens aus Namibia im Kuno Nationalpark sind gestorben.
Foto (29. März 2023): Cheetah Conservation Fund
Im März hatte der Wurf des Weibchens aus Namibia noch Jubel ausgelöst. Die Tragzeit bei Geparden dauert rund 95 Tage. Die Paarung hatte also im Akklimatisierungs-Gehege stattgefunden.
Der Vater ist eines der sechs Tiere aus Namibia, die mittlerweile frei im Kuno Nationalpark umherstreifen. Ihre Bewegungen werden per Halsband-Sender beobachtet.
Namibische Geparde verlassen den Nationalpark
Daraus ergibt sich ein weiteres Problem für das Projekt. Seit Anfang April wurden mehrfach einzelne Geparde außerhalb des Kuno Nationalparks nahe Dörfern der Umgebung gesichtet (siehe Berichte der indischen Economic Times). Ein Projekt-Team folgte den Tieren jeweils und versuchte, sie zur Rückkehr in den Park zu bewegen. Ein Geparden-Weibchen musste betäubt und zurücktransportiert werden.
Das Geparden-Männchen aus Namibia, das den Kuno Nationalpark in Indien mehrfach verließ und in Dörfern der Umgebung für Aufregung sorgte. Foto (November 2022): Cheetah Conservation Fund
Hinzu kommt der Tod dreier Geparde. Im März und April starben ein Weibchen aus Namibia (Nierenversagen) sowie ein Männchen (vermutlich Stress) und ein Weibchen aus Südafrika (schwere Verletzungen aus einer Paarung; siehe Bericht von NamibiaFocus). 17 der 20 umgesiedelten Geparde sind noch am Leben - 7 der 8 aus Namibia und 10 der 12 aus Südafrika.
Die Wiederansiedlung des Gepard, der in Indien seit 1952 als ausgestorben galt, ist ein Prestige-Projekt der indischen Regierung. Aufgrund der Rückschläge stehen die Verantwortlichen unter wachsendem Druck. Dabei war das Projekt nach intensiver Erörterung auf einer Konferenz zu dem Vorhaben 2010 von Experten der Cat Specialist Group der International Union for Conservation of Nature (IUCN) empfohlen und mehr als zehn Jahre lang vorbereitet worden. Mitglied der Spezialisten-Gruppe ist auch Laurie Marker, die Direktorin des Cheetah Conservation Fund (CCF). Der CCF mit Sitz nordöstlich von Otjiwarongo ist an dem Projekt aktiv beteiligt.
Autor dieses Beitrags ist Sven-Eric Stender. Er stammt aus Hamburg und arbeitet seit 1986 als Journalist. Seit 1998 lebt er in Windhoek und hat sich auf die Themen Reise, Natur, Menschen und Geschichte Namibias spezialisiert. Für Fragen oder Anregungen ist er zu erreichen unter editorial@namibiafocus.com.
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