Das Programm zur Wiederansiedlung des Gepard in Indien hat mit Rückschlägen zu kämpfen. Ein Weibchen starb an tödlichen Verletzungen, die es während der Paarung erlitten hatte. Damit sind nun drei der 20 Geparde aus Südafrika und Namibia gestorben, die in den indischen Kuno National Park gebracht worden waren. Zwischendurch gab es aber auch Grund zur Freude, als vier Junge zur Welt kamen.
Parkbeamte und Experten haben Anfang Mai laut Bericht der britischen BBC zwei Männchen Zugang zum Gehege des Weibchens gewährt. Drei Tage später wurde das Weibchen morgens mit Verletzungen aufgefunden, die offenbar von einer Paarung stammten und denen es am Nachmittag erlag. Einer Erklärung zufolge sei es normal, dass männliche Geparde während der Paarung gegenüber dem Weibchen 'gewalttätig' werden. Man könne da auch nicht von außen eingreifen.
Alle drei Tiere stammen aus Südafrika. Von dort waren Mitte Februar sieben weibliche und fünf männliche Geparde in den Kuno Nationalpark im indischen Bundesstaat Madhya Pradesh gebracht worden.
Erkrankungen zweier Geparde geben Rätsel auf
Ende April, nur wenige Tage vor dem Weibchen, starb eines der Männchen (siehe BBC-Bericht). Es war kurz zuvor aus dem Quarantäne-Gehege in das größere Akklimatisierungs-Gehege entlassen worden. Eines Morgens lief der Gepard unkontrolliert und stolpernd mit gesenktem Kopf durch das Gehege. Er wurde betäubt und behandelt, starb jedoch am Nachmittag offenbar an Herz- und Lungenversagen. Experten mutmaßten, das Tier habe unter Stress gelitten.
"Ein Versagen von Herz und Lunge ist im Endstadium vieler Krankheiten üblich und gibt nur wenig Aufschluss über die zugrunde liegende Ursache des Problems", erklärte der Cheetah Conservation Fund (CCF), der am Wiederansiedlungs-Programm auch vor Ort beteiligt ist, auf Nachfrage von NamibiaFocus. "Auch die anfänglichen neuro-muskulären Symptome lassen sich damit nicht erklären." So warte man auf weitere Untersuchungsergebnisse.
Bei den acht Geparden, die im vergangenen September aus Namibia nach Indien geflogen worden waren (siehe Bericht von NamibiaFocus), gab es Ende März einen Verlust (siehe 'Trauerrede' des CCF). Eines der drei Weibchen starb an chronischem Nierenversagen.
Das Geparden-Weibchen aus Namibia, das im September 2022 im Kuno Nationalpark in Indien eintraf und Ende März 2023 starb. Foto (November 2022): Cheetah Conservation Fund
Auch in diesem Fall stehen die Experten noch vor einem Rätsel. Der CCF erklärte: "Die Nierenwerte des Weibchens waren normal, bevor es nach Indien gebracht wurde. Im Allgemeinen dauert es mehrere Monate oder sogar Jahre, bis sich klinische Symptome einer Nierenerkrankung zeigen. Deshalb glauben wir, dass in diesem Fall mehr dahintersteckt."
Freude über vier Geparden-Junge
Praktisch zeitgleich gab es Anlass zur Freude: Eines der beiden anderen Weibchen aus Namibia brachte vier Junge zur Welt. Die Tragzeit bei Geparden dauert rund 95 Tage. Die Paarung muss also im Akklimatisierungs-Gehege stattgefunden haben. Der Vater ist laut CCF eines der vier Tiere, die bereits frei im Kuno Nationalpark umherstreifen. Halsband-Sender erlauben, die Bewegungen zu beobachten.
Das Weibchen befindet sich noch im weitläufigen Gehege, jagt ihre Beute jedoch und versorgt ihre Jungen. Wie viele davon männlichen und weiblichen Geschlechts sind, ist noch nicht bekannt. "Das stellen wir erst fest, wenn sie etwa acht Wochen alt sind", so der CCF. "Erst dann werden unsere Experten vor Ort den Bau wieder besuchen."
Erfolg für das Programm zur Wiederansiedlung des Gepard in Indien: Die vier Jungen eines Geparden-Pärchens aus Namibia im Kuno Nationalpark. Foto (29. März 2023): Cheetah Conservation Fund
Die Wiederansiedlung des Gepard, den Indien 1952 für ausgestorben erklärt hatte, genießt in dem Land hohen Stellenwert. Die Regierung sieht sie als Meilenstein ihrer Anstrengungen für den Naturschutz. Auch weltweit sorgt das Programm für Schlagzeilen. Es ist das erste Mal, dass ein großes Raubtier von einem Kontinent auf einen anderen gebracht und dort wieder in die freie Wildbahn ausgesetzt wird.
Größte Geparden-Population der Welt
Namibia, mit etwa 1.500 Geparden Heimat der größten Population der Welt, bot sich als Spender-Land an. Namibia-Urlauber können das schnellste Landtier der Welt in fast allen Gegenden des Landes erleben. Nicht nur im Etosha Nationalpark im Norden. Sondern auch in der Kalahari im Osten und am Fischfluss Canyon im Süden des Landes. Selbst im Westen am Rande der Namib-Wüste ist der Gepard zu finden.
Mehr über die gefleckte schlanke Katze und ihren Schutz erfährt man im Forschungs- und Schulungszentrum des CCF nordöstlich von Otjiwarongo.
Autor dieses Beitrags ist Sven-Eric Stender. Er stammt aus Hamburg und arbeitet seit 1986 als Journalist. Seit 1998 lebt er in Windhoek und hat sich auf die Themen Reise, Natur, Menschen und Geschichte Namibias spezialisiert. Für Fragen oder Anregungen ist er zu erreichen unter editorial@namibiafocus.com.
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