„Ohne den Besuch von Helmut Kohl an unserer Schule hätten wir damals niemals die kostspieligen Bauarbeiten und die Erweiterung der Schule durchführen können“, sagte Hanjo Böhme, der den Bundeskanzler am Morgen des 15. September 1995 in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Schulvereins der Deutschen Höheren Privatschule Windhoek begrüßte und persönlich kennenlernte. „Es war für mich erstaunlich, wie unkompliziert Helmut Kohl während der Gespräche war. Ich hatte ihm damals einen Brief übergeben, den er danach persönlich an mich adressiert beantwortete. Dieser Brief ist nun in den Archiven der Schule.“ 22 Jahre sind seit dem Besuch vergangen. Die DHPS habe Helmut Kohl viel zu verdanken, so der ehemalige Vorsitzende des Schulvereins.
Der Besuch des Bundeskanzlers hat auch Eindruck bei den damaligen Schülern hinterlassen. Stefan Gaugler, im Jahre 1995 gerade 15 Jahre alt und in der 8. Klasse der DHPS, meint im Rückblick auf seine Schulzeit, dass dies das größte Ereignis an der Schule war. „Die Rede von Kohl hat mich sehr beeindruckt sowie die Autorität, die der Mann ausgestrahlt hat. Sein Auftreten war gewaltig im positiven Sinne, nicht nur weil er eine große Person (1,93 m) war. Er war ein mächtiger Mann, der aber sehr angenehm und humorvoll war“, sagte Farmersohn und heutige Farmer Gaugler.
Altkanzler Helmut Kohl war der einzige Bundeskanzler, der bisher Namibia besuchte. Er kam am 14. September 1995 auf dem Hosea-Kutako-Flughafen zu seinem Arbeitsbesuch an, wo er vom damaligen Premierminister und heutigen Präsidenten Hage Gottlieb Geingob empfangen wurde. Vom Flughafen fuhr Kohl direkt zum alten Staatshaus, einem Gebäude aus der deutschen Kolonialzeit, zu einem Treffen mit Namibias erstem Präsidenten Sam Nujoma. Danach ging Kohl zusammen mit Geingob zu Fuß in Richtung Christuskirche, durch den Garten vor dem Tintenpalast zum danebenliegenden Büro des Premierministers. Es folgte ein Empfang am Abend mit zahlreichen Gästen im Konferenzzentrum des Safari Hotels in Windhoek.
Der Freitagmorgen des 15. Juli 1995 begann mit besagtem Besuch an der DHPS. Anschließend besichtigte er das Greenwell-Matongo-Projekt in Katutura, wo mit deutscher Hilfe Sozialwohnungen gebaut wurden. Danach flog der Kanzler zusammen mit seiner Delegation zu einem Privatbesuch nach Walvis Bay. Von dort aus ging es nach Swakopmund, wo Kohl neben den Salzfeldern auch die Mole, das Swakopmunder Museum und das Fischerei-Forschungsinstitut besuchte. Helmut Kohl wollte unbedingt die Austernfarm bei den Salzfeldern besuchen. Die Delegation flog anschließend nach Windhoek zurück, es folgte noch ein Vier-Augen-Gespräch mit Premierminister Geingob auf dem Flughafen und danach hob die Maschine der Luftwaffe mit Kohl und seiner Delegation wieder in Richtung Deutschland ab.
Nur sehr kurz war der Besuch von Bundeskanzler Helmut Kohl bei den Salzfeldern nördlich von Swakopmund am 15. September 1995. „Können wir uns mal alle hier zusammenstellen und zuhören, da sich Herr Klein die Zeit genommen hat, uns sein Unternehmen zu erklären“, forderte Helmut Kohl kurz nach der Ankunft zu seiner Delegation wenige hundert Meter von den weißen Salzhügeln entfernt. Jürgen Klein blieben nur wenige Minuten, dem hohen Gast und seiner Delegation aus Deutschland zu erklären, wie Salz aus Meerwasser gewonnen wird, wie Austern in den Becken gezüchtet werden und warum diese besonders gut im Geschmack sind, und dass auch noch Guano an der gleichen Stelle abgebaut wird. „Als Helmut Kohl und sein Gefolge wieder abfahren mussten, wollte der Bundeskanzler noch unbedingt die Austern sehen. Er stellte sich in die Tür seines Busses, mit dem er reiste, und forderte seine Delegation auf, sich schnellstens in den Bus zu begeben. Dies hat vor allem meine Angestellten beeindruckt, die es nicht fassen konnten, dass ein Bundeskanzler seine Leute so zusammenruft“, sagte Klein Anfang Juli dieses Jahres nach dem Tod des Altkanzlers Kohl. Er habe dem Bundeskanzler noch einen Sack voller frischer Austern geschenkt, wisse aber nicht, ob er diese noch hier in Namibia genossen habe oder mit nach Deutschland mitgenommen habe. Der Besuch des Bundeskanzlers Kohl und seiner Delegation habe sich jedoch für sein Unternehmen nicht gelohnt, da damals oder später keine Geschäfte abgeschlossen worden seien.
Der am 3. April 1930 geborene Helmut Kohl, der von 1982 bis 1998 Bundeskanzler war, starb am 16. Juni dieses Jahres.
Dirk Heinrich
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