Die über 500 Jahre alte steinerne Säule im Deutschen Historischen Museum (DHM) in Berlin, die ursprünglich von portugiesischen Seefahreren an Namibias Küste aufgestellt wurde, wird wieder in das afrikanische Land zurückkehren. Die Rückgabe an Namibia kündigte die Beauftragte für Kultur und Medien in der Bundesregierung am Freitag, den 17. Mai in Berlin auf einer Pressekonferenz an. Das Kuratorium des DHM habe das so beschlossen.
„Die Rückgabe ist ein deutliches Signal, dass wir uns zur Aufarbeitung unserer kolonialen Vergangenheit bekennen und gemeinsam mit den Herkunftsstaaten konstruktive Wege für ein respektvolles Miteinander suchen“, sagte Kulturstaatsministerin Monika Grütters. Noch in diesem Jahr soll die über eine Tonne schwere Säule offiziell zurückgebracht und an Namibias Regierung übergeben werden.
Die Bundesrepublik Deutschland ist über das Auswärtige Amt Mitglied des DHM-Kuratoriums. Das hatte sich zuvor schon für die Rückgabe der Säule ausgesprochen. Die Staatsministerin für internationale Kulturpolitik im Auswärtigen Amt, Michelle Müntefering, sagte am Donnerstag, den 16. Mai: „Die Rückgabe von Kulturgütern ist ein wichtiger Baustein für unsere gemeinsame Zukunft mit Namibia.“ Am selben Tag hatte das Kuratorium des Deutschen Historischen Museums auf einer Sitzung die Rückgabe der Kreuzkapsäule beschlossen.
Die namibische Regierung in Windhoek hatte 2017 Berlin offiziell um die Rückgabe ersucht.
Das Kreuz wurde vor über 500 Jahren platziert
Vor 533 Jahren hatte der portugiesische Seefahrer Diego Cão 1486 im Auftrag seines Königs eine knapp vier Meter hohe Säule aus Stein mit einem Kreuz oben drauf an Namibias Skelettküste aufgestellt. Die Säule mit portugiesischer Inschrift und dem damaligen königlichen Wappen war ein Symbol für den Besitzanspruch Portugals auf das Territorium. Das hat sich nie verwirklicht, die Säule (portugiesisch: padrão) stand am Kreuzkap über 400 Jahre in Wind und Wetter. Gegen 1893 war sie ziemlich verwittert und wurde nach Berlin gebracht. Das kam so: Der Korvettenkapitän Gottlieb Becker hatte das steinerne Kreuz im Januar 1893 entdeckt und einfach auf das Marine-Schiff „Falke“ laden lassen. Monate später befand sich das Kreuz in der kaiserlichen Marineakademie in Kiel. Eine Nachahmung aus Holz wurde am Ursprungsort aufgestellt. Die hielt dem rauen Klima nicht lange stand. Auf Befehl von Kaiser Wilhelm II. wurde eine Nachbildung des Kreuzes aus Granit angefertigt, per Schiff ins damalige Deutsch-Südwestafrika gebracht und 1895 am Kreuzkap aufgestellt. Auf der Inschrift wurde auch der Kaiser erwähnt. Das Originalkreuz wurde dann in Berlin im Hof des Museums für Meereskunde ausgestellt und überdauerte zwei Weltkriege.
Laut des Wochenmagazins „Der Spiegel“ wurde das Kreuz in den fünfziger Jahren aus dem Bombenschutt geborgen, dabei ist es in drei Teile zerbrochen. Es wurde restauriert und dann im Museum für Deutsche Geschichte in Ostberlin auf der Museumsinsel ausgestellt. Nach der Wende wurde es in Deutsches Historisches Museum umbenannt.
Am Kreuzkap in Namibia wurde der Standort Ende der sechziger Jahre zum nationalen Denkmal erklärt, einige Jahre später wurde eine weitere Nachbildung der Kreuzkapsäule aufgestellt und beide Repliken sind von einer Umfriedung eingefasst. Nur wenige Meter entfernt am Strand können Touristen die große Robbenkolonie, die aus tausenden Tieren besteht, besuchen.
Brigitte Weidlich
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