Jedes Jahr ab September finden sich unzählige Besucher von der Nordhalbkugel an der Küste Namibias ein. Sie wollen den Sommer hier verbringen und nicht in der eisigen Kälte des Nordens. Manche legen deshalb über 10 000 Kilometer zurück. Es handelt sich hierbei um Seeschwalben und andere See- und Wattvögel. Besonders zahlreich sind die Flussseeschwalben, die von ihren Brutplätzen in Norwegen, Finnland, Schweden, Dänemark, Deutschland und den Niederlanden den langen Weg nach Swakopmund und Walvis Bay finden. Die Salzfelder bei Swakopmund, die Lagune von Walvis Bay und Sandwich Harbour sind international anerkannte Feuchtgebiete und sehr wichtig für diese Vogelarten. Manche von ihnen fliegen auch noch weiter bis nach Südafrika.
Aus Europa und Skandinavien kommen auch Trauer-, Küsten- und Brandseeschwalben. Sanderlinge und Zwergstrandläufer bewältigen den langen Weg an die namibische Küste von Grönland oder Sibirien. Hier gesellen sie sich zu Arten, die das ganze Jahr über bleiben und zu jenen, die wie die Damara-Seeschwalbe nur interkontinental wandern. Hartlaubsmöwen und Dominikanermöwen bleiben das ganze Jahr an unserer Küste, meist an der gleichen Stelle. Eilseeschwalben brüten u. a. in Lüderitzbucht und ziehen dann teilweise für einige Zeit nach Swakopmund, derweil Flamingos die Küste verlassen und ins Inland ziehen, sobald es geregnet hat und Pfannen mit Wasser gefüllt sind.
Wieder andere Arten brüten in den Sommermonaten an der Küste und müssen wegen der zahlreichen Feriengäste sehr viele Störungen in Kauf nehmen. Weißstirn-Regenpfeifer brüten am Rande von Salzpfannen und auf den Schotterebenen. Auch Fahlbandregenpfeifer ziehen hier ihre Jungen groß. Zu bestimmten Zeiten sind 80 Prozent des weltweiten Bestandes dieser Vogelart an Namibias Küste versammelt. 90 Prozent aller Damara-Seeschwalben brüten zwischen November und Februar in Namibia.
Der Swakopmunder Mark Boorman hat hierzulande die meisten Seeschwalben beringt. Er fährt regelmäßig zu den Salzfeldern von Swakopmund und Walvis Bay, um Ausschau nach beringten und seltenen Seevögeln zu halten. Er rät Vogelliebhabern, die Salzfelder aufzusuchen, um die verschiedensten Arten zu entdecken. Dazu gehören auch Steinwälzer, die ebenfalls aus dem hohen Norden hierherziehen, sowie die hiesigen Kormoranarten. Seltene Gäste sind z. B. der Rotschenkel und die Raubseeschwalbe – die weltweit größte Seeschwalbe. In der Lagune von Walvis Bay bei den Salzfeldern werden manchmal Odinshühnchen gesehen.
Bei Vogelbeobachtungen ist es wichtig, bei einigen Arten auf die Augenfarbe zu achten. So kann bei den Salzfeldern nördlich von Swakopmund zwischen den Hartlaubsmöwen manchmal eine Graukopfmöwe ausgemacht werden, die vor allem außerhalb der Brutsaison der Hartlaubsmöwe ähnlich sieht. Graukopfmöwen haben jedoch helle gelbliche Augen, derweil Hartlaubsmöwen dunkle Augen haben.
Die meisten Menschen sind indes vor allem von den rosaroten Farben des Zwergflamingos und seines größeren Artgenossen fasziniert. Flamingos haben hellgelbe Augen, rosa Beine, einen rosa Schnabel mit schwarzer Spitze und rosa Federn am Flügel. Zwergflamingos haben dunkelrote Schnäbel mit schwarzer Spitze, rosarote Färbung am Kopf und an den Flügeln sowie rosarote Bein.
Flamingos sind spezialisierte Filterfresser. Sie filtrieren vor allem winzige Algen und Krebse, die spezielle Carotinoide enthalten, aus dem Wasser-Schlammgemisch. Der Farbstoff Karotin lagert sich dann in den Federn der Flamingos ab und gibt ihnen die rosa Färbung.
Dirk Heinrich
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