In sieben Ländern Afrikas gilt sie als ausgestorben. In fast 90 Prozent ihres Verbreitungsraums in der Zeit um 1700 gibt es sie nicht mehr. Nur knapp 30 Prozent der Gebiete, in denen sie heute vorkommt, stehen in Form von Nationalparks unter Schutz. Insgesamt wird ihre Zahl auf 117.000 geschätzt, das ist nur rund ein Viertel der Gesamtzahl an Elefanten. Kein Zweifel: Es steht nicht gut um die Giraffe. Dabei ist sie eines der Wappentiere Afrikas.
Um auf ihre Gefährdung aufmerksam zu machen und für ihren Schutz zu werben, hat die Giraffe Conservation Foundation (GCF) 2014 den Welttag der Giraffe ins Leben gerufen. Als Datum wählte die GCF den 21. Juni. Das ist der längste Tag auf der nördlichen Hemisphäre und der Tag mit der längsten Nacht auf der Südhalbkugel der Erde.
Am heutigen Welttag der Giraffe hat die Organisation auch gute Nachrichten zu verkünden. So wurden laut Pressemitteilung der GCF in den vergangenen zehn Jahren Giraffen in vielen Gebieten wieder angesiedelt, in denen sie ursprünglich heimisch waren. Für dieses Jahr stehen weitere Wiederansiedlungs-Aktionen an – in Uganda, Mosambik, Angola und Namibia.
Vier Giraffen für zwei kommunale Hegegebiete
Erfahrene und Nachwuchs-Wildtierärzte an einer immobilisierten Giraffe im Etosha Heights Private Reserve. Foto: Giraffe Conservation Foundation (GCF)
Eine der Aktionen fand vor zehn Tagen im Norden Namibias statt. Zusammen mit dem Ministerium für Umwelt, Forstwirtschaft und Tourismus (MEFT), der Namibia University of Science and Technology (NUST) und der Organisation Integrated Rural Development and Nature Conservation (IRDNC) hat die GCF vier angolanische Giraffen umgesiedelt. Vom Etosha Heights Private Reserve, das sie gespendet hatte, wurden die Tiere in die kommunalen Hegegebiete (Conservancies) Ongongo und Otjiu-West in der Kunene-Region transportiert.
Die Umsiedlungs-Aktion diente zugleich zur Schulung von acht jungen Wildtierärzten aus sieben Ländern (Äthiopien, Nigeria, Zentralafrikanische Republik, Tansania, Sambia, Malawi und Namibia). Sie sammelten praktische Erfahrungen bei Fang, Immobilisierung, Transport und Auswilderung von Giraffen. Den Rahmen bildete ein zehntägiger Kurs zur Immobilisierung von Wildtieren. Er wurde finanziert und organisiert von der GCF und fand in Zusammenarbeit mit der School of Veterinary Medicine der Universität Namibia im Etosha Heights Private Reserve statt.
Anlässlich des Welttages der Giraffe gibt die Organisation heute Abend in Windhoek einen Einblick in ihre Arbeit. Im Rahmen des NEWS Talks der Namibian Environment & Wildlife Society halten Julian Fennessy und Michael Brown von der GCF in der Namibia Wissenschaftlichen Gesellschaft um 19.00 Uhr einen Vortrag über die Situation der vier Giraffen-Arten in den verschiedenen Gebieten Afrikas und über die Maßnahmen für ihren Schutz.
Mehr zur Situation der Giraffen, ihrer Erforschung und ihrem Schutz bietet der ausführliche Beitrag von NamibiaFocus "Welttag der Giraffe mahnt: Gentle Giants gefährdet" vom Juni 2022.
Giraffe im Spezial-Transportcontainer auf dem Weg in ihre neue Heimat in einem Hegegebiet im Nordwesten Namibias. Foto: Giraffe Conservation Foundation (GCF)
Autor dieses Beitrags ist Sven-Eric Stender. Er stammt aus Hamburg und arbeitet seit 1986 als Journalist. Seit 1998 lebt er in Windhoek und hat sich auf die Themen Reise, Natur, Menschen und Geschichte Namibias spezialisiert. Für Fragen oder Anregungen ist er zu erreichen unter editorial@namibiafocus.com.
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