Er war der Vorreiter für die nachhaltige Nutzung des Wildes in Namibia, ein Verfechter der waidgerechten Jagd, er setzte sich dafür ein, dass das Wild auf kommerziellen Farmen Eigentum des Farmers wurde und er war Gründungsmitglied des Namibia Berufsjagdverbandes (NAPHA). Zuletzt war er jahrelang der Ombudsmann von NAPHA (Namibia Professional Hunting Association) und bildete Namibier aller Volksgruppen zu Jagdführern, Berufsjägern oder Jagdgehilfen aus. Die Rede ist von Volker Grellmann, einem der ersten Berufsjäger des Landes.
Bis Anfang der 70er Jahre waren die Wildtiere in Namibia, damals Südwestafrika, Eigentum des Staates. Farmer nutzten das Wild auf ihren Farmen für den eigenen Kochtopf und sahen vor allem in den 50er Jahren Antilopen als Konkurrenz für die Rinder und das Kleinvieh auf ihren Weiden. Farmen wurden damals als „ohne Wildbestand“ und deshalb besonders gut angepriesen. Raubtiere wurden jahrzehntelang verfolgt; auf kommerziellen Farmen wurden Löwen, Tüpfelhyänen und Wilde Hunde ausgerottet.
Doch einige Farmer waren anderer Meinung und hegten das Wild auf ihren Farmen. Volker Grellmann gründete zusammen mit seiner Frau Anke das Jagdunternehmen ANVO Hunting Safaris. Grellmann hatte sich der Wildhege und Trophäenjagd verschrieben und konnte weitere Farmer für diese Idee gewinnen. Bei manchen Staatsdienern hingegen kam sie anfangs nicht gut an. Aber Stoffel Rochér, der von 1957 bis 1988 verschiedene Posten beim Naturschutz innehatte, bezeichnete Grellmann als Bindeglied zwischen Naturschutzbeamten und Jägern, Farmern sowie dem Privatsektor. Er habe ihm, Rochér, beim Entwerfen der Gesetzgebung mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Besonders die Gesetzgebung zur Trophäenjagd trage Grellmanns Handschrift.
In einem Interview erzählte Grellmann einst, dass er 1973 die Boxlegende Max Schmeling heranzog, um die Gesetzgeber davon zu überzeugen, dass das Wild Eigentum der Farmer werden sollte und dass die Trophäenjagd den Naturschutz unterstützen würde (Gondwana History, 2. Ausgabe). Durch das ANVO-Mitglied Dieter Metzger hatte Grellmann erfahren, dass sich Max Schmeling anlässlich der South African Multi-National Games in Südafrika aufhielt. Er wusste, dass Schmeling ein begeisterter Jäger war. Mit telefonischer Detektivarbeit fand er heraus, wo Schmeling untergebracht war und konnte schließlich mit ihm sprechen. Er lud Schmeling zur Trophäenjagd ein und bekam zu seiner Freude sofort eine Zusage.
Zwölf Tage verweilte die Boxlegende auf verschiedenen Farmen, die sich dem ANVO-Projekt angeschlossen hatten. Der ehemalige Schwergewichtsboxer war von Land, Natur und Menschen begeistert. Zusammen mit seinem Mitstreiter, Hubertus Graf zu Castell-Rüdenhausen, damals Vorsitzender des Jägervereins, ließ Volker Grellmann den Landesratsvorsitzenden Adolf Brinkmann wissen, dass der hochkarätige Gast gern einer Ratssitzung beiwohnen würde. Der Wunsch wurde gewährt und Max Schmeling erhielt sogar eine 15-minütige Redezeit. Er schwärmte von seinen Jagderlebnissen und von der einmaligen Natur des Landes. Das überzeugte den Landesrat und die Abgeordneten erklärten sich bereit, sich die Ideen der visionären Jagdfarmer anzuhören.
Grellmann setzte sich zudem dafür ein, dass die Gemeinschaften in den kommunalen Gebieten ebenfalls Nutzen aus dem Wild ziehen konnten. Das wurde laut Stoffel Rochér in der Gesetzgebung berücksichtigt und gab Grellmann die Gelegenheit, als erstes Jagdsafariunternehmen eine Konzession in einem kommunalen Gebiet zu bekommen. Grellmann baute ein Jagdcamp im ehemaligen Damaraland, in der heutigen Kunene-Region, auf. Es wurde die jetzige Palmwag Lodge & Camp.
Grellmann war 1981 im Damaraland, als die schlimmste Dürre des Jahrhunderts dort 90 Prozent des Wildbestandes dahinraffte. Er versuchte einige Tiere in der Nähe des Palmwag Camps zu füttern, doch das war ein Tropfen auf dem heißen Stein. Im Jahr darauf hatten die Kommunalfarmer südlich des Veterinärzaunes unzählige Probleme mit Löwen, da sich die Bestände dank der unzähligen geschwächten Tiere fast verdoppelt hatten. Nun fehlte die natürliche Beute und die Löwen gingen an die bereits dezimierten Herden der Kommunalfarmer. Wieder musste Grellmann eingreifen.
Volker Grellmann, geboren am 19. Juni 1942 in Deutschland, kam 1952 nach Namibia (Südwestafrika). Nach der Schule studierte er Modedesign und Vermarktung in München. Spätere änderte eine Safari seinen Lebensweg. 1966 heiratete er seine Frau Anke; aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor.
Grellmann war nicht nur Gründungsmitglied der NAPHA sondern 1980 auch des NGC (SWA National Game Committee), von FENATA (Federation of Namibian Tourism Associations), APHA (African Professional Hunters Association), CANAM (Conservancy Association Namibia), NATH (Namibian Academy for Tourism and Hospitality) und des Namatanga Hegegebiets. Im Jahre 2000 gründete er die ERPHAN (Eagle Rock Professional Hunting Academy Namibia). Von 1983 bis 1991 war er der Präsident von NAPHA und diente in zahlreichen weiteren Positionen in nationalen und internationalen Verbänden. Er war Mitglied in unzähligen Vereinen und Komitees und wurde für zahlreiche Verdienste ausgezeichnet.
Am frühen Morgen des 16. September 2019 starb der „Vater“ der namibischen Jagdindustrie.
Dirk Heinrich
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