In ariden Gebieten regnet es oft jahrelang nicht. Gehen dann endlich leichte Schauer nieder, saugt der ausgedörrte Boden die Feuchtigkeit sofort auf. Pflanzen und Tiere profitieren kaum von den wenigen Millimetern Regen. Die Feuchtigkeit verdunstet schnell. Regnet es aber mal kurz und kräftig, scheint das Leben zu explodieren. In Pfützen tummelt sich nach wenigen Tagen kleines Getier, das Ähnlichkeit mit Kaulquappen hat.
Jahrelang können die Eier von Triops, oder Kieferfüßern, im staubigen Boden arider Gebiete liegen. Gehen kräftige Regenschauer nieder und bilden sich Tümpel, die nicht in wenigen Tagen austrocknen, schlüpfen die jungen Urzeitkrebse. Diese lebenden Fossilien bevölkern die Erde schon seit über 250 Millionen Jahren. Sie gehören zur Klasse der Kiemenfußkrebse und zur Ordnung der Rückenschaler. Laut der ‚Namibia Biodiversity Database‘ kommen in Namibia, gestützt auf die wenigen bisherigen Forschungsarbeiten, zwei Arten vor: Triops cancriformis, der Sommer-Kieferfuß, und Triops granarius.
Nachfragen bei Prof. Michelle Hamer, Direktorin für Biosystematics & Research Collection Initiatives beim South African Biodiversity Institute (SANBI), ergaben, dass im südlichen Afrika bisher kaum Forschung betrieben wurde. Es sei nicht sicher, welche Arten im südlichen Afrika vorkommen, sagte die Professorin. In Namibia und Südafrika komme die Art Triops granarius vor, die auch in China und Japan zu finden sei. Vor einiger Zeit durchgeführte DNA-Tests an einigen wenigen Exemplaren zeigen, dass es vermutlich vier verschiedene Urzeitkrebs-Arten gibt. Bisher wurde jedoch zu wenig und an zu wenigen Exemplaren geforscht. Allein in Namibia müssten an zahlreichen Orten Triops gesammelt und wissenschaftlich untersucht werden. Allem Anschein nach ist die südafrikanische „Art“ näher mit der tunesischen als mit der namibischen „Art“ verwandt.
Insgesamt ist wenig über diese Krebstiere bekannt. Sie ernähren sich vermutlich von lebenden und toten Tieren und wachsen in ihren temporären Wassertümpeln sehr schnell. Diese lebenden Fossilien pflanzen sich ungeschlechtlich und geschlechtlich fort, denn sie sind Zwitter. Allem Anschein nach legen sie Unmengen von Eiern ab, die dann jahrelang im trockenen Boden liegen und auf die nächste günstige Gelegenheit warten. Offenbar schlüpfen jedoch nicht aus allen Eiern Larven, sogenannte Nauplien, sondern nur aus einem Teil, damit die Nachkommenschaft im Notfall gesichert ist.
Dieses Jahr habe ich im April zahlreiche Triops zusammen mit Kaulquappen in einer Pfütze an einem Picknickplatz an der Straße C35 zwischen Kamanjab und Ruacana entdeckt. Die bis zu sieben Zentimeter langen Urzeitkrebse waren auf den ersten Blick kaum von den Kaulquappen zu unterscheiden. Vor vielen Jahren fand ich hunderte Triops in einer großen Wasserpfütze im Kuiseb Canyon. Wo genau diese interessanten Tiere hierzulande vorkommen, ist noch nicht erfasst worden.
Dirk Heinrich
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