Spinnen sind eklig, gefährlich, angsteinflößend. So denken die meisten Menschen und töten deshalb unzählige harmlose und nützliche Spinnen. In Namibia kommen sehr viele Arten vor, die bis auf wenige für den Menschen harmlos sind. Besonders die großen Spinnen sind harmloser als ihr Aussehen und ihr Ruf.
Selenopiden, hierzulande als Wandspinnen (Selenopidae) bekannt, sind oft in Gebäuden zu finden. Diese sehr flache Spinne mit einem Durchmesser bis zu 5 Zentimetern eilt auf der Suche nach Nahrung oder Deckung blitzschnell über die Wände. Viele Menschen haben Angst vor diesen Spinnen und töten sie, dabei sorgen Selenopiden dafür, dass Moskitos und Fliegen sowie anderes Ungeziefer aus der Wohnung verschwinden. Für den Menschen sind sie völlig harmlos.
Diese Spinnen sind äußerst faszinierend: Sie sind das Landtier, das sich am schnellsten um die eigene Achse drehen kann. Landet oder läuft ein Insekt neben der Wandspinne, kann sich die Spinne so schnell um 180 Grad drehen, dass es einer Fliege oder einem Moskito nicht mehr gelingt davonzufliegen. Innerhalb eines Wimpernschlags dreht sich diese Spinne drei Mal um die eigene Achse. Weltrekord!
Angsteinflößend sind auch die Walzenspinnen (Solifugae). Einige Arten, fast handtellergroß, orange und haarig, werden oft für Taranteln gehalten. Dabei sind diese Spinnen gar keine echten Spinnen, denn sie haben keine Giftdrüsen und keine Spinndrüsen. Zudem haben sie scherenförmige Kieferklauen anstelle von Beißklauen. Im Verhältnis zur Körpergröße haben Walzenspinnen die stärksten Beißwerkzeuge im Tierreich. Weltrekord! Mit diesen doppelten Kieferklauen, die sie auch seitwärts bewegen können, zerkleinern sie ihre Mahlzeit aus Insekten, Spinnen und kleinen Reptilien. Ich habe beobachtet wie eine Walzenspinne an einer frischen toten Maus gefressen hat und dabei Muskeln und Knochen zerkleinerte.
Viele fürchten sich vor Vogelspinnen, wie die Ceratogyrus sanderi, weil diese haarigen, meist dunkel gefärbten Spinnen als besonders gefährlich gelten. Dabei haben die Spinnen Angst vor dem Menschen und versuchen sich schnellstens zurückzuziehen, wenn wir uns nähern. Diese Spinnen sind hierzulande ebenfalls harmlos, können aber wie die Walzenspinne einen schmerzhaften Biss zufügen. Daher ist es erstaunlich, dass weltweit unzählige Vogelspinnen als Haustiere gehalten werden. Keine Spinne attackiert je einen Menschen.
Vor allem in der Regenzeit ist die Seidenspinne (Nephila senegalensis annulata) in freier Natur zu entdecken, wenn sie ihr Netz zwischen Büschen spannt und in der Mitte wartet, dass sich Beute darin verfängt. Hat die schwarzgelbe Spinne eine Körperlänge von etwa vier Zentimetern, ist ein Weibchen. Die Männchen sind sehr klein, meist weniger als einen Zentimeter lang. Auch diese Spinnen sind für den Menschen völlig harmlos, aber manch einer erschreckt sich, wenn er plötzlich das Spinnengewebe im Gesicht spürt, während er durch den Busch streift.
Nicht sehr oft begegnet man den großen Spinnen der Namib-Wüste, die ein sehr interessantes Verhalten aufweisen. Wie viele der großen Spinnen sind auch diese sehr hellgefärbten Vertreter ihrer Gattung nachaktiv und halten sich tagsüber in selbstgegrabenen Höhlen im Sand auf. Im Lichtkegel einer Taschenlampe kann es aussehen, als ob eine dieser Spinnenarten tanzen würde – denn sie kommuniziert mit Artgenossen, indem sie mit den Vorderfüßen auf den Sand trommelt. Deshalb wird sie Tanzende Weiße Dame (Leucorchestris arenicola) genannt. Eine weitere Spinne der Namib-Wüste hat eine einmalige Methode entwickelt, um Feinden zu entkommen. Die Goldene oder Afrikanische Radspinne (Carparachne aureoflava) winkelt bei Gefahr ihre acht Beine an, kippt auf die Seite und rollt blitzschnell den steilen Hang der Düne hinunter. Unten angekommen, bringt sie sich zu Fuß weiter in Sicherheit.
Dirk Heinrich
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