Mark Boorman aus Swakopmund und ich beringten im September dieses Jahres zum dritten Mal nach 2015 und 2016 knapp mehr als 500 Scharlachspinte bei der Brutkolonie zwischen dem Zambezi Mubala Camp (ehemals Island View Lodge) und der Zambezi Mubala Lodge (früher Kalizo Lodge). Der Unterschied diesmal: Jim Kairu, Dozent für Wildlife Management am Campus der Universität von Namibia (UNAM) in Katima Mulilo in der Sambesi-Region, war mit von der Partie. Der gebürtige Kenianer möchte die Scharlachspinte erforschen. Außerdem waren der Leiter der Abteilung Wildlife Management und Ökotourismus der UNAM am Katima Mulilo Campus, Dr. Ekkehard Klingelhoeffer, und 22 Studenten bei der Beringung der meisten der insgesamt 530 Scharlachspinte und bei der Abmessung und Untersuchung der Vögel zugegen.
Die Studenten hatten zwei Tage lang die Gelegenheit, sich über das Beringen zu informieren, lernten mehr über die Scharlachspinte und deren Rolle in der Natur sowie für den Tourismus, und wie viele Fragen über diese farbenfrohen Vögel noch unbeantwortet sind. Unterstützt wurde das fast viertägige Beringen durch die Gondwana-Gruppe, die Unterkunft und Mahlzeiten für uns zwei Beringer zur Verfügung stellte.
Um die inzwischen zahlreichen Fotografen und natürlich die immer mehr werdenden Scharlachspinte nicht allzu unnötig zu stören, stellten wir unsere Netze am Rande der Brutkolonie an der südwestlichsten Ecke auf – am frühen Morgen und späten Nachmittag, wenn die Vögel in der Kolonie am aktivsten waren. Dann versammelten sie sich zu tausenden, um Grashalme davonzutragen und ihre Nisthöhlen in den Boden zu graben. Am Vormittag und frühen Nachmittag verließen die Spinte das Gebiet auf der Suche nach Nahrung. Kurz nach Sonnenuntergang verschwinden die Vögel wie auf Befehl in den Nisthöhlen und plötzlich tritt Ruhe ein. Am nächsten Morgen scheinen sie auf Kommando eines einzelnen Vogels alle zusammen aus den Nisthöhlen zu kommen, um hoch über dem Brutplatz die Flügel zu strecken und sich lauthals zu begrüßen. Kurz danach beginnen sie wieder mit dem Nestbau, verteidigen ihren Brutplatz und sorgen für eine ständige Geräuschkulisse.
Aufgescheucht werden die scharlachroten Vögel immer wieder von Schmarotzermilanen und ab und zu von der Afrikanischen Rohrweihe, die sich unvorsichtige Vögel greifen. Von den Menschen am Rande der Kolonie, die fotografieren oder beringen, lassen sie sich kaum stören und setzen sich wenige Meter von ihnen nieder.
In diesem Jahr haben wir zusammen mit den Studenten und Dozenten bei jedem Vogel, der beringt wurde, nachgesehen ob der Brutfleck voll entwickelt war. Der Brutfleck ist eine gefiederfreie, äußerst gut durchblutete Hautstelle am Vorderbauch brütender Vögel, mit der die Wärmeübertragung auf das Gelege durch direkten Kontakt gewährleistet wird. Alle untersuchten Vögel wiesen zu Beginn der diesjährigen Brutsaison den Brutfleck auf. Somit kann davon ausgegangen werden, dass Männchen und Weibchen am Brutgeschäft beteiligt sind, was wissenschaftlich bisher noch nicht belegt wurde.
Auf Wunsch von Dr. Klingelhoeffer und Jim Kairu wurden Federproben der Bienenfresser genommen. Sobald ein Labor gefunden wird, das die Proben für UNAM analysieren kann, sollen wichtige DNA-Proben durchgeführt werden. Möglicherweise kann auch das Geschlecht eines jeden Vogels bestimmt werden.
Weiterhin erhoffen wir uns, dass zumindest einer der inzwischen mehr als 1500 beringten Vögel in seinem Winterquartier gefunden wird, damit wir endlich wissen, wohin genau diese Vögel in unserem Winter ziehen. Sie halten sich im Südwinter in Äquatorial-Afrika auf und kommen ab August zurück an den Sambesi. Bis Anfang Dezember sind die Scharlachspinte bei der Brutkolonie zu beobachten. Sobald die Jungen flügge sind, verteilen sie sich mit ihren Eltern über weite Gebiete, auch nach Süden bis in den Khaudum-Nationalpark. Ab April geht es dann wieder nach Norden.
Dirk Heinrich
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