Im August und September hat der Himmel über großen Teilen Namibias eine grauweiße Farbe. Die Schatten sind nicht tiefschwarz und selbst die Landschaft in der Ferne scheint einen blaugrauen Schleier zu haben. Ist man im Flugzeug unterwegs, erkennt man die Schmutzschicht, die bis zu 12000 Fuß (3657 Meter) über dem Meeresspiegel liegt, etwa 2000 Meter über dem Boden. Der Grund für den grauweißen Himmel und die Luftverschmutzung hoch über dem Boden sind unzählige, teilweise riesige Buschfeuer vor allem in Nordost-Namibia und in den Nachbarländern Angola, Sambia und Botswana.
Die kommunalen Gemeinschaften zünden am Ende des Winters das trockene Gras an, um nach Beginn der Regenzeit so schnell wie möglich frisches grünes Gras für ihr Vieh zu haben und teilweise auch, damit wilde Tiere keine Gelegenheit haben, sich unentdeckt in der Nähe ihrer einfachen Hütten und Siedlungen aufzuhalten. Dass die unnatürlichen frühen Feuer im Mai, Juni und Juli wertvolle Weide und natürliche Ressourcen vernichten, wird meist nicht beachtet. Sehr viele Veldbrände entstehen – nicht nur im Nordosten des Landes – durch Unachtsamkeit und richten vor allem in Nationalparks und auf kommunalen und kommerziellen Farmen gewaltige Schäden an der Infrastruktur an. Immer wieder kommen Tiere und manchmal auch Menschen ums Leben. Manche Feuer wüten tagelang.
Kommerzielle Farmer versuchen die Brände zu löschen, indem sie mit auf Fahrzeuge montierten Wasserspritzen das Feuer bekämpfen oder die Flammen ausschlagen. Oft helfen jedoch nur noch Gegenbrände. Diese Methode wird häufig auch in den Nationalparks angewendet. Wer sich allerdings nicht auskennt und die Gegenbrände falsch legt, kann damit Todesfallen für Tiere und auch für Menschen schaffen.
Veldfeuer sind in der Natur nicht ungewöhlich und zur richtigen Zeit sogar notwendig. Manche Samen brauchen extreme Hitze zum Keimen. Manche Buscharten werden mit Hilfe des Feuers zurückgedrängt, bevor sie andere Pflanzenarten verdrängen. Dichtes Unterholz wird vernichtet, anschließend können zahlreiche Pflanzen wieder gedeihen. Viele Tiere profitieren ebenfalls von natürlichen Bränden, denn sie fressen die zahlreichen Insekten und Kleintiere, die vor den Flammen flüchten. Nach dem Feuer finden Schädlinge keine Deckung mehr und werden zur leichten Beute ihrer Fressfeinde.
Seit 1994 beobachtet das Nationale Fernerkundungs-Zentrum des Direktorats für Forstwirtschaft im Ministerium für Landwirtschaft, Wasserbau und Forstwirtschaft die Veldbrände via Satelliten. Jedes Buschfeuer und die Größe der abgebrannten Fläche in jeder Region des Landes wird in einer Datenbank erfasst. Daraus wurde errechnet, welche Flächen unter normalen Umständen in den jeweiligen Regionen in den verschiedenen Monaten abbrennen. Diese Feuer sind entweder natürlichen Ursprungs (Blitzeinschlag) oder durch Menschen verursacht. Selbst Natur- und Umweltschützer haben Programme, wonach in bestimmten Gebieten Feuer gelegt werden, um alte Vegetation zu vernichten, damit sich neue Pflanzen entwickeln können. Diese Maßnahme soll der Artenvielfalt zugutekommen.
Besonders in der Zeit zwischen dem Ende des Winters und vor den ersten großen Regenfällen ist es wichtig, dass jeder – ob Besucher auf einer Farm, Angestellte bei Lodges, Touristen oder jene, die in kommunalen Gebieten leben – darauf achtet, dass kein Feuer, das zum Kochen entzündet wird, außer Kontrolle gerät und das Veld entfacht. Das ist besonders an windigen Tagen eine große Gefahr.
In den vier Monaten von Juni bis September brannten laut dem Fernerkundungs-Zentrum 2829,34 Quadratkilometer in der Sambesi Region ab, davon im August 429,288 km² und im September 2243,50 km². Zahlreiche Feuer wüteten im Bwabwata-Nationalpark und einige im Mudumu- und im Nkasa-Rupara-Nationalpark. Zudem waren etliche kommunale Hegegebiete betroffen. In den Regionen Kavango-Ost und Kavango-West fielen von Juni bis Ende September 4232,06 km² den Flammen zum Opfer. Im August 816,488 km² und im September 3350,76 km² – was darauf hindeutet, dass die Brände in diesem Jahr spät gelegt wurden.
In der Otjozondjupa-Region brannte es hauptsächlich im ehemaligen Buschmannland, wobei 2970,09 km² in schwarze Erde verwandelt wurden, davon 757,252 km² im August und weitere 1729,87 km² im September. Insgesamt 467,05 km² brannten in der Omaheke-Region ab, davon im August 257,325 km² und im September 203,66 km². Im August brannten in der Oshana-Region durch ein einziges Feuer 259,746 km² ab, nachdem zuvor keine Brände gemeldet worden waren. Im September brannten weitere 15,01 km² ab. Östlich und nördlich sowie im Etosha-Nationalpark fielen bei einigen kleineren Bränden in vier Monaten insgesamt 33,204 km² den Flammen zum Opfer, so der Bericht des Nationalen Fernerkundungs-Zentrums.
Dirk Heinrich
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