Strand, Brandungswellen des Atlantiks, Möwengeschrei und der Blick über das weite Meer, die Silhouette eines Schiffs, das am Horizont verschwindet – das ist für viele Besucher der namibischen Küste Inbegriff für Urlaub schlechthin.
Schiffe und Boote wecken das Fernweh, da braucht man nur mal 30 km von Swakopmund nach Walvis Bay zu fahren und den Hafen zu besuchen, oder tief im Süden die kleine idyllische Hafenstadt Lüderitzbucht.
Swakopmund hatte ganz früher auch einen Hafen, daran erinnert der von weitem sichtbare Leuchtturm, das Wahrzeichen der Küstenstadt. „Warum hat Swakopmund einen Leuchtturm, hier ist doch gar kein Hafen?“ Diese Frage stellen Touristen oft, wenn sie den runden, rot-weiß angemalten Turm in Strandnähe und die nebenan gelegenen Wohnungen fotografieren, in denen früher Hafenarbeiter untergebracht waren.
Der Hafen existierte zur deutschen Kolonialzeit (1884-1915) und begann mit dem Bau der Mole, die sehr schnell versandete. Daher wurde später weiter südlich die eiserne Landungsbrücke gebaut. Das nahe gelegene Walvis Bay war britisches Gebiet und das deutsche Kaiserreich brauchte einen eigenen Hafen.
So kam im November 1898 der Regierungsbaumeister Wilhelm Ortloff mit einem Bautrupp ins damalige Deutsch-Südwestafrika. Eine Landungsstelle sollte gebaut werden. Das war die Mole, die noch heute existiert und ein beliebter Aussichtspunkt ist.
Für die Hafenanlage war auch ein Leuchtturm geplant, der Schiffen den Weg weisen sollte. Zuvor gab es nur einen Metallbaken auf der Mole, der bei stürmischer See nach wenigen Monaten weggerissen wurde.
Der Swakopmunder Leuchtturm
Im Juli 1902 war Baubeginn. Als Standort wurde ein Hügel etwas weiter weg von der Mole und dem Strand gewählt. Wegen der rauhen Brandung wurde davon abgesehen, den Leuchtturm direkt am Strand oder gar vor der Küste zu errichten.
Der 11,5 m hohe Leuchtturm in Grundform wurde aus behauenen Bruchsteinen gebaut. Oben drauf kam die Kuppel mit einem runden Dach, in der das Leuchtwerk, bestehend aus starken Glaslinsen, eingebaut wurde. Mehrere Linsen wurden vertikal aufgestellt und nebeneinander auf einem Kreis angeordnet. Der Kreis ist drehbar gelagert und die Lichtbündel der Linsen erzeugen das für Leuchttürme charakteristische Blinkmuster. Ein Geländekranz außen erlaubt einen kompletten Rundgang. Das Treppenhaus ist innen im Turm.
Wenige Jahre später, anno 1910, wurde der Leuchtturm um zehn Meter erhöht. Später wurde er auf über 30 m erhöht, indem die Kuppel abgebaut und später wieder aufgesetzt wurde.
Leuchtturmwärter sorgten viele Jahre für das starke Blinklicht des Leuchtfeuers. Seit 1956 werden die Leuchtsignale automatisch gesendet. Da in Swakopmund und Umgebung oft starker Nebel herrscht, war und ist der Leuchtturm für Schiffe, Fischkutter und Segler sehr wichtig. Auch den Swakopmunder Bürgern dient er seit 118 Jahren als Richtungsweiser in der Nacht. Nach einer langen Autofahrt ist sein Leuchtfeuer für Reisende abends ein tröstliches Zeichen, das man bald am Ziel ist.
1940 wurde auf dem Kuppeldach ein Funkfeuer hinzugefügt, das zusätzliche Positionssignale an die Schiffe auf See funkte.
Das 1982 neu installierte Leuchtfeuer auf 35 Meter Höhe sendet alle 10 Sekunden zwei weiße Lichtblitze im Abstand von 2,3 Sekunden aus. Die Lichter sind bis zu einer Entfernung von 33 Kilometer zu sehen, ganz früher betrug die Reichweite 14 Kilometer. 2011 wurde der Leuchtturm gründlich renoviert.
Im Wandel der Zeiten
Nach der deutschen Zeit wurden alle Leuchttürme an Namibias Küste jahrzehntelang von Südafrikas Hafenbehörde (South African Harbours & Railways, später PortNet) verwaltet. Namibia wurde 1990 unabhängig, erhielt aber erst 1994 seine eigene Hafenbehörde, NamPort. Namibias neue Regierung verhandelte mit Südafrikas damaliger Apartheidsregierung mehrere Jahr, bis im Februar 1994 endlich der Hafen von Walvis Bay, das Stadtgebiet und die Enklave, sowie alle Küsteninseln namibisches Gebiet wurden. Auch das Inventar, einschließlich dem in Lüderitzbucht, und die Leuchttürme wurden übertragen.
Wie lange das Swakopmunder Wahrzeichen noch vom Meer aus weithin sichtbar sein wird, steht in den Sternen. Unterhalb des Leuchtturms soll ein klotziger Neubau entstehen, mit Apartments, Geschäften und Restaurants. Es soll so hoch gebaut werden, dass das Leuchtfeuer zum Meer hin blockiert wird. Die Bürger waren empört. Die Hafenbehörde NamPort gab dann bekannt, dass sie nicht zulassen werde, dass Schiffe ihren Navigationspunkt verlieren. Die Architekten der Neubau-Bauherren entwarfen flugs einen neuen Plan mit einem Mini-Leuchtturm, deraus dem Dach des geplanten Neubaus ragt und das Leuchtfeuer erzeugen soll. Das gefiel aber nicht. Vorerst ruht das Projekt.
Weit weg vom Hafen - der Leuchtturm von Walvis Bay
Im Gegensatz zu Swakopmund hat Walvis Bay einen Hafen, aber keinen Leuchtturm – zumindest auf den ersten Blick. Man sieht seine Blinkzeichen nur in der Nacht und den 1915 errichteten Turm tagsüber nur bei ganz klarem Wetter, was recht selten ist. Die damalige britisch-südafrikanische Hafenbehörde hatte sich vor 105 Jahren entschieden, den Leuchtturm auf der Spitze einer weit entfernten Landzunge – Pelican Point – zu bauen. Walvis Bay (Bucht der Wale) ist als Bucht eigentlich nur aus der Luft zu erkennen, weil sie so riesig ist. Die schmale Landzunge ist bei Ebbe mit dem Auto – Allradantrieb wird empfohlen – zu erreichen und mit Genehmigung. Die Landzunge ist Vogelschutzgebiet. Dort wo der Leuchtturm steht, gibt es inzwischen eine Touristen-Lodge.
Das erste Leuchtfeuer am 'Pelican Point‘ wurde im Juni 1915 errichtet und bestand aus einer kleinen automatischen Acetylen-Gaslaterne, die auf einem in den Sand gerammten Holzpfahl montiert war. Siebzehn Jahre später, 1937 wurde diese Installation durch einen vorgefertigten runden Turm aus Guß-Eisen ersetzt. Dieser war 1913 als Ersatz für einen Leuchtturm in Durban, Südafrika gekauft worden, dort jedoch nie verwendet worden. So wurde er nach Walvis Bay gebracht.
Der 30,7 m hohe Leuchtturm war ursprünglich grau angestrichen, aber die Seeleute beklagten sich darüber, dass er tagsüber kaum sichtbar war, insbesondere bei dem oft trüben und nebligen Wetter. Nach einigen Experimenten mit verschiedenen Farben wurde der Turm schließlich schwarz-weiß angestrichen.
Neue Entwicklungen
Als die Hafenstadt Walvis Bay größer wurde und der Hafenbetrieb zunahm, reichte die vorhandene Lichtquelle des Leuchtfeuers nicht mehr aus. Es wurde 1955 durch eine 500 mm Acetylen-Gaslaterne und vier Jahre später durch eine 250-Watt starke Wattlampe ersetzt.
Da der Hafen weiterhin rasant expandierte, musste der Leuchtturm noch weiter ausgebaut werden. So wurde das Leuchtfeuer 1961 mit einem automatischen Drehsockel ausgestattet, der ein stärkeres Blinklicht lieferte. Es sendet alle dreißig Sekunden drei Blitze (kurz-lang-lang) aus. Die drei Blitze werden im Abstand von 3,6 Sekunden gesendet.
Der Leuchtturm wurde auch mit einem modernen elektrischen Nebelsignal ausgestattet. Ein Maschinenraum und Wohnräume für die Leuchtturmwärter wurden errichtet und öfters umgebaut, um die Bildung von Sanddünen gegen die Gebäude zu vermeiden.
Während das Leuchtfeuer durch die Einführung moderner Positionierungssysteme einen Teil seiner Navigationsbedeutung verloren hat, weist der Turm an seinem einsamen Standort Seeleuten immer noch den Weg.
Drei Türme in Lüderitzbucht
In der südlichen Hafenstadt Lüderitzbucht gibt es tatsächlich gleich drei Leuchttürme, die sehr unterschiedlich sind. Auf der dem kleinen Hafen vorgelagerten Haifisch-Insel gibt es den quadratischen Leuchtturm mit nur 12 m Höhe. Er wurde 1903 errichtet und 1910 wieder abgeschaltet. Direkt an den Turm angeschlossen ist das Leuchtturmwärterhaus. Die Laterne wurde entfernt. Der Turm mit dem Wärterhaus ist heute Teil einer Lodge des staatlichen Tourismusunternehmens ‚Namibia Wildlife Resorts‘ und man kann dort Übernachtungen buchen.
Ganz in der Nähe befindet sich ein 15 m hoher Stahlgerüstturm, der als Leuchtturm dient und als neuer Leuchtturm bekannt ist. Er sendet je nach Himmelsrichtung alle 7,5 Sekunden ein rotes oder grünes Licht für 2,5 Sekunden über eine Distanz von 8 Seemeilen (etwa 15 km).
Etwas außerhalb von Lüderitzbucht befindet sich die Diazspitze (Engl.: Diaz Point) und dort steht der dritte Leuchtturm. Dort hatte der portugiesische Seefahrer Bartolomeo Diaz vor über 500 Jahren seine Kreuzsäule aufgestellt.
Der Leuchtturm sendet seit 1915 seine Lichtsignale aus. Er ist 28 m hoch, rund und rot-weiß angestrichen. Der Sockel ist kurioserweise sechseckig und besteht aus behauenen Bruchsteinen.
Was ist eigentlich Pharologie?
Leuchttürme bedeuten für Seeleute seit jeher Orientierung, Sicherheit und das sprichwörtliche Licht in der Dunkelheit. Da durch moderne Navigation per Satellit ihre Rolle weniger relevant geworden ist, gibt es internationale Bemühungen durch verschiedene Vereinigungen, historische Leuchttürme zu erhalten. Amateurfunker verbinden sich einmal im Jahr, um Leuchttürme anzufunken und so auf ihren Erhalt aufmerksam zu machen. Auch der Swakopmunder Leuchtturm war einige Male mit dabei. Die verschiedenen Lichtsignale sind für die Seefahrt in Register eingetragen.
Pharologie ist Leuchtturmkunde. Das Wort stammt aus dem Griechischen nach der ägyptischen Insel Pharos bei Alexandria. Dort wurde 279 Jahre v. Chr. ein über 100 m hoher Leuchtturm fertig gebaut, der fast 1.600 Lichtsignale sendete. Er war als Pharos bekannt. Im Jahr 1303 stürzte er bei einem Erdbeben ein.
Brigitte Weidlich
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