Ohne ihn könnten sich viele Menschen im Nordosten Namibias ihr Leben wohl kaum vorstellen. Seine Früchte und Nüsse sind ihr täglich Brot. Mit dem Öl der Nüsse pflegen sie ihre Haut. Am heutigen nationalen Tag des Baums würdigt Namibia ihn offiziell als Baum des Jahres 2022: den Manketti-Baum (Schinziophyton rautanenii).
Der Tag des Baums findet in Namibia jedes Jahr am zweiten Freitag im Oktober statt. Landesweit werden Bäume gepflanzt. Das Umweltministerium Namibias gab 1990 eine Liste heraus, auf der bis zum Jahr 2025 die Bäume des Jahres verzeichnet sind.
Der Manketti-Baum gehört zur Familie der Wolfsmilch-Gewächse (Euphorbiaceae) und ist im zentralen und südlichen Afrika verbreitet. Er braucht sandigen, gut drainierten Boden. So ist es kein Wunder, dass man ihn in Namibia in der nördlichen Kalahari findet. Genauer: In den Trockenwäldern der Regionen Kavango-West und Ost sowie in der Sambesi-Region, wo im Schnitt mindestens 400 mm Regen im Jahr fällt.
Lange Pfahlwurzel zapft Grundwasser an
An seinen eher trockenen Lebensraum ist er ideal angepasst. Mit einer langen Pfahlwurzel, die das Grundwasser auch in größerer Tiefe erreicht. Mit einem Stamm, der bis zu ein Meter Durchmesser erreicht und Wasser speichert. Und mit einer dicken Rinde, die ihn nicht nur vor Verdunstung schützt. Sondern auch vor Buschfeuer.
Man kann den Manketti-Baum an seiner großen, symmetrischen Krone erkennen. Im Schnitt erreicht er eine Höhe von 10 bis 15 Metern. Stamm und Rinde sind gelblich bis grau und glatt. Seine Blätter sind oval und bilden zu fünft oder zu siebt ein Fiederblatt. In der Trockenzeit wirft der Baum sie ab.
Zu Beginn der Regenzeit, im September und Oktober, entwickelt der Manketti-Baum gelblich-weiße Blüten und goldene bis rotbraune, behaarte Kelchblätter. Ab einem Alter von etwa 25 Jahren tragen weibliche Bäume Früchte. Bis zu 950 kg pro Baum.
Nüsse sind fett- und proteinhaltig
Die Früchte sind eiförmig und behaart. Wenn sie reifen, wird ihre Schale hart und braun. Daher halten sie sich bis zu einem Jahr. Das Fruchtfleisch ist mehlig und besteht nur aus einer dünnen Schicht.
Den größten Teil nimmt die hartschalige Nuss ein, die sehr fett- und proteinhaltig ist. Die Menschen der Gegend essen sie ganz oder zerstampfen sie zu einer Paste, die sie ihren Speisen zufügen. Auch gewinnen sie aus der Nuss Öl zur Hautpflege.
Das Holz des Manketti-Baums dagegen wird kaum genutzt. Weich wie Balsa-Holz, eignet es sich weder als Baumaterial noch für die Fertigung von Möbeln. Zum Glück, muss man sagen. Botanikern zufolge ist er vom Rückgang des Baumbestandes in den Wäldern Namibias (siehe Bericht von NamibiaFocus) nicht betroffen.
Benannt nach einem Botaniker und einem Missionar
Der lateinische Name des Manketti-Baums, Schinziophyton rautanenii, erinnert übrigens an zwei Europäer, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ins Gebiet des heutigen Namibia kamen. Der Schweizer Botaniker Hans Schinz (1858 - 1941) sammelte Pflanzen, der finnische Missionar Martti Rautanen (1845 - 1926) gründete die Missionsstation Olukonda bei Ondangwa (siehe Hintergrund-Bericht von NamibiaFocus).
Mehr Infos zum Manketti-Baum bieten Wikipedia und ein ausführlicher Beitrag der namibischen Baum-Expertin Luise Hoffmann in der Online-Ausgabe der Tageszeitung The Namibian: Teil 1 und Teil 2.
Autor dieses Beitrags ist Sven-Eric Stender. Er stammt aus Hamburg und arbeitet seit 1986 als Journalist. Seit 1998 lebt er in Windhoek und hat sich auf die Themen Reise, Natur, Menschen und Geschichte Namibias spezialisiert. Für Fragen oder Anregungen ist er zu erreichen unter editorial@namibiafocus.com.
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