Etwas ablegen von den bekannten Sehenswürdigkeiten in Namibia liegt die kleine Küstenstadt Lüderitzbucht, die wunderbar mit einem Besuch der wilden Pferde der Namib in Garub und von Klein-Aus Vista verbunden werden kann.
Seit meinem letzten Besuch dort vor einigen Jahren hat sich hier einiges getan, zum Beispiel ist das alte Elektrizitätswerk vollständig renoviert und ausgebaut worden und auch die Waterfront in Robert Harbour lädt nun mit Restaurants und kleinen Geschäften zum Verweilen ein. Von hier starten Bootstouren zu den vorgelagerten Inseln, bei denen man Pinguinen, Delfinen, Robben und mit etwas Glück sogar Walen begegnen kann.
Geblieben ist die steife Brise, an die man sich im wahrsten Sinne des Wortes anlehnen kann und die den Alltag verweht. Zu Fuß passe ich mich dem Trott dieses gemütlichen Küstenstädtchens an und entdecke neben bekannten Sehenswürdigkeiten viele kleine Kostbarkeiten.
Zuerst lasse ich mich vom Wind den Diamantberg hochschieben. Auf der Anhöhe thront die 1912 geweihte Felsenkirche, das Wahrzeichen der Stadt. Eigentlich ein eher kleines Gotteshaus mit 140 Sitzplätzen im neogotischen Stil, das erstaunlich erhaben aussieht, wenn man sich ihm von unten nähert.
Ganz in der Nähe liegt das von Jugendstil-Elementen geprägte Goerke-Haus mit einer Sonnenuhr am Turm, Fachwerk und holzgeschnitzten Balkons, das wie die Felsenkirche stundenweise für Besucher offen steht.
Wer den Diamantberg hinter sich lässt und sich im Stadtkern umsieht, entdeckt weitere gut erhaltene Gebäude aus der wilhelminischen Kaiserzeit, wie zum Beispiel den Bahnhof, das Haus der Woermann-Linie oder das Wohnhaus des damaligen Bürgermeisters Emil Kreplin. Nehmen Sie sich Zeit und genießen Sie zwischendurch in einem Cafe einen lecken Cappuccino.
Gestärkt geht es weiter auf die Haifischinsel, Symbol für die dunklen Stunden der deutschen Kolonialzeit in Namibia, denn die Halbinsel diente während des Herero- und Namakriegs zwischen 1904 und 1907 als Gefangenenlager. Hier befindet sich nun die zentrale Gedenkstätte von Lüderitz mit einer vielseitigen Sammlung von Denkmälern aus der Geschichte Namibias.
Wer Lust hat, auf die Felsen der Halbinsel zu kraxeln, wird mit einem bezaubernden Blick auf Robert Harbour belohnt.
Bemerkenswert sind auch viele reizvolle Küstenabschnitte in der Umgebung der Stadt. Mit dem Auto sind sie leicht erreichbar, wenn man auf dem Weg zum Diaz-Kreuz einige Abstecher in Kauf nimmt.
Das Diaz-Kreuz ist definitiv einen Besuch wert. Wenn man bedenkt, dass der Spanier Bartholomäus Diaz bereits im Jahr 1488 mit einem - nach heutigen Verhältnissen - recht kleinen Holzschiffchen hier dem heulenden Wind und tosenden Wellen trotzte, um ein Kreuz aufzustellen, kann man nur den Hut abnehmen. Es bleibt einem sowieso nichts anderes übrig, ansonsten würde der Sturm ihn wegtragen...
Ein weiteres Muss ist die Geisterstadt Kolmanskuppe, die gut 10 km außerhalb von Lüderitzbucht an längst vergangene Zeiten erinnert. Von ihrem einst sagenhaften Reichtum während des Diamantrauschs ab 1908 zeugen heute noch der ehemalige Ballsaal mit Champagnerbar, Eisfabrik und Kegelbahn. Kolmanskuppes Blütezeit währte nur kurz, bereits im Ersten Weltkrieg begann der Niedergang und die faszinierenden, stattlichen Steingebäude werden nach und nach von der Wüste zurückerobert.
Vom Winde verweht und mit Sand an den Füßen verlassen wir diesen geschichtsträchtigen Küstenabschnitt in Süden Namibias. Viel gesehen, viel erlebt. Wir kommen wieder!
Inke Stoldt arbeitete 20 Jahre lang als Rundfunkredakteurin und –moderatorin, bis sie 2010 im Bereich Öffentlichkeitsarbeit bei Gondwana Collection Namibia tätig wurde. Seit der Einführung der Namibia Focus-Webseite 2018 ist sie Teil des Redaktionsteams.
Fotos: Gondwana Collection Namibia
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