Ein wunderschönes Schauspiel entfaltet sich in Nordnamibia beim Zusammentreffen von Chobe und Sambesi. Die Natur setzt das Rendezvous perfekt in Szene: die Abenddämmerung liefert mit prächtigen Schattierungen von Rot, Orange, Pink und Violett die Beleuchtung. Für Atmosphäre sorgt ein Riedfrosch-Chor, begleitet von den harmonischen Klängen des Zikaden-Orchesters.
Wie die Flüsse fließen
Bevan, einer der Guides beim Chobe River Camp, erklärt uns, was diese Romanze in Schwingung versetzt. Der Chobe und der Sambesi treffen im Osten in der Nähe von Kazangula aufeinander. Wenn der Sambesi Hochwasser führt, drückt er seine Fluten in den Chobe. Ist der Wasserstand sehr hoch, gelangt Wasser in den Liambezi-See, der seinerseits einen Fluss speist – den Linyanti. Und der Linyanti mündet in den Kwando, der bis ins Okavango Delta in Botswana fließt.
Sobald alle Einzugsgebiete gesättigt sind, kann ein Rückstau auftreten. Dadurch ändert sich die Richtung, in die der Sambesi strömt. Ich sitze auf dem Terrassendeck des Chobe River Camps auf der namibischen Seite des Chobe und bemühe mich, die Fließrichtung des Flusses zu begreifen. Denn irgendwann wird flussaufwärts zu flussabwärts, und diese Vorstellung ist nicht so einfach zu verinnerlichen. Aber mit einigen weiteren Erläuterungen der einheimischen Guides wird mir der Kern der Sache klar. Leider ist der Rückstau in diesem Jahr kein heißes Thema, denn der Wassermangel, der im ganzen Land herrscht, macht sich selbst in den üblicherweise wasserreichen Gebieten Nordostnamibias bemerkbar. Das einzig Erfreuliche ist, dass das Wild zum Trinken näher zur Lodge herankommt. Dadurch ergeben sich hervorragende Beobachtungsmöglichkeiten.
Der Fluss stellt keine Fragen
Ich liebe Flüsse ganz allgemein, und der Chobe steht weit oben auf meiner Liste. Ich schätze Flüsse, weil ein Fluss nicht spricht, wie es in einem Text von Rodney Atkins heißt. Dem Fluss ist es gleichgültig, wo du warst, was du getan hast, warum du dort stehst. Er fließt einfach weiter und flüstert deiner Seele zu: „Alles wird gut.“ Der Fluss weiß das halt. Wo, bitte sehr, können sich Romantiker anmelden?
Aktivitäten im Chobe River Camp
Flüsse versprechen Abenteuer, da ist der Chobe keine Ausnahme. Er schlängelt sich als natürliche Grenze zwischen Botswana und Namibia daher und bildet die obere Grenze des wildreichen Chobe-Nationalparks. Der Chobe bietet sich für Exkursionen auf dem Wasser an, für Halbtagsausflüge und Bootsfahrten zum Sonnenuntergang.
Mit dem Mokoro, dem Einbaum, auf dem Fluss unterwegs zu sein, ist ein einzigartiges Erlebnis. Abgesehen davon, dass die Armmuskeln kräftig trainiert werden, hat man vom Wasser her eine völlig andere Perspektive als auf einer herkömmlichen Pirschfahrt. Der Fluss ist das Reich von beeindruckenden Tieren, wie Flusspferden und Krokodilen. Vielleicht trifft man sogar auf einen Elefanten, der gerade ein Bad nimmt.
Und was ist aufregender als nicht zu wissen, was sich hinter dem nächsten Busch oder hinter der nächsten Biegung des Flusses verbirgt? Oder der Moment, wenn einem das Herz stehenbleibt, weil der „erste“ Elefant am Ufer auftaucht? Natürlich ist er einer von sehr vielen in dieser Gegend – sie ist für ihre hohe Konzentration an Elefanten bekannt. Nirgends sonst in Afrika sind die grauen Riesen so zahlreich vertreten wie hier.
Geht man zu Fuß auf Safari, gelangt man zu Plätzen, die mit Wildbeobachtungsfahrzeugen nicht erreichbar sind. Wenn man auf solch einer Wanderung aufmerksam zuhört, kann man lernen, wie man der Spur bestimmter Wildarten folgt und verschiedene Pflanzen identifiziert. Und man entdeckt das außergewöhnliche Leben von Insekten, Vögeln und Schlangen in einem der exklusivsten Wildtiergebiete in Afrika.
Außerdem ist man hier natürlich genau am richtigen Ort, um rasch einen Abstecher zu den Victoriafällen zu machen, die zu den sieben Naturwundern der Welt gehören.
Wo kann ich mich anmelden?
Ich sitze auf dem Balkon meines auf Stelzen gebauten Zeltchalets und erspähe zwei kleine Tiere, die aus dem Fluss auftauchen und wieder darin verschwinden. Bei näherer Betrachtung erkenne ich, dass es ein Fleckenhalsotterpaar ist, das da im Wasser spielt. Das ist eine aufregende Entdeckung, denn diese Otter kommen ausschließlich in Namibia vor.
Ich würde mich normalerweise nicht als romantisch bezeichnen, aber Chobe und Sambesi haben mich bezaubert und davon überzeugt, dass Romantik doch noch existiert. Sie tritt auf unterschiedliche Weise in Erscheinung und manchmal an völlig unerwarteten Orten, wie bei diesem leidenschaftlichen Rendezvous zweier Flüsse. Ich habe einen Ort für Romantiker gefunden: Er heißt Chobe River Camp.
Weitere interessante Fakten:
- Der Chobe ist ein Nebenfluss des Sambesi; wo der Fluss durch Botswana fließt, heißt er Chobe. Er bildet Botswanas Grenze mit Namibia, Sambia und Simbabwe.
- Der Sambesi durchquert sechs Länder (Sambia, Angola, Namibia, Botswana, Simbabwe und Mosambik) und legt dabei 2700 Kilometer zurück.
- Der längste Teil des Sambesi befindet sich in Sambia und der kürzeste in Botswana.
- Nach dem Nil, dem Kongo und dem Niger ist der Sambesi der viertlängste Fluss in Afrika. Als längster nach Osten strebender Fluss des Kontinents mündet er in den Indischen Ozean.
Der Sambesi bildet die Grenze zwischen Sambia und Namibia, zwischen Sambia und Botswana und zwischen Sambia und Simbabwe.
Annelien Robberts
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