In den Sommermonaten ziehen schwangere Kupferhaiweibchen in die Küstengewässer bei Swakopmund, wo sie ihre Jungen gebären. Die Männchen wandern bereits kurze Zeit vorher dorthin, um sich später mit den Weibchen zu paaren.
Angler haben jahrelang beobachtet, dass zu bestimmten Zeiten große Kupferhaie (Carcharhinus brachyurus), auch Bronzehai und in Namibia „Bronzy“ genannt, an der Küste bei Swakopmund und weiter nördlich vorkommen. In den Wintermonaten sind meist weniger Haie dieser Art vor Ort und wenn, dann fast nur Jungfische. Im Jahr 2003 ging der Forscher Dr. Hannes Holtzhausen, ein Brandungsfisch-Experte und damals noch beim Ministerium für Fischerei und Meeresressourcen tätig, diesem Phänomen nach. Ein Sportangler aus Deutschland hatte am 7. Dezember 2003 bei Meile 17 südlich von Wlotzkasbaken einen knapp 80 Kilogramm schweren und 2,37 Meter langen (Nase bis Schwanzspitze) Kupferhai an Land gebracht. Er wurde als der erste seiner Art mit einem Peilsender ausgerüstet, um die Wanderungen dieser Knorpelfisch-Art zwischen Swakopmund und Baia dos Tigres, einer geschützten Bucht an der südangolanischen Küste zu bestätigen. Baia dos Tigres liegt etwa 50 Kilometer nördlich der Kunene-Mündung und rund 700 km nördlich von Swakopmund.
Im Rahmen des BCLME-Projektes (Benguela Current Large Marine Ecosystem), dem Südafrika, Namibia und Angola angehörten, befasste sich Dr. Holtzhausen mit den Kupferhaien, weil diese Fischart eine wichtige Rolle im namibischen Tourismus spielt. Zudem hatten hiesige Brandungsangler und Veranstalter von Angelsafaris die Befürchtung geäußert, dass Kupferhaie in angolanischen Gewässern in großen Mengen für den menschlichen Verzehr gefangen würden. Dadurch werde der namibische Bestand negativ beeinflusst. Zwischen 1988 und 2003 waren mehr als 3600 Kupferhaie neben der Rückenflosse mit Plastikmarken markiert worden, von denen 69 später erneut gefangen worden waren. Im Jahr 2002 waren 151 Kupferhaie in der Baia dos Tigres markiert worden, von denen drei bei Meile 8 nördlich von Swakopmund wieder an den Haken gingen. Insgesamt waren damals vier Haie mit Peilsendern versehen worden, aber leider gab es Probleme mit den Sendern und nach wenigen Tagen stellte sich heraus, dass alle Mühen umsonst waren. Mit weiteren Sendern und markierten Haien konnte jedoch bewiesen werden, dass Namibias Kupferhaie in angolanische Gewässer zur Baia dos Tigres ziehen, und im Sommer wieder nach Süden an der gesamten Küste entlang bis nach Swakopmund wandern.
Kupferhaie werden Forschungen zufolge knapp 30 Jahre alt, werden mit etwa 20 Jahren geschlechtsreif und sind eine der am langsamsten wachsenden Hai-Arten. Sie können bis zu 2,90 m lang werden und ein Gewicht von 170 kg erreichen. Ein Weibchen gebärt nach einer Tragzeit von zwölf Monaten durchschnittlich 16 Jungtiere. Das bedeutet, dass ein ausgewachsenes Weibchen insgesamt etwa 160 Junge bekommt. Diese geringe Zahl beunruhigt Experten, da sie bedeutet, dass Kupferhaie in bestimmten Gebieten sehr schnell ausgerottet werden könnten.
Sportangler, die Kupferhaie an der namibischen Küste fangen, fotografieren ihren Fang und lassen ihn dann wieder im Atlantik frei. Vor einigen Jahren markierten etliche der Angelsafariunternehmen die von ihren Kunden gefangenen Haie mit Plastikmarken, die vom Fischereiministerium zur Verfügung gestellt wurden. Inzwischen wurde das Projekt jedoch eingestellt. Nach Angaben von Henry Laubscher, einem der bekanntesten Angler Namibias und Angelsafari-Veranstalter, ist es sehr unterschiedlich, wann Kupferhaie an den Haken gehen. In manchen Jahren halten sich die kupferfarbenen Haie in großer Zahl in Küstennähe auf, vor allem wenn das Wasser des Atlantiks wärmer ist, in anderen Jahren sind kaum welche zu fangen. Im vergangenen November (2017) wurden von Laubschers Kunden binnen drei Wochen 74 Bronzehaie gelandet, fotografiert und wieder freigelassen.
Dirk Heinrich
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