Der farbenprächtigste Raubvogel in Namibia ist wohl der Gaukler. Leider sind die Bestände wie überall in Afrika stark zurückgegangen. Im südlichen Afrika ist diese Raubvogelart als gefährdet klassifiziert, in Namibia als stark gefährdet. Experten zufolge hat sich der Bestand in den vergangenen drei Generationen um 50 Prozent verringert.
Die etwa 60 cm großen und 2,25 Kilogramm schweren Vögel haben mit 1,8 m Flügelspannweite besonders weite Schwingen und die meisten Armschwingen (25) aller Raubvögel. Der Schwanz ist so kurz, dass im Flug die Zehen unter den Schwanzfedern herausragen, was bei Greifvögeln ungewöhnlich ist. Auffallend bei erwachsenen Gauklern sind die leuchtend rote Schnabelbasis, die Wachshaut und eine unbefiederte Partie um das Auge. Der Schnabel ist gelb mit schwarzer Spitze. Rot sind auch die Beine und Füße der adulten Vögel. Bei Jungvögeln ist das Gefieder braun, die Füße sind weißlich und die Wachshaut und unbefiederte Partie ums Auge sind grünlichblau. Ein Jungvogel muss sich in sechs bis sieben Jahren mindestens vier Mal mausern, bevor er sein erwachsenes Federkleid mit allen schwarzen, braunen, weißen und cremefarbenen Federn hat. Männchen und Weibchen können im Flug anhand eines schwarzen Bandes an der weißen Unterseite des Flügels unterschieden werden. Bei den Männchen ist es ein breiterer Rand, derweil bei den Weibchen nur ein schmaler schwarzer Rand an der Unterseite der Schwungfederspitzen zu sehen ist.
Sub-adulte Gaukler haben bereits rote Beine und Füße, mehr schwarze als braune Federn und eine leicht rote Wachshaut. Der Vogelexperte Steve Braine hat einen sub-adulten Gaukler beim Brüten in einem Nest in der Sambesi-Region beobachtet. Gaukler sind bereits mit etwa fünf Jahren geschlechtsreif, haben dann jedoch noch nicht ihr adultes Federkleid.
Die farbenprächtigsten aller hiesigen Raubvögel ernähren sich von kleinen Säugetieren, Reptilien, anderen Vögeln und erstaunlich oft von frischem Aas. Sie fliegen in einer Höhe von 50 bis 150 Meter weite Strecken ab und entdecken noch so kleine Kadaver. Oft handelt es sich um Tiere, die im Straßenverkehr umgekommen sind, zu häufig aber leider auch um vergiftete Fleischstückchen, die Farmer für sogenannte Problemtiere (Schabrackenschakale und Karakal) ausgelegt haben. Gift ist der Hauptgrund, warum der Gaukler-Bestand hierzulande drastisch zurückgegangen ist.
Die nächsten Verwandten der Gaukler sind die Schlangenadler, von denen es in Namibia drei Arten gibt. Gaukler jedoch fressen selten Schlangen. Seinen deutschen Namen verdankt dieser Raubvogel seinem ulkigen Auftreten am Boden und in der Luft. Seine Art zu Gehen erinnert zusammen mit seiner Farbenpracht an einen Gaukler, vor allem wenn er plötzlich stehen bleibt, die Flügel ausbreitet und sie leicht nach hinten kippt. Manche Experten meinen, dass der Vogel ein Sonnenbad nimmt, aber es wird auch vermutet, dass er einem Partner in luftiger Höhe seine Position auf dem Boden signalisiert. Die Vögel zeigen ihre Flugkünste in der Paarungszeit und wenn sie Eindringlinge aus ihrem Territorium verjagen.
Gaukler können im und um den Etosha-Nationalpark herum beobachtet werden, und besonders häufig im Nordosten des Landes. An den Wasserstellen im Khaudum-Nationalpark finden sich oft mehrere Gaukler gleichzeitig zum Trinken ein.
Dirk Heinrich
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