Der klare nächtliche Sternenhimmel über Namibia ist für Touristen und Einheimische immer wieder faszinierend, auch für Hobby-Astronomen. Man kann so manche Sternschnuppe beobachten.
Sternschnuppen sind fallende Himmelskörper aus dem Weltall, die oft beim Eintritt in die Erdatmosphäre verglühen und so sichtbar werden. Und da sind wir schon beim Thema, denn Sternschnuppen sind Meteoriten. Je größer und kompakter Meteoriten sind, desto größer die Chance, dass sie nicht verglühen und auf der Erdoberfläche aufschlagen wie der Hoba-Meteorit bei Grootfontein vor knapp 80.000 Jahren. Ein Stück Himmel zum Anfassen – zwischen 190 und 400 Millionen Jahre alt, 1920 entdeckt und am 15. März 1955 zum nationalen Denkmal erklärt. Der Meteorit ist auf der Erde eine internationale Berühmtheit geworden, ist er doch der größte bekannte Himmelskörper dieser Art auf unserem Planeten.
Ein ganzer Schauer von Sternschnuppen (pardon – Meteoriten) ‚regnete‘ geradezu auf die Umgebung von Gibeon im Süden Namibias herunter, aber das ist schon rund 30.000 Jahre her, schätzen Experten. Einige der Prachtstücke sind mitten in der Fußgängerzone von Windhoek zu sehen. Doch der Reihe nach.
Koloss aus Nickel - der Hoba-Meteorit
Angeblich soll der damalige Besitzer der Farm Hoba bei Grootfontein den großen Metallbrocken 1920 beim Pflügen entdeckt haben, doch laut seines im Museum von Grootfontein hinterlegten Berichts war das etwas anders: „An einem Wintertag jagte ich auf der Farm Hoba, ich bemerkte einen seltsamen Felsen. Ich setzte mich darauf, nur die Oberfläche war sichtbar. Ich kratzte mit meinem Messer an der Oberfläche, es glänzte darunter“, schrieb er.
Jacobus Hermanus Brits konnte ein winziges Stückchen mit einem Meißel abkappen und brachte es dem Direktor einer Firma in Grootfontein, der ganz richtig vermutete, dass es ein Meteorit sein könnte.
Uber den 2,70 m mal 2,70 m dimensionierten und knapp 60 Tonnen schweren Brocken erschien bald ein Artikel in einer Zeitung in Südafrika; Namibia hieß damals noch Südwestafrika, war Mandatsgebiet und wurde von Pretoria verwaltet. Der Artikel erregte Interesse und Experten aus Südafrika rückten an. Der Meteorit liegt nur wenige Kilometer westlich von Grootfontein an der Abbiegung zur Distriktstraße D2860.
Die Wissenschaftler W.J. Luyten und L.J. Spencer veröffentlichten nacheinander 1929 und 1932 ihre Untersuchungen über den Hoba-Meteoriten in wissenschaftlichen Fachzeitschriften. Der Eisenmeteorit soll vor etwa 80.000 Jahren auf der Erde eingeschlagen sein und immer noch in der ursprünglichen Position liegen. Einen Einschlagskrater gibt es aber nicht. Sein Alter wird auf für uns Menschen unvorstellbare 190 bis 410 Millionen Jahre geschätzt.
Der Metallkoloss besteht zu rund 82,4 Prozent aus Eisen, etwa 16,4 Prozent aus Nickel und enthält 0,76 Prozent Kobalt. Der Rest besteht aus verschiedenen Spurenelementen wie Chrom, Gallium, Germanium und Iridium sowie winzigen Spuren Kohlenstoff, Kupfer, Schwefel und sogar Zink.
Meteoriten mit Nickelgehalten von über 15 Prozent nennt man Ataxide.
Der Fundort wird verschönert
Über die Jahrzehnte wurde der Hoba-Meteorit immer mal wieder vermessen, man versuchte ihn auszugraben, Vandalen sägten leider ein größeres Stück ab, obwohl er schon 1955 zum Denkmal erklärt wurde.
Es wurde überlegt, wie man den Fundort attraktiver gestalten und den Vandalismus eindämmen könnte. Dem namibischen Historiker Andreas Vogt zufolge, der seine Dissertation über nationale Denkmäler auch als Buch veröffentlichte, hatte dann 1987 der damalige Farmbesitzer dem Denkmalrat das Areal um den Meteoriten herum geschenkt. Dieser gestaltete das Gelände neu, finanziell unterstützt von einem Bergbaukonzern.
Das Erdreich um den Meteoriten wurde ausgegraben und Sitzbänke in der Form eines Mini-Amphitheaters angelegt. Es wurden Toiletten gebaut, ein ausgebauter Pfad zum Meteoriten, ein kleiner Kiosk und Grillplätze angelegt. Gegen ein kleines Entgelt kann man den Hoba-Meteoriten besichtigen.
Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass der Hoba am 4. Mai 1979 seinen Status als Denkmal verlor, aber wenige Tage vorher, am 30. April 1979 das komplette Areal von 25 x 25 Metern mit dem Meteoriten als Mittelpunkt zum nationalen Denkmal erklärt wurde.
Meteoriten-Regen im Süden Namibias
Im Vergleich zum Einschlag des Hoba-Meteoriten vor knapp 80.000 Jahren ist der „Eisen-Regen“ in der Umgebung von Gibeon noch nicht lange her – 13.000 bis 30.000 Jahre. Die Bruchstücke sind über ein weitflächiges Streufeld verteilt, daher wird vermutet, dass der ursprüngliche Meteoritkörper wohl zerschellte oder explodierte, schreibt Andreas Vogt. Einzelne Stücke wurden schon 1838 vom britischen Offizier Captain James Edward Alexander entdeckt. Alexander nahm einige Stücke nach London zu dem berühmten Astronomen Sir John Herschel mit, der ihren Ursprung aus dem Weltall bestätigte.
Verschiedene Untersuchungen der letzten 150 Jahre ergaben, dass es sich bei diesen Bruchstücken um Oktaedriten handelt. Ihre chemische Zusammensetzung besteht aus 91,8% Eisen, 7,7% Nickel, 0,5% Kobalt, 0,04% Phosphor und Spuren von Gallium, Germanium und Iridium. Oktaedrite sind die am häufigsten gefundene Gruppe von Nickel-Eisenmeteoriten. Die Oberfläche der Fundstücke ist zwar glatt, aber mit vielen Wölbungen.
Die bei Gibeon ansässige Nama-sprechende Bevölkerung kannte diese harten, metallenen Stücke sehr wohl und fertigte aus ihnen Pfeilspitzen, Werkzeuge und sogar Gewehrkugeln, wie der deutsche - in Namibia ansässige Geologe – Paul Range 1940 in einem wissenschaftlichen Artikel schrieb. Range ließ schon zwischen 1911 und 1913 rund 37 größere Fundstücke aus der Umgebung nach Windhoek bringen. Einige von ihnen wurden wissenschaftlichen Institute geschenkt. Allerdings war schon damals der Export von Meteoriten streng verboten mit bis zu 600 Mark Bußgeld. Die 33 bei Gibeon gefunden Stücke wurden nach dem Ersten Weltkrieg im Zoopark von Windhoek ausgestellt. Am 15. Februar 1950 erhielten sie Denkmalstatus. Ab 1975 wurden die Metallbrocken in der Alten Feste aufbewahrt. Bedauerlicherweise wurden zwei der bis zu 200 Kilo schweren Stücke dort gestohlen.
Inzwischen kann das Ensemble der Himmelskörper in der Windhoeker Innenstadt bestaunt werden – mit Metallstäben auf viereckigen silbrig-schimmernden Metallpfosten. Zwei Pfeiler sind leer, die Meteoriten wurden ebenfalls gestohlen. 2002 wurde ein Mineralienhändler in Windhoek verhaftet, weil er eine Kiste mit vier Meteoritstücken nach Johannesburg verschicken wollte. Er verbrachte drei Wochen in Untersuchungshaft, kam dann auf Kaution frei. Das Verfahren schleppte sich bis 2004 hin und die Klage wurde aus technischen Gründen zurückgezogen, das Verfahren verlief im Sande.
Vorsicht – Meteoriten und Fundstücke sind geschützt
Kleinere Fundstücke von Meteoriten können im Museum des Geologischen Landesamtes wenige Meter vom Eros-Flughafen der Hauptstadt besichtigt werden. Mitnahme von Bruchstücken in Namibia, etwa bei Gibeon, ist streng verboten und illegal. International zahlen Sammler gute Preise für die Vertreter aus dem Weltall. Es ist bedauerlich, dass im Internet Fundstücke von Meteoriten aus Namibia zum Kauf angeboten werden, auch in Deutschland, sogar bei Ebay.
Brigitte Weidlich
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