Im Etosha-Nationalpark haben Besucher in den vergangenen Jahren besonders in der Namutoni-Gegend regelmäßig Geparde entdeckt und beobachtet. Aber auch in der Nähe von Okaukuejo geraten die schnellsten Landsäugetiere der Erde häufiger vor die Objektive von Touristen als noch vor einigen Jahren. Allem Anschein nach hat sich der Bestand der gefleckten Raubkatzen, die im Gegensatz zu Löwe, Leopard und anderen Raubkatzen ihre Krallen nicht einziehen können, wieder erholt.
Anfang der 90er Jahre wurden die schnellen Jäger in Namibias bekanntestem Nationalpark genauer unter die Lupe genommen, um festzustellen, welchen Einfluss sie auf die Bestände ihrer Beutetiere in den weiten Flächen des Parks haben. Von 1992 bis 1994 lief das Forschungsprojekt, das jedoch völlig andere Resultate lieferte als erwartet.
Insgesamt wurden sieben fast erwachsene Jungtiere und erwachsene Geparde mit Peilsendern ausgerüstet. Die Forscher wollten wissen, in welchem Gebiet sich die Raubkatzen aufhalten und welche Tiere sie erbeuten. Zum Bedauern der Forscher starben alle sieben Geparde und zum Erstaunen aller wurde bei sechs der gefleckten Katzen nachgewiesen, dass sie der Krankheit Milzbrand zum Opfer gefallen waren. Bisher war angenommen worden, dass Raubwild immun gegen diese Krankheit sei, die jedes Jahr hauptsächlich Burchells Zebras und Elefanten im Etosha-Nationalpark dahinrafft. Bereits im Jahr 1976 hatte der damalige Tierarzt des Parks, Dr. Hymie Ebedes, bei zwei Geparden vermutet, dass sie an Milzbrand verendet waren.
Vor Beginn des Forschungsprojekts waren die Verantwortlichen des Parks über den niedrigen Bestand der Geparde in dem Schutzgebiet besorgt und vermuteten, dass die Konkurrenz zu den anderen großen Raubwildarten (Löwe, Leopard, Tüpfelhyäne) die Ursache sei. Der Gepardenbestand auf Farmen und in Gebieten, wo die anderen großen Raubkatzen und Hyänen fehlten, war weitaus größer als im Etosha-Nationalpark, aber in diesen Gebieten gab es so gut wie keinen Milzbrand. Nach dem überraschenden Befund des Forschungsprojektes kamen die damaligen Forscher zu dem Schluss, dass Milzbrand im Etosha-Nationalpark den Gepardenbestand reduziert, da das Immunsystem dieser gefleckten Katzen schwach ist und keine Antikörper nachgewiesen werden konnten. Bei Löwen, Tüpfelhyänen und Schabrakenschakalen dagegen ist dies der Fall, da diese Raubtiere oft Aas – verendete Tiere, darunter Milzbrandopfer – fressen.
Erfreulich ist, dass in den vergangenen Jahren der Gepardenbestand allem Anschein nach zugenommen hat und diese schnellen gefleckten Katzen sehr oft gesehen werden, auch weil sie ihre Scheu vor Fahrzeugen und Menschen verloren haben. Immer wieder können Geparde in den Flächen um Namutoni beobachtet werden, wenn sie auf Beutefang gehen. Meist jagen sie während des Tages Springböcke auf offenen Flächen. Dr. Phillip „Flip“ Stander, der weltbekannte Löwenforscher, erzählte mir, dass er während seiner Löwenforschung im Etosha-Nationalpark Geparden beobachtet habe, die in mondlosen Nächten im Dickbusch erfolgreich Springböcke jagten. Sie verloren ihre Beute jedoch später an Löwen oder Tüpfelhyänen.
Dirk Heinrich
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