Imposant, riesig, mächtig, sanft und leise, liebevoll, ruhig und süß, gigantisch, gefährlich und wild. Sie sind ein Synonym für Afrika. Für Touristen sind sie die beeindruckendsten Tiere, die Elefanten. Dies liegt schon allein an der Größe. Mit bis zu vier Metern Schulterhöhe sind sie meist schnell zu entdecken, und da sie sich sehr gelassen bewegen, kann man sie lange beobachten.
Die ausgeprägten Verhaltensweisen und familiären Strukturen, die sich leicht erkennen und vermeintlich einfach deuten lassen, zeigen Eigenschaften, die den unseren ähnlich zu sein scheinen. Wir fühlen uns ihnen nah. Das wird durch ihre entspannte Art verstärkt, wenn sie sich uns langsam nähern, um von Baum zu Baum zu wandeln und junge Triebe oder Schoten zu fressen. Dabei kann einem schon mal der Atem stocken, wenn der Elefant auf eine Rüssellänge am Auto entlangstreift oder sein Unbehagen durch kräftiges Kopfschütteln zeigt.
Die Herausforderung
Wie vielen Reisenden ging es auch mir bei meinen ersten Begegnungen so, dass ich durch viele spannende Erlebnisse angespornt drauflos fotografierte. Zu Hause erschienen mir die Ergebnisse aber dann keine Aussage mehr zu haben. Ich war enttäuscht, doch was hatte ich falsch gemacht? Ich hatte es nicht geschafft, die Eigenschaften oder den Charakter des Elefanten einzufangen. Abgelenkt durch meine Empathie mit der Situation missachtete ich die Details, die mich in diesem Moment berührten. Mittlerweile kenne ich die Eigenschaften, die ein Elefantenbild haben sollten, um nicht nur mich zu erfreuen, sondern auch für andere interessant zu sein.
Für mich muss mindestens eines der anfangs genannten Attribute in einem Elefantenbild zu sehen sein, um es einem Publikum zu zeigen. Doch wie mache ich den Charakter eines Tieres auf einem Foto sichtbar? Wie kann ich das Gefühl einer Situation umsetzen und auf einem Bild veranschaulichen? Wie ist es möglich, ein bestimmtes Gefühl beim Betrachter zu erzeugen, damit er länger beim Bild verweilt? Diese Fragen sind generell ein wichtiger Teil der Fotografie. Wir werden auch in den nächsten Artikeln immer wieder auf sie zurückkommen, um sie unter anderen Aspekten neu beantworten zu können.
Die größte Herausforderung bei Aufnahmen von Elefanten ist ihre Größe. Wie bekomme ich den Riesen in die Kamera, ohne ihn seiner Dreidimensionalität zu berauben oder ihn grau und flach wirken zu lassen? Vor dieser Schwierigkeit stehe ich immer wieder. Die Lösung ist häufig ein Foto aus der Froschperspektive oder die Konzentration auf Details. Leider ist das nicht einfach umzusetzen, darin liegt jedoch für mich der Reiz, wenn ich diese Tiere fotografiere. So lasse ich häufig die Kamera liegen, wenn ich weiß, dass ich meine Position nicht ändern kann; wenn ich z. B. im Auto sitze, zu Fuß ohne Deckung unterwegs bin oder mich in einem Hide/Beobachtungshütte aufhalte, die mir die Position vorgibt und es mir nicht ermöglicht, ein Foto zu schießen, das ich noch nicht gemacht habe.
Wer jedoch das erste Mal nach Afrika fährt oder nur einmal Namibia besucht, sollte natürlich viele Erinnerungsbilder machen, egal wie ungünstig die Position ist. Nur selten gelingt ein außergewöhnlicher Schnappschuss. Deshalb ist für ein paar Bilder, die dann auch andere begeistern und später das Fotoalbum oder den Jahreskalender zieren, folgendes wichtig: Kenntnis über die Tiere und Geduld gepaart mit Zeit.
Vorausschauendes Handeln
Ein gutes Bild kann mithilfe Ihres Wissens über die Elefanten entstehen. Das Wissen wird Ihnen von Ihrem Guide vermittelt, wenn Sie in einer Gruppe unterwegs sind, oder durch intensives Beobachten, wenn Sie allein im Land unterwegs sind. Meist verhalten sich Elefanten, wie andere Tiere auch, in ähnlichen Situationen immer wieder gleich. So kann Ihr Guide Bewegungsabläufe oder den Weg zu einer Wasserstelle vorhersehen, und Sie können darauf reagieren. Wenn Sie alleine unterwegs sind, sollten Sie sich an einer Wasserstelle viel Zeit nehmen und beobachten, aus welcher Richtung die Tiere kommen, beziehungsweise welche immer wiederkehrenden Verhaltensmuster Sie in der Gruppe erkennen können. Stellen Sie sich darauf ein und positionieren Sie Ihr Auto so, dass Sie das beste Licht und den besten Blick haben, ohne andere Touristen zu stören. Wenn möglich kommen Sie öfter zur gleichen Wasserstelle, dann können Sie gut vorhersehen, was wann dort passiert.
An einem festen Beobachtungsplatz, z. B. die Wasserstellen in den Etosha Camps oder im Bwabwata Nationalpark sowie in vielen Lodges mit gebauten Beobachtungsmöglichkeiten, versuchen Sie sich eine Position zu suchen, an der sie genug Freiraum haben. Sie brauchen Platz, um ihr Equipment abzulegen und sollten einen guten Überblick über die Wasserstelle haben, um den passenden Ausschnitt für Ihr Foto wählen zu können. Bleiben Sie so lange wie möglich und halten Sie auch einmal eine ruhige Phase aus, in der nichts Spannendes passiert.
Elefantenverhalten
Wenn Elefanten an eine Wasserstelle kommen, reinigen Sie häufig Ihren Rüssel und trinken dann meist an der saubersten Stelle, dort wo der Zulauf ist. Wenn diese Stelle besetzt ist, besteht einerseits die Möglichkeit, dass ein neu ankommender Bulle einen Bogen machen, um auf der anderen Seite zu trinken und Ärger zu vermeiden. Andererseits könnte er versuchen, den anderen wegzuschieben, um selbst an das gute Wasser zu kommen. Dabei gibt es immer wieder Rangeleien, bei denen sich das Fotografieren lohnt.
Wenn sich Tiere kennen und begrüßen, stecken sie sich gegenseitig die Rüssel ins Maul, um die Freundschaft zu bestätigen. Ganz junge Tiere, die erst ein paar Wochen alt sind, werden von der Herde in die Mitte genommen und sind meist schwer zu beobachten. Doch wenn die Kühe abgelenkt sind oder sie die Umgebung als sicher empfinden, planschen die Kleinen im Wasser, und es gibt intime Einblicke in das Leben einer Elefantenfamilie.
Fotoposition und Ausschnitt
Die Größe der Elefanten lässt sich gut zeigen, wenn sie von unten aufgenommen werden. Dabei können die Tiere auf einer Anhöhe stehen oder sie machen die Aufnahme dicht vom Boden aus.Wenn Sie kleine Antilopen oder ein Fahrzeug mit auf das Bild bringen, kann der richtige Ausschnitt die Dimensionen der grauen Riesen unterstreichen. So lässt sich auch die Hilfsbedürftigkeit von Jungtieren darstellen, wenn sie zum Beispiel zwischen den Säulenbeinen des Muttertiers stehen. Wichtig ist es, die extremen Größenunterschiede zu verdeutlichen, denn dadurch beeinflussen Sie die Wirkung des Bildes.
Sollten Sie das Glück haben, dass sich Elefanten langsam in Richtung der Straße bewegen, auf der Sie mit dem Wagen unterwegs sind, dann versuchen Sie bitte nicht, den Elefanten zu nahe zu kommen und für ein vermeintlich gutes Bild das Leben zu riskieren oder Nachahmer zu animieren.
Bleiben Sie auf Abstand und warten Sie, bis die Tiere den Weg überqueren und aus freien Stücken in Ihre Nähe kommen. Sie sind dann wesentlich entspannter und bleiben sogar länger, wenn es interessantes Futter wie zum Beispiel Akazienschoten oder blühende Büsche am Wegesrand gibt.
Versuchen Sie Ihr Auto leicht schräg zu stellen, so dass Sie aus dem Fahrzeug und nicht durch die staubige Scheibe auf die davor liegende Straße fotografieren können. Dabei sollten Sie immer die gesamte Umgebung im Blick haben und genügend Platz lassen, um auch mal ein paar Meter rückwärts rollen zu können. Die Tiere brauchen genügend Platz und wollen nicht zu stark bedrängt werden. Halten Sie Abstand von anderen Fahrzeugen. Man hat schnell eine Beule am Auto, wenn man aufgeregt ist und rangieren will oder muss.
Achten Sie bei Elefanten, die die Fahrbahn kreuzen wollen, auf halbstarke Bullen und die Leitkuh. Erstere fühlen sich manchmal animiert, einen kleinen Scheinangriff zu starten. So ergeben sich manchmal spannende Bilder. Die Leitkuh sichert meistens beim Überqueren wie eine Schülerlotsin die Herde und wird Ihr Auto mit aufgestellten Ohren im Blick haben. Auf offener Straße haben Sie auch die Möglichkeit, eines der kleinen Jungtiere zu sehen. Wenn Sie es im Busch entdeckt haben, fokussieren Sie mit der Kamera und drücken auf den Auslöser, sobald das Kleine die offenen Fläche betritt. Im Serienbildmodus können Sie mit Glück ein paar schöne Bilder machen, bevor das Jungtier auf der anderen Seite im Dickicht verschwindet.
Bearbeitung
Wenn Sie den Elefanten so nah aufnehmen konnten, dass Details der Haut, die Ohren, der Rüssel oder der Stoßzahn im Mittelpunkt stehen, lohnt sich der Versuch einer schwarz-weißen oder monocromen Bearbeitung. Bei einem Schwarz-Weiß-Bild werden durch das Weglassen der Farbe die Kontraste und Hell-Dunkel-Unterschiede betont. Strukturen kommen so besser zur Geltung. Die Konzentration auf das Wesentliche steht im Mittelpunkt.
Die charismatischen Tiere bewegen uns immer, ob in Berichten oder Bildern, ob live oder im Film. Lassen Sie sich berühren von der Langsamkeit, dem Rhythmus der Elefanten. Nehmen Sie die Bilder im Herzen mit nach Hause und lassen die Kamera auch mal ruhen. Spüren Sie die Nähe, und Sie werden für einen Moment ein Teil der Wildnis. Das sind Erlebnisse, die Sie auch ohne Fotobuch immer bei sich tragen.
Wann gehen Sie auf Elefanten-Safari?
Lambert Heil fotografiert seit vielen Jahren Wildlife, Natur, Menschen und typische Reisesituationen in Afrika und Europa. Bei Namibia Focus stellt er in regelmäßigen Abständen fotografische Tipps, Tricks und Ideen vor, bespricht Bilder oder entdeckt interessante Orte für Fotografen. Weitere Informationen zu Lambert Heil und Fotografieren in Namibia finden Sie hier.
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