Der Gepard kehrt nach Indien zurück. 70 Jahre, nachdem er dort für ausgestorben erklärt wurde. Die ersten Geparden für die Wiederansiedlung stellt Namibia zur Verfügung. Das sieht ein Abkommen zwischen Indien und Namibia vor, das gestern in Indien von Regierungsvertretern beider Länder unterzeichnet wurde.
Die Umsiedlung von Kontinent zu Kontinent gilt als erstes derartiges Programm zum Erhalt von Arten und Biodiversität. Sie dient auch dazu, das Verbreitungsgebiet des Gepards wieder zu erweitern.
Namibia und Indien wollen sich außerdem über bewährte Konzepte austauschen, um Konflikte zwischen Farmern und lokalen Gemeinschaften mit Raubtieren wie dem Gepard zu verringern. Auch sollen Mitarbeiter zur Aus- und Weiterbildung im Bereich des Wild-Managements ausgetauscht werden. Namibia soll insbesondere vom Know-How Indiens bei Verfahren zum Monitoring und bei Techniken zur Schätzung von Populationen profitieren.
Von Erindi nach Madhya Pradesh
Berichten indischer Medien zufolge treffen die ersten acht Geparden bereits Mitte August in Indien ein. Sie stammen aus dem Erindi Private Game Reserve, verriet Dr. Laurie Marker, Direktorin des Cheetah Conservation Fund (CCF), auf Nachfrage von NamibiaFocus. Der CCF betreut seit Jahren das dortige Geparden-Projekt.
Die neue Heimat dieser acht Geparden ist der Kuno Nationalpark in Madhya Pradesh. Später sollen ihnen weitere folgen, auch aus Südafrika. Die Wiederansiedlung fällt in das Jahr des 75-jährigen Bestehens Indiens.
Der Gepard war einst in einem Gebiet heimisch, das sich von Afrika über den Nahen Osten bis hin nach Indien erstreckte. Aufgrund schrumpfender Lebensräume und der Jagd gingen die Zahlen der Bestände in Indien schon seit Jahrhunderten zurück. Seit 1952 gilt die Raubkatze dort offiziell als ausgestorben.
Warum Geparden aus Afrika?
Dabei handelte es sich um den Asiatischen Gepard (Acinonyx jubatus venaticus). Das ist jedoch keine eigene Art, wie lange angenommen, sondern eine Unterart. Die Cat Specialist Group der International Union for Conservation of Nature (IUCN) unterscheidet in ihrer Katzen-Systematik vier Unterarten: Asiatischer, Nordwestafrikanischer, Nordostafrikanischer und Süd(ost)afrikanischer Gepard (mehr siehe Wikipedia).
2010 sei auf einer Konferenz über die Wiederansiedlung des Gepards in Indien beraten worden, erklärt Dr. Laurie Marker. Als Teil der Species Survival Commission der IUCN hätten die Cat Specialist Group und andere Spezialistengruppen den Südafrikanischen Gepard (Acinonyx jubatus jubatus) für das Programm empfohlen. Denn von ihm gebe es noch die größten Bestände. Marker ist Mitglied der Cat Specialist Group.
Seit der Konferenz waren die indischen Behörden damit beschäftigt, die Wiederansiedlung gründlich vorzubereiten. Sprich: Ein Gebiet zu bestimmen, das sich für den Gepard eignet. Es als optimales Habitat herzurichten. Und sicherzustellen, dass es genügend Nahrungsgrundlage bietet.
Namibia hat die größte Geparden-Population
Mit Spitzengeschwindigkeiten von über 100 km/h ist der Gepard das schnellste Landtier der Welt. Die IUCN führt ihn auf ihrer roten Liste als gefährdete Art. Den weltweiten Bestand schätzten Experten im Jahr 2017 auf rund 7.500 Geparden. Namibia ist Heimat der größten Population. Laut Marker besteht sie aus etwa 1.500 Tieren.
Hauptprobleme für den Gepard in seinem gesamten Verbreitungsgebiet sind der Verlust von Lebensraum, Mensch-Tier-Konflikte und der illegale Handel mit Wildtier-Produkten. Der CCF arbeitet im gesamten Verbreitungsgebiet mit betroffenen Parteien zusammen, um das Tier zu schützen.
Namibia-Urlauber können im Forschungs- und Schulungszentrum des CCF nordöstlich von Otjiwarongo mehr über den Gepard erfahren. Auch in den privaten Naturparks von Gondwana Collection Namibia in der Kalahari und am Fischfluss Canyon kommt er vor. Im Gondwana Namib Park in der Namibwüste wurde sogar neulich eine Mutter mit drei Jungen gesichtet. Sie kam zum Trinken an eine Wasserstelle, die mittels einer Web-Kamera via YouTube ("NamibiaCam") von Zehntausenden Fans weltweit beobachtet wird.
Autor dieses Beitrags ist Sven-Eric Stender. Er stammt aus Hamburg und arbeitet seit 1986 als Journalist. Seit 1998 lebt er in Windhoek und hat sich auf die Themen Reise, Natur, Menschen und Geschichte Namibias spezialisiert. Für Fragen oder Anregungen ist er zu erreichen unter editorial@namibiafocus.com.
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