Allein steht der Angler auf seinem Motorboot. Langärmliges Hemd, lange Hose, Strümpfe, großer Hut, Sonnenbrille und Sonnencreme auf den wenigen noch unbedeckten Körperteilen ist ein Muss für jeden Forellenbarschangler, denn auf dem Wasser ist er stundenlang der Sonne ausgesetzt. Am Wochenende des 27. und 28. April 2019 hatten sich elf Mitglieder des Forellenbarsch-Angler-Verbandes (Namibia Bass Angling Association, NBAA) auf dem Oanob-Damm eingefunden, um sich für den internationalen Wettbewerb Bass Nation Championship in den USA zu qualifizieren, der im nächsten Jahr stattfindet. Nur jeweils zwei Angler eines Landes werden zu dem Sportangelwettbewerb zugelassen. Mit in Betracht gezogen werden auch die Resultate der verschiedenen Wettbewerbe der vorausgegangenen Monate.
Zielgenaues Werfen, Geduld, Kenntnis des Gebietes und des Verhaltens der Fische, nochmals Geduld, Auswahl der Angel und Kunstköder, sowie ein Quäntchen Glück sind erforderlich um erfolgreich zu sein. Obwohl sich auf dem Boot jeweils nur ein Angler befindet, hat man beim Anblick der zahlreichen Angeln, Kunstköder und Haken das Gefühl, dass eine ganze Mannschaft ausgestattet werden muss.
Der NBAA hat etwa 60 Mitglieder. Ihr Hobby können sie nur auf dem Oanob-Damm bei Rehoboth und auf dem Von-Bach-Damm bei Okahandja ausüben. Max Pieper, der Präsident des Namibischen Süßwasser-Angelfischerverbandes (NFFA), hatte sich im vergangenen Jahr zusammen mit Thinus Williams für den Forellenbarsch-Nationen-Wettbewerb in den USA qualifiziert und war bei der diesjährigen Qualifikation im April erneut dabei. Pieper zufolge wurden Forellenbarsche im Friedenau-, Oanob- und Von-Bach-Damm kurz nach der Fertigstellung der Stauseen offiziell ausgesetzt, um vor allem jene Fischarten im Zaum zu halten, die bei der Nahrungssuche den Grund aufwühlen und dadurch die Wasserqualität senken. Im Hardap-Damm gibt es ebenfalls Forellenbarsche, die dort inoffiziell ausgesetzt wurden.
Forellenbarsche (Micropterus salmoides) sind weltweit in Stauseen ausgesetzt worden. Sie gehören zu den Sonnenbarschen und stammen ursprünglich aus den Südstaaten der USA. Sie ernähren sich von kleinen Fischen, Krebstieren und Fröschen, können bis zu einem Meter lang und bis zu 10 kg schwer werden. Das durchschnittliche Gewicht liegt bei 5,5 kg bei einer Länge von 40 bis 60 Zentimetern. Der schwerste bisher bei einem Wettbewerb in Namibia gefangene Forellenbarsch wurde mit 4,99 kg von Jürgen Geiger eingewogen. Der schwerste Forellenbarsch, der bei einem offiziellen Wettbewerb von einem namibischen Angler gefangen wurde, wog 6,43 kg. Diesen Fisch fing Max Pieper in Mosambik, und damit hält er den namibischen offenen Rekord.
Die Mitglieder des NBAA sind bei Wettbewerben ausschließlich mit dem Motorboot unterwegs, nutzen nur Kunstköder und müssen die Fische nach dem offiziellen Wiegen wieder lebend und wohlbehalten freilassen. Neben der Qualifikationsrunde für den Wettbewerb in den USA und dem Wettbewerb zur Qualifizierung für die namibische Mannschaft, finden jährlich sechs weitere Wettbewerbe statt. Zudem veranstaltet der Verband Wettbewerbe für Jugendliche und Firmen, um mehr Personen für diese Art des Sportangelns zu begeistern und sie der Öffentlichkeit vorzustellen.
Namibia ist Teil der „Region 5“ Sportwettbewerbe. Die Forellenbarschangler sollten zusammen mit Simbabwe, Mosambik, Sambia, dem Königsreich von eSwatini (ehemals Swaziland) und Südafrika regelmäßig an den „Region 5“ Wettkämpfen teilnehmen und sie im Rotationsverfahren ausrichten. In diesem Jahr kann es sich jedoch keiner der namibischen Forellenbarschangler leisten, in Mosambik teilzunehmen (N$ 60,000 pro Person), und Namibia kann zum dritten Mal in Folge den regionalen Wettbewerb nicht anbieten, weil die Staudämme wegen der schwachen Regenfälle fast kein Wasser hatten oder haben. Trotzdem lockt der Sport zahlreiche Angler, und der Verband wird von den Betreibern des Oanob-Damm sehr gefördert.
Derzeit (29. April 2019) ist der Oanob-Damm, der Rehoboth mit Trinkwasser versorgt, zu 50,7 Prozent und der Von-Bach-Damm, der für die Wasserversorgung von Okahandja und Windhoek wichtig ist, zu 44,1 Prozent seines Fassungsvermögens gefüllt. Nach der unergiebigen Regensaison 2018/19 und der anhaltenden Dürre wird der Wasserpegel bis Ende des Jahres noch drastisch sinken – auch ein Nachteil für die Sportangler.
Dirk Heinrich
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