Katzenkreuzwelse (Galeichthys feliceps) gehören zu den zahlreichen Brandungsfischarten, die an der namibischen Küste vom Strand oder vom Boot aus geangelt werden. Sie sind einerseits gefürchtet, werden anderseits jedoch als Delikatesse verehrt. Dieser schuppenlose Fisch ist mit Vorsicht zu handhaben, weil er drei sehr spitze Stacheln hat: einen auf dem Rücken am Ansatz der Rückenflosse, und jeweils einen in der Seitenflosse. Bei Gefahr stellt der Wels seine Stacheln auf, d.h. er spreizt die Flossen vom Körper ab. Dabei kann sich ein Stachel sehr schnell einem unvorsichtigen Angler in die Hand bohren oder ein anderes Körperteil treffen, wenn der Fisch noch am Haken zappelt. Ein Stich mit einem Katzenkreuzwels-Stachel ist eine überaus unangenehme Erfahrung.
Sehr gefährlich ist es, wenn Angler die Fischreste am Strand liegenlassen und ahnungslose Besucher in einen Stachel treten. Dadurch ist es schon zu schmerzhaften Entzündungen gekommen, die wochenlang nicht heilen wollten. Es handelt sich bei den Stacheln nicht um Giftstachel, wie sie bei einigen anderen Fischarten vorhanden sind. Katzenkreuzwelse injizieren kein Gift, wenn sie stechen. Laut einem bekannten und erfahrenen Swakopmunder Arzt werden Schwellungen und Entzündungen durch Bakterien hervorgerufen sowie von dem schützenden Schleim, der den gesamten Fischkörper umgibt, oder auch von Schmutz, der eventuell in die Wunde dringt. Da kein Gift injiziert wird, ist das größte Risiko eine Entzündung, die bei Nichtbehandlung recht qualvoll werden kann. Der Swakopmunder Arzt hat sämtliche Verletzungen durch Stachel von Katzenkreuzwelsen immer erfolgreich mit Antibiotikum und Antihistamin behandelt. Dem Mediziner zufolge haben die Vorfälle in den letzten Jahren stark abgenommen. Vor 15 Jahren behandelte er noch ein bis zwei Fälle pro Woche, heute ist es vielleicht noch ein Patient pro Monat.
Zahlreiche Angler sind der Meinung, dass die Bestände drastisch abgenommen haben und dass die gefangenen Fische – im Volksmund ist der Salzwasserwels als „Katfisch“ bekannt – im Gegensatz zu früher recht klein sind. Katzenkreuzwelse gelten unter den deutschsprachigen Namibiern als eine besondere Delikatesse. Die Fische werden warm geräuchert und sind binnen sechs Stunden fertig zum Servieren. In einigen Restaurants werden sie als Vorspeise angeboten. Namibier, die in den Flüssen an der Nordgrenze des Landes oder im periodisch überfluteten Cuvelai-System im zentralen Norden fischen, stellen dem Katzenkreuzwels ebenfalls nach. Dort wird er jedoch gebraten oder gekocht verzehrt.
Der bis zu 55 Zentimeter lange Wels kommt in Küstennähe bis zu einer Tiefe von 120 Metern vor und bevorzugt trübes Wasser, wo er im schlammigen Boden nach Krebsen, kleinen Fischen und wirbellosen Tieren sucht. Der Katzenkreuzwels verschmäht auch Langusten nicht und ist teilweise Aasfresser. Zu seinen Feinden gehören einige Hai-Arten. Als ein Wissenschaftler vor einigen Jahren einen in Lüderitzbucht gefangenen Hai untersuchte, fand er in dessen Leber einen verkapselten Stachel eines Katzenkreuzwelses. Wahrscheinlich war der Stachel durch die Magenwand in die Leber eingedrungen, abgebrochen und hatte sich dort verkapselt.
Wenig ist über die Katzenkreuzwelse vor unserer Küste bekannt. Laut dem ehemaligen Forscher des Ministeriums für Fischerei und Meeresressourcen, Dr. Hannes Holtzhausen, wurden im Rahmen eines Projektes zur Markierung von Brandungsfischen bis Juni 2002 insgesamt 792 Katzenkreuzwelse markiert. Eine winzige Plastikmarke wurde neben der Rückenflosse angebracht. Keiner dieser markierten Welse wurde je wieder gefangen. Warum weiß niemand. Ein gewisser Prozentsatz der anderen markierten Brandungsfischarten ging wieder an den Haken.
Bekannt ist, dass die Männchen die Jungfische im Maul tragen, um sie vor Gefahren zu schützen. Wohin Katzenkreuzwelse während des Jahres ziehen, wann sie sich paaren, wo sie laichen und wie schnell die jungen Welse wachsen, ist nicht bekannt. Jeder Angler mit einer gültigen Genehmigung darf pro Tag 30 Katzenkreuzwelse fangen.
An einer Stelle im Kuiseb-Delta in der Nähe von Walvis Bay sind unzählige Otolithen (Gehörsteine) von Katzenkreuzwelsen zu finden. Es ist nicht bekannt wie diese etwa sechs Millimeter großen, fast runden Otolithen dorthin gekommen sind. Es wird vermutet, dass frühere Küstenbewohner die Fische in der flachen Lagune gefangen, dort ausgenommen und die Köpfe liegengelassen haben. Ob das stimmt, ist nicht erwiesen.
Dirk Heinrich
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