Baggern, pritschen, schmettern... Seit mehr als drei Jahrzehnten gibt es in Windhoek am ersten Samstag im Februar einen festen Termin. Dann pilgern Tausende Spaß-Volleyballer zum jährlichen „Volleyball For All“-Turnier des Deutschen Turn- und Sportvereins DTS. Eine Breitensportveranstaltung der Superlative. Und wenn Ihr mich fragt, einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde wert. Warum? Einige Fakten:
Seit 2014 ist die Zahl der teilnehmenden Mannschaften auf 240 festgelegt worden. Wenn man bedenkt, dass einer Mannschaft mindestens sechs Spieler angehören, turnen auf den 20 Spielfeldern insgesamt mindestens 1560 Möchtegern-Volleyballer herum. Minimalistisch gedacht... Vermutlich sind es jedoch etwa 2000, da die Mannschaften in der Regel Reservespieler haben. Hinzu kommen jede Menge Besucher und Unterstützer.
1984 lud der DTS erstmals zu dem Turnier ein. Grundlegender Gedanke war, den Volleyballsport der breiten Öffentlichkeit vorzustellen und für diese Sportart zu werben. Man wollte Firmen- und Freundesgruppen die Möglichkeit geben, gemeinsam bei Sport und Spiel Spaß zu haben. Hinzu kam der Traum von einer eigenen kleinen Sporthalle für die Volleyballer.
34 Mannschaften traten 1984 auf fünf Spielfeldern gegeneinander an. In den Anfangsjahren schaffte es die Volleyballabteilung noch, das Turnier organisatorisch allein zu bewältigen. Schon nach wenigen Jahren krempelten jedoch alle DTS-Unterabteilungen die Ärmel hoch, um zu helfen. Faustball, Tennis, Fußball, ganze Knobelrunden, später kamen noch die Abteilungen Hockey und Inline Hockey dazu - alle halfen bei Essenszubereitung und Getränkeausschank. Den Volleyballern oblag die Turnier-Organisation und das Schiedsrichtern.
Siegeszug des Spaß-Konzepts
Im Laufe der ersten Jahre wurde das Erfolgsrezept für Volleyball For All entwickelt. Pro Mannschaft sind auf dem Spielfeld nur zwei Spieler zugelassen, die bei einem Volleyball-Verband registriert sind und spielen können. Alle anderen müssen Spaß-Volleyballer sein. Für sie wurden die Anforderungen für die Volleyball-Grundtechniken gelockert. Mit Erfolg. Technische Defizite werden durch Feuereifer, Teamgeist und Freude am Spiel wettgemacht!
Der Spielmodus ist einfach. Zunächst absolvieren alle Teams Gruppenspiele von jeweils 10 Minuten, danach geht es mit K.O.-Runden bis ins Finale. Für „Profi-Volleyballer“ mögen diese über den ganzen Tag verteilten Kurzeinsätze nicht der Rede wert sein, den Spaß-Volleyballern ist jedoch ein höllischer Muskelkater gewiss!
Wie gesagt, der Muskelkater hat sich in den vergangenen Jahren, seit 240 Mannschaften am Turnier teilnehmen können, drastisch vervielfacht. Nicht zuletzt dank der digitalen Technik wurde es möglich, immer mehr Teams für das Turnier zuzulassen, denn in den 90er Jahren entwickelte eine Computerfirma eigens für Volleyball For All eine Software, um durch zügige Datenverarbeitung einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. Aber moderne Technik ist nicht alles.
Organisatorische Spitzenleistung
Am Rande des DTS-Sportfelds ragt der Ansagerturm in die Höhe, von dem aus zwei bis drei Mitglieder des Organisationsteams den Rummel überblicken. Sie sorgen dafür, dass alle Spiele pünktlich starten und überall Schiedsrichter vor Ort sind. Es ist ein ganzes Heer, das alle 15 Minuten ausschwärmt, Spiele pfeift, Ergebnisse zur Zentrale bringt und sich wieder auf die Socken macht, um das nächste Spiel zu leiten. Bei ihnen handelt es sich nicht nur um DTS-Volleyballer, sondern auch um Freiwillige aus anderen Vereinen, Volleyballer a.D., jung und alt, die für ihren Sport an einem Strang ziehen.
Hinzu kommen zahlreiche Helfer, die für Ordnung und Sauberkeit auf der riesigen Spielwiese sorgen und dabei auf Kleinigkeiten achten wie Blechdosen-Verschlüsse, damit sich die Spaß-Volleyballer nicht die Füße aufschneiden. Bei etwaigen Blessuren steht ein Sanitäterteam zur Verfügung. Für das leibliche Wohl wird inzwischen von Partnerunternehmen gesorgt, denn Bewegung unter einem strahlend blauen afrikanischen Sommerhimmel macht hungrig - und vor allem durstig. So kommt es nicht von ungefähr, dass der Hauptsponsor von Volleyball For All seit einigen Jahren die größte namibische Brauerei ist.
Alle tragen zum Erfolg dieser Massensportveranstaltung bei, die mehr als ein Vierteljahrhundert nach der Unabhängigkeit Namibias noch etwas anderes ist: ein Spiegel der Gesellschaft, ein Karneval der Kulturen, ein großes Volksfest.
Nichts wie hin...
Dieses Jahr bietet der DTS zum 34. Mal in Folge „das größte Breitensportturnier in Afrika“ an, wie der Klub sein Volleyball For All Turnier selbst nennt. Meiner Meinung nach eine bescheidene Einschätzung. Der DTS ist mit heute knapp 900 Mitgliedern ein familiärer Sportverein, der seit über drei Jahrzehnten Jahr für Jahr mit einer organisatorischen Glanzleistung Tausende Menschen dazu animiert hat, Sport zu treiben.
Haben Sie jemals von einer ähnlichen Veranstaltung gehört, die nicht von einem großen nationalen oder internationalen Verband ausgerichtet wird? Ich nicht. Und ich habe mal gegoogelt: Der Usedom-Beachcup für Beachvolleyballer hat es 2008 mit 1020 Teilnehmern ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft hat – als weltgrößtes Beachturnier. Vielleicht könnte ja ein kleiner Sportverein in Afrika für eine kleine Sensation sorgen?!
Sind Sie neugierig geworden? Dann schauen Sie am Samstag, den 4. Februar beim Volleyball For All Turnier vorbei. Unser Fotograf wird vor Ort sein und alle Action-Fotos auf unserer Gondwana Facebook Seite veröffentlichen.
Inke Stoldt
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