Tiere, egal ob groß oder klein, und der Mensch haben sich Jahrhunderte lang respektiert und in Harmonie gelebt. Tiere haben grundsätzlich Angst vor dem Menschen. Wird eine bestimmte Linie in einer für uns unbekannten Distanz überschritten, flüchten die meisten Tiere – egal ob es sich um Insekten, Reptilien, Säugetiere oder Vögel handelt. Selbst Schlangen, Löwen und Elefanten suchen ihr Heil in der Flucht, denn der Mensch ist das gefährlichste und gnadenloseste Raubtier auf Erden.
In den Nationalparks und Wildschutzgebieten, die wir als Gast der Natur besuchen, sollten wir uns dementsprechend verhalten. Dort, wo wir herkommen und leben, belasten wir die Umwelt bereits mit Abgasen und anderen Arten der Luftverschmutzung, mit Lärm- und des Nachts mit Lichtverschmutzung sowie mit unserem Müll und unseren Abwässern. In der Natur, dort wo sie noch einigermaßen intakt ist, sollten wir das möglichst vermeiden.
Tiere am Ende der Nahrungskette sind darauf angewiesen, mögliche Gefahren rechtzeitig zu hören, zu riechen oder zu sehen. Stehen wir mit einem Fahrzeug an der Wasserstelle in einem Park und lassen den Motor laufen, weil die Klimaanlage das Wageninnere kühlen soll, verpesten wir die Luft mit Abgasen, mit unseren Gerüchen, stören die Stille mit Motorenlärm und verdecken möglicherweise Geräusche nahender Gefahr. Im Etosha-Nationalpark rasen inzwischen in kürzester Zeit unzählige Fahrzeuge mit Touristen zu den Wasserstellen, wenn sich dort Elefanten oder Raubtiere aufhalten. Dank moderner Kommunikationsmittel vergehen nur wenige Minuten bis sich Reisende, und vor allem Touristenführer, per Mobiltelefon gegenseitig informiert haben und Fahrzeuge aus allen Richtungen zu besagter Stelle kommen. Die Passagiere tragen in ihrer Aufregung zur Lärmbelästigung bei.
Die unzähligen Geräusche, Gerüche und sich nach vorne drängelnden Fahrzeuge stören nicht nur die Tiere, sondern auch jene Besucher, die in aller Ruhe das Wild, die Stille, die Laute der Natur und die reine Luft genießen wollen. Es ist erstaunlich wie sich zahlreiche freilebende Wildtiere an das Verhalten von Besuchern gewöhnt haben, doch bestimmte Verhaltensweisen stören sie immer noch. Tiere verlieren den Respekt vor dem Menschen und das kann zu Gefahrensituationen führen, bei denen das Tier immer der Verlierer ist. Wir sind nur Gäste in den Naturschutzgebieten, deshalb sollten wir nur unsere Fußspuren hinterlassen und nur Erinnerungen und Fotos mitnehmen.
Wie soll ich mich an Wasserstellen verhalten?
- Man sollte sich einer Wasserstellen immer langsam nähern und nie mit Tempo auf sie zu fahren. So werden nicht nur weniger Tiere erschreckt, sondern es wird auch eine unnötig laute Geräuschkulisse vermieden. Ist der Motor nicht sehr heiß, schaltet sich der automatische Kühlerventilator anschließend weniger häufig ein.
- Es sollte nicht nur Rücksicht auf die Fauna und Flora genommen werden, sondern auch auf andere Besucher. Denn sie haben ebenfalls große Kosten auf sich genommen, um wilde Tiere in freier Wildbahn zu beobachten.
- Das Fahrzeug sollte so schnell und so leise wie möglich an der gewünschten Stelle geparkt und der Motor ausgeschaltet werden. Unnötiger Lärm stört Mensch und Tier.
- Tiere mögen keine menschlichen Stimmen. Lautes Reden sollte unbedingt vermieden werden. Man kann sich mit gedämpfter Stimme oder im Flüsterton unterhalten. Doch grundsätzlich sollten unnötige Gespräche vermieden werden, da man an der Wasserstelle ist, um Tiere zu beobachten. Gästeführer sollten sich an die Regeln halten und ihre Besucher auffordern, sich leise zu verhalten.
- Radio und sonstige Musikanlagen müssen ausgeschaltet, und Funkgeräte sowie Mobiltelefone auf leise gestellt werden.
- Rufen und schnelle Bewegungen, um Tiere auf sich aufmerksam zu machen, sind zu vermeiden. Es ist verboten, Tiere zu stören. Die Tiere kommen zu den Wasserstellen, um ihren Durst zu löschen. Viele Arten sind dort in großer Gefahr, da häufig Raubtiere auf der Lauer liegen.
Wie soll ich mich am Wegesrand verhalten?
- Tiere am Straßenrand halten sich meist dort auf, um zu fressen oder um sich auszuruhen. Deshalb gelten die gleichen Regeln wie an einer Wasserstelle. Wichtig ist, nicht von der Straße abzufahren, wenn es in dem fraglichen Park verboten ist.
- Ist es gestattet, vom Weg abzufahren, muss immer genügend Abstand zu den Tieren gehalten werden, damit sie in Ruhe fressen oder ruhen können – auch wenn es frustrierend ist, wenn z. B. Löwen den ganzen Tag am Straßenrand liegen und sich nicht rühren. Man möchte doch ein Foto von einem sich bewegenden Löwen. Aber Löwen und andere Tiere haben das Recht zu ruhen und sollten nicht gestört werden. Schließlich befinden wir uns in ihrem Lebensraum und sollten uns dementsprechend benehmen.
- Tiere dürfen weder am Straßenrand noch anderswo im Park gefüttert werden. Erstens bieten wir ihnen unnatürliche Nahrung an, die ihnen womöglich nicht bekommt, und zweitens machen wir damit einige Tiere abhängig von uns als Nahrungsbeschaffer. Solche Tiere kommen deshalb entweder um oder müssen umgebracht werden. Erdhörnchen im Etosha-Nationalpark, die immer wieder an der Straße gefüttert wurden, rannten später bei jedem Fahrzeug auf die Straße, in der Erwartung etwas Fressbares zu bekommen. Viele wurden dabei überfahren. Andere, wie Schakale oder Paviane, wurden dreist und eine Gefahr für die Besucher. Die Folge: Die Tiere mussten von Naturschutzbeamten getötet werden.
Was soll ich mit meinem Müll machen?
Solange eine Büchse, Plastikflasche, Getränkedose, Glasflasche oder sonstiger Behälter für Nahrungsmittel voll ist, hat er Platz im Fahrzeug. Ist er jedoch leer, leicht und klein, ist plötzlich kein Platz mehr dafür! Wir sollten unseren Müll wieder dorthin mitnehmen, von wo wir die Verpackungen etc. geholt haben, oder ihn in den Ortschaften entsorgen.
- Wir sollten unseren Abfall nicht in die Mülltonnen der Parks werfen, sondern ihn mitnehmen, wenn wir den Park verlassen. Müll, der im Park zurückgelassen wird, bleibt meist dort. Oft werden Mülltonnen regelmäßiger von Tieren „geleert“ als von dem zuständigen Personal. In Namutoni sind es die Zebramangusten, in Halali Vögel und Honigdachse und in Okaukuejo Schabrackenschakale. Mülltonnen bei den sogenannten Toiletten zwischen den Rastlagern werden oft von den unterschiedlichsten Tieren, von Elefanten bis zu kleinen Tieren, besucht, da weder die Tore noch die Einzäunungen ordnungsgemäß instand gehalten werden. Die Folge: Überall fliegt Müll herum.
- Müll sollte auf keinen Fall irgendwo im Busch vergraben werden, denn Tiere graben ihn schneller wieder aus, als er eingegraben wurde.
- Zigarettenfilter gehören abends ins Lagerfeuer, ansonsten in den Aschenbecher, in eine Mülltüte oder in die hintere Hosentasche. Kein Zigarettenstummel darf einfach weggeworfen oder schnell mal im Sand verscharrt werden.
Warum soll ich nicht schneller als 60 km/h fahren?
Tempo 60 ist die Höchstgeschwindigkeit in den meisten Nationalparks. Diese Beschränkung ist zur Sicherheit von Mensch und Tier gedacht. Es gab bereits zahlreiche Unfälle im Etosha-Nationalpark, bei denen sich Touristen überschlagen haben, weil sie entweder zu schnell in eine Kurve fuhren oder bei zu hoher Geschwindigkeit einem Tier ausweichen wollten. Es gab aber auch schon Zusammenstöße zwischen Fahrzeugen und Elefanten, Nashörnern und Antilopen.
- Bei hoher Geschwindigkeit wird viel Staub aufgewirbelt, der sich auf der Vegetation neben der Straße ablagert. Die Folge ist, dass Tiere weiter von der Straße entfernt äsen. Somit haben die Besucher das Nachsehen.
- Bei hoher Geschwindigkeit werden viel weniger Tiere neben der Straße wahrgenommen. Vor allem die kleinen Tiere (Schlangen, Agamen, Eidechsen, Vögel usw.) auf der Straße werden übersehen und überfahren.
- Tiere haben in den Parks „Vorfahrt“. Wenn plötzlich ein Tier auftaucht, kann bei zu hoher Geschwindigkeit nicht rechtzeitig gebremst werden.
- Tiere, besonders die Jungen, erschrecken sich vor vorbeirasenden Fahrzeugen.
- Fahrzeuge mit hoher Geschwindigkeit stellen eine Gefahr für andere Verkehrsteilnehmer dar, die sich auf Wildbeobachtungen und auf die Straße konzentrieren.
Dirk Heinrich
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