Kaokoland klingt zu Recht nach Abenteuer und Romantik pur. Eine Schotterstraße zieht sich wie eine gelbe Ader nordwärts in eine faszinierende neue Welt. Das Kaokoland beheimatet weite Landschaften, das exotische Volk der Himba, Wüstenelefanten und im äußersten Norden Epupa, wo umsäumt von Makalanipalmen der Kunenefluss über zerklüftete Felsen in die Tiefe stürzt.
Die Erkundung dieser abgelegenen Region ist ein aufregendes Abenteuer, und ich habe das Glück, das Gebiet im „Gondwana-Style“ zu durchqueren. Meine Reise beginnt in der grünen Oase der Damara Mopane Lodge östlich von Khorixas mit ihren üppigen Gemüsegärten und führt westwärts, dem Huab-Flusstal folgend, bis die Straße nach Norden abdreht. Ich habe das Gefühl, eine unsichtbare Grenze zu überschreiten, als mich Palmwag Lodge und Camp nähere. Die Landschaft verändert sich, rote Tafelberge dominieren die Landschaft und die zerklüfteten Ebenen sind durchsetzt vom Grün der Mopanebäume, von kräftigen Hirtenbäumen und Euphorbien, die an Wurzelwerk erinnern. Giraffen beäugen mich neugierig vom Straßenrand aus, und im Sand sind die gigantischen Fußabdrücke von Elefanten auf der Wanderung zu sehen.
Bald nach dem Veterinärkontrollpunkt kommt das Schild nach Palmwag in Sicht und dann die Lodge selbst. Sie liegt an einem Nebenarm des Uniab-Flusses, der von Makalanipalmen und Flussvegetation gesäumt ist. Das unterirdische Wasser des Uniab zieht eine Vielzahl von Wildtieren und einen besonderen Elefanten namens „Jimbo“ an, für den das Lodge-Gelände mittlerweile sein Zuhause ist.
Die Erde unter den Füßen spüren
Palmwag Lodge & Camp arbeitet mit den benachbarten Naturschutzbehörden, dem Ministerium für Umwelt und Tourismus und dem Save The Rhino Trust zusammen, um die 582.000 Hektar große Palmwag-Konzession zu sichern, ein riesiges Naturschutzgebiet, das an die Lodge angrenzt. Highlight eines Aufenthaltes in der Lodge ist die Möglichkeit, mit den Nashorn-Rangern in dem nahegelegenen Naturschutzgebiet auf Spurensuche zu gehen. Um Wilderer abzuschrecken, wurden die meisten Nashörner im Palmwag-Schutzgebiet enthornt. Etwas beklommen stehe ich noch vor der Morgendämmerung auf und dusche, um jegliche Gerüche zu beseitigen, die die Spitzmaulnashörner verärgern könnten. Man weiß, dass diese Kolosse mit ihrem schlechten Sehvermögen und ihrem scharfen Geruchssinn zu den kämpferischsten Tieren gehören.
Es wird heller und mein Herz klopft wie wild, als die Ranger in der Ferne ein weibliches Nashorn erspähen und das Fahrzeug anhalten. Nach dem Okay und der Freigabe der Ranger, folgen wir ihnen zu Fuß zu einer Stelle, wo wir das Nashorn aus sicherer Entfernung gut sehen können. Wir beobachten es eine Weile beim Grasen und ziehen uns dann leise zurück zum Fahrzeug, wo uns die Ranger erklären, wie sie die einzelnen Nashörner identifizieren und detaillierte Aufzeichnungen über sie führen. Mein Herz beruhigt sich und die Sonne scheint, als ob sie die Ranger für ihre anstrengende Arbeit zum Schutz dieser Tiere loben will. Mich beschäftigt der Gedanke, warum eine Tierspezies nur wegen ihres Horns gejagt wird und vom Aussterben bedroht ist, obwohl ihre Hornsubstanz der unserer Haare und Nägel gleicht, jedoch unerklärlicherweise zu einem höheren Preis als Gold gehandelt wird. Bei der Abfahrt schicke ich meinen Wunsch in den Wind, dass diese Tiere weiterhin diese wilden Weiten durchstreifen, damit auch unsere Enkelkinder den prächtigen Anblick einer Nashornkuh an einem sonnigen namibischen Tag erleben dürfen.
Am Nachmittag schließe ich mich einem geführten Spaziergang um die Lodge an, um die Erde unter den Füßen zu spüren. Dann lasse ich die rosa und violetten Farben des Sonnenuntergangs, die immer tiefer und weicher werden, auf mich wirken, bis sie die Bühne den ersten Sternen überlassen.
Obwohl es immer verlockend ist, länger zu verweilen, ruft Epupa, und so nehme ich am Morgen die Achterbahnfahrt nach Norden in Richtung Sesfontein auf mich und fahre über den Joubert-Pass weiter nach Opuwo. Die Stadt ist Grenzgebiet, wo dem Besucher ein überraschendes kulturelles Erlebnis bevorsteht. Auf den staubigen Straßen vermischen sich Himba, Zemba, Hakahona und eine Schar von Herero-Frauen in ihrer faszinierenden traditionellen Kleidung mit ihren eher konventionell gekleideten Zeitgenossen. Es ist ein weiterer Hinweis darauf, dass ich das Kaokoland erreicht habe, wo das Ungewöhnliche und Außerordentliche die Norm ist. Ich reise weiter in diese neue, faszinierende Welt, auf dem Weg nach Epupa an der nördlichen Grenze. Affenbrotbäume entlang der Route fügen ihr königliche Präsenz hinzu, ein Band von Makalanipalmen in seiner Schönheit führt hinab zum Kunene, dessen Zauber ich erliege.
Epupa-Charme . . .
Mein nächstes Lager ist das Omarunga Epupa-Falls Camp, ein entspanntes Refugium aus Holz, Segel und Stroh am Flussufer, das den Charme Epupas verströmt. Der sanfte Gesang der Epupa-Fälle begleitet die Rufe der Rosenpapageien und Tauben in den Bäumen. Die Fahrt zu einem Aussichtspunkt mit Blick auf die Fälle zum Sonnenuntergang ist das Highlight auf dieser unvergleichlichen Kaokolandtour. Die goldenen Farben schimmern und tanzen, während wir auf die Schönheit der Aussicht anstoßen - und auf unser Glück, hier zu sein.
An erster Stelle meiner Wunschliste steht der Besuch eines Himba-Dorfes, der freundlicherweise vom Omarunga Epupa-Falls Camp organisiert wird. Ein Kaokoland-Guide bringt uns zu einem nahegelegenen Himbadorf und klärt uns über die Sitten und Gebräuche der Himba auf. Es ist ein Privileg, eines der letzten halbnomadischen Völker Afrikas zu besuchen. Mein Begriff von Schönheit bekommt eine neue Bedeutung, als ich die auffälligen Himba-Frauen mit ihrer rötlichen Körperfarbe und ihrem ungewöhnlichen Schmuck kennenlerne. Wir stellen uns gegenseitig Fragen über unsere sehr unterschiedliche Lebensweise. „Wie viele Kinder haben Sie?“ „Sind Sie verheiratet?“ Und wir berühren gegenseitig unser Haar und lachen dabei.
Mir fällt es schwer, dieses friedliche Dorf zu verlassen und in die geschäftigere Welt zurückzukehren. Mein Weg führt nach Opuwo zurück, und dann geht es auf der Teerstraße nach Osten durch Owambo-Siedlungen, die reich an Kultur sind. Mein nächstes Ziel ist Etosha King Nehale am nördlichen Rand des Etosha-Nationalparks, wo mich eine ganz andere und aufregende Erfahrung erwartet. Aber diese Geschichte erzähle ich ein anderes Mal.
Ron Swilling
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