Aufatmen in der Reisebranche Namibias: Die Pläne vom vergangenen April für einen Shuttle-Zug ins Sossussvlei (siehe Namibia Focus-Bericht) sind vom Tisch. Das teilte die Firma Green Earth Environmental Consultants mit. Zur Begründung verwies das Unternehmen auf finanzielle und technische Bedenken.
Über neue Entwicklungen werde man die Öffentlichkeit informieren, hieß es. Bereits im August waren neue Pläne bekannt geworden, an der Zufahrt für jedes Fahrzeug eine Art Maut-Gebühr zu verlangen. Dazu wurde nichts mitgeteilt.
Dagegen betonte Green Earth, dass auch der geplante Fesselballon am Sossusvlei nicht verwirklicht wird. Allerdings werde eine andere geeignete Stelle für den Ballon gesucht, hieß es. Der Ballon soll Besuchern einen Blick über das Dünenmeer aus der Vogelperspektive bieten.
Monopol für Personentransport
Green Earth war von der Firma Sky Eye Tours & Hospitality des Unternehmers Laban Kandume beauftragt worden, die Pläne öffentlich vorzustellen. Sky Eye hatte im März 2020 vom Tourismusministerium eine Konzession erhalten. Sie sichert für zehn Jahre ein Monopol für den Personentransport zu - auf der 4 km langen Sandstrecke vom Parkplatz am Ende der Teerstraße ins Sossusvlei.
Absicht war laut Ministerium und Kandume, die zunehmende Umweltbelastung einzudämmen. Tag für Tag besuchen Hunderte Touristen das Sossusvlei. Umliegende Unterkünfte bieten Ausflüge, Selbstfahrer fahren im gemieteten Geländewagen ins Vlei.
Die Konzession war an Bedingungen geknüpft. Dazu zählten eine Umweltfreigabe-Bescheinigung (Environmental Clearance Certificate, ECC) und die Zustimmung des Denkmalrates (Namibia Heritage Council, NHC).
Sorgte im vergangenen März für einen Aufschrei in der Reisebranche Namibias: Der geplante Shuttle-Zug am Sossusvlei. Quelle: Info-Dokument (BID) von Green Earth Environmental Consultants
Sossusvlei nicht als weiteres "Disney-Land"
Auf einer Öffentlichen Versammlung bei Sesriem Anfang April stieß das Vorhaben auf heftigen Widerstand (siehe Bericht von NamibiaFocus). Das Protokoll zu dieser Versammlung sowie zwei tabellarische Listen mit den Einwänden der betroffenen Parteien fügte Green Earth seiner jetzigen Mitteilung bei.
Die Hauptkritik war, dass Shuttle-Zug und Fesselballon das Sossusvlei mit seiner kaum berührten Natur in ein weiteres Disney-Land verwandeln würden. Auch dürfe der Status der Dünen-Namib als Welt-Naturerbe-Stätte der UNESCO nicht gefährdet werden. Weitere Bedenken waren Umweltschäden während des Baus, der hohe finanzielle Aufwand, gewaltige Probleme hinsichtlich der Instandhaltung und die Gefahr eines (weiteren) Weißen Elefanten.
Autor dieses Beitrags ist Sven-Eric Stender. Er stammt aus Hamburg und arbeitet seit 1986 als Journalist. Seit 1998 lebt er in Windhoek und hat sich auf die Themen Reise, Natur, Menschen und Geschichte Namibias spezialisiert. Für Fragen oder Anregungen ist er zu erreichen unter editorial@namibiafocus.com