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Padlangs - Das Dachzelt: Der direkte Weg in das Herz eines Campers

Geschrieben von Namibia Focus | Feb 20, 2020 10:03:20 PM

Wenn ich im Auto unterwegs bin, habe ich Zeit zum Nachdenken – über die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft. Außerdem ist es mir zur Gewohnheit geworden, auf einer Fahrt mindestens ein- oder zweimal anzuhalten, um mit Menschen zu plaudern, ihre Geschichten zu hören und faszinierende, oft schon vergessene Orte zu besuchen. Padlangs enthält einige der Gedanken und Geschichten, die ich unterwegs gesammelt habe.  

Auf Ihrer Reise durch unser wunderschönes Land sind heutzutage fast überall Miet- oder Privatfahrzeuge mit Dachzelten unterwegs. Namibia ist mit seinen weiten Landschaften, der faszinierenden Wüste und den aufregenden Reisezielen das perfekte Selbstfahrer-Fernziel für Campingreisen. 

Abenteuerreisen gibt es schon seit langem. Ich habe im Internet recherchiert und war überrascht, dass das grobe Dachzelt mit Stützstangen und einer auf Dachträgern montierten Holzplatte schon seit den 1930er Jahren in Westeuropa vorkommt. Diese entwickelten sich erst später zu einem modernen, zusammenklappbaren Zelt, das mit einem Kurbelhebel oder Gasdruckzylindern leicht aufzustellen ist und in einer Schale, meist aus glasfaserverstärktem Kunststoff, verstaut wird. 

Ein Dachzelt in Italien im Jahr 1984. (Foto: Garth J.)

 

In Namibia haben wir Dachzelte erst in den 90er Jahren, nach der Unabhängigkeit, wirklich zu sehen bekommen. Ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass ich vielleicht einer der Ersten war, der ein Dachzelt hatte, weil ich mein eigenes gebaut habe. Mein persönliches Dachzelt-Abenteuer begann 1984 auf einer Reise in die Schweiz, wo ich mich mit einem Schweizer anfreundete, der durch Afrika fahren wollte. Damals konnte ich mir kaum vorstellen, dass dieser kleine, blasse Mann ein solches Abenteuer wagen würde. Dennoch lud ich ihn beiläufig ein, bei mir und meiner Familie zu wohnen, sollte er jemals in das südliche Afrika kommen. Zwei Jahre später stand er vor meiner Tür. Er hatte das erste Dachzelt, das ich je gesehen habe, und ich war fasziniert. Auch er selbst war so angetan von seinem Zeltheim, dass er zwei Monate lang glücklich in meinem Garten lebte und kein Interesse an meinem Angebot zeigte, im Haus zu schlafen.

Jens Vietor steht vor seinem Geländewagen, der ein Dachzelt obendrauf hat. (Foto: Manni Goldbeck)

 

Auch die gemeinsame Erkundung Namibias hat uns viel Spaß gemacht. Jedes Mal, wenn ich mein Zelt auf dem Boden aufschlug und er sein Dachzelt aufbaute, war ich grün vor Neid. Ihn in seinem Dachzelt schwelgen zu sehen, brachte mich auf die Idee, es zu kopieren. Ich begann Zeichnungen zu machen und Messungen vorzunehmen, um ein Exemplar auf meinem Geländewagen, hier Bakkie genannt, zu installieren. 

Das Dachzelt neben dem Oranje Rivier dient perfekt zum Schlafen. (Foto: Manni Goldbeck)

 

Als wir nach Hause zurückkehrten, arbeitete ich gemeinsam mit einem Freund an zwei Prototypen. Wir brauchten fünf Monate, um sie fertigzustellen, und wir arbeiteten nach Feierabend, oftmals bis in den Abend hinein. Wir fanden nicht das richtige Material: Die Scharniere aus einer hiesigen Maschinenfabrik wurden aus schwerem Eisen hergestellt und es war schwierig, wasserdichte Zeltleinwand zu finden. Wir schnitten eine Aluminiumleiter in zwei Hälften und probierten sie aus, indem wir auf dem Dach des Bakkies schliefen; für das Zelt bauten wir sogar Nachttische für eine Leselampe und Lesestoff. Im Nachhinein hätte mein Zelt noch etwas verfeinert werden können, um die Last des Zeltaufbaus auf meinen Bakkie zu reduzieren, aber wir hatten viele wunderbare Ausflüge und einige erlebnisreiche im Regen, weil ich keine geeignete Zeltleinwand finden konnte. 

Die Idee, ein Dachzelt selber nach zubauen, wurde in der Werkstatt umgesetzt. (Foto: Manni Goldbeck)

 

Unsere Camping-Abenteuer und meine Faszination für die ersten Dachzelte wurden durch ein Erlebnis meines Freundes in Südafrika noch übertroffen. Als ein begeisterter Camper im Vorbeifahren sein Dachzelt auf dem Campingplatz sah, war er dermaßen abgelenkt, dass er von der Straße abkam und gegen einen Baum fuhr, sehr zum Ärger seiner Frau. 

Ein Elefant wurde direkt neben der Straße im Damaraland gesichtet. (Foto: Manni Goldbeck)

 

Ich war zu der Zeit, als wir die Zelte konstruierten, Lehrer. In den Schulferien reiste ich mit meiner Familie durchs Land und genoss die tolle Campingunterkunft. Anfang der 90er Jahre, als ich den Lehrerberuf verließ und meine eigene Reisegesellschaft 'Top Travel' gründete, begann ich, meinen Bakkie mit dem Dachzelt zu vermieten. Rückblickend hatte ich damit vermutlich die erste Autovermietung in Namibia, die ein Fahrzeug mit Dachzelt anbot. 

Beim Campen Im Damaraland wurde das nachgebaute Dachzelt zum Schlafen aufgebaut. (Foto: Manni Goldbeck)

 

Damals hätte ich mir nicht träumen lassen, dass 30 Jahre später Tausende von Besuchern mit weißen Toyota Hiluxes oder Landcruisern mit hochmodernen Dachzelten auf unseren Straßen unterwegs sind. Und im Gegensatz zur nördlichen Hemisphäre ist das namibische Wetter mit 300 Tagen klarem, blauen Himmel pro Jahr ideal zum Zelten zu jeder Jahreszeit.  

Heute gehört die Namibia2Go Autovermietung von Gondwana Collection zu den vielen Autoverleihen im Land, die Toyota Hiluxes mit Dachzelten im Angebot haben. Denn was ist schöner, als in der namibischen Wildnis unter den Sternen zu schlafen? 

Das wahrscheinlich erste Dachzelt in Namibia am Oranje Rivier. (Foto: Manni Goldbeck)

 

War mein Dachzelt das erste in Namibia? Wenn Sie von früheren Dachzelten wissen oder Fotos haben, dann melden Sie sich bei uns. 

Manni Goldbeck