Noch mehr und besser ausbilden. Diese Hauptziele wollen Gastbetriebe und Ausbildungsinstitutionen in Namibia künftig in engerer Zusammenarbeit anstreben. Auf dem Kongress des Gastgewerbe-Verbands Hospitality Association of Namibia (HAN) wurde ein gemeinsamer Fahrplan zur Verbesserung der Ausbildung im Tourismus aufgestellt.
Mehr als 24 Anbieter von Ausbildungsmodulen nahmen am Kongress teil, darunter Universitäten, Berufsbildungs-Zentren, auf Spezialbereiche ausgerichtete Institutionen und "mobile Ausbilder". Hinzu kamen Tourismusbetriebe, die ihre Mitarbeiter in umfangreichen Trainings- und Schulungsprogrammen selbst ausbilden, wie Gondwana Collection Namibia. Mit dem National Institute for Educational Development (NIED) und der Namibia Training Authority (NTA) waren auch die relevanten Behörden vertreten.
Am ersten Tag des Kongresses diskutierten die Delegierten über Mängel und Bewährtes in der Ausbildung im Tourismussektor. Dabei kam zur Sprache, dass viele Schulabgänger kaum eine Vorstellung vom Tourismus haben, geschweige denn wissen, wie umfangreich und vielschichtig der Sektor ist.
Vertreter von Gastbetrieben kritisierten zudem, Studiengänge im Tourismus seien nicht hinreichend auf die Praxis ausgérichtet. Erfolgreiche Absolventen würden Managerposten und -gehälter erwarten, aber weder die erforderlichen theoretischen Kenntnisse noch die nötige Praxiserfahrung mitbringen.
Jana Burger, Personalchefin der Gondwana Collection Namibia, teilt mit den Teilnehmern des HAN-Kongresses Erfahrungen ihres Unternehmens mit der Ausbildung von Mitarbeitern. Foto: Sven-Eric Stender
Andererseits wurde auf dem Kongress die Vielzahl und Bandbreite der Trainings- und Schulungsmodule in Namibia deutlich. Zur akademischen Ausbildung gehören seit längerem Praktika. Allerdings fehlt es angesichts der hohen Zahl an Studenten offenbar an Praktikumsplätzen.
Mehrere Vertreter von Gastbetrieben wiesen darauf hin, die meisten jungen Namibier würden selbst kaum oder nie reisen. Es mangele generell an Anregungen, die man beim Reisen oder Arbeiten im Ausland erhalte. Als Lösung wurde vorgeschlagen, Austauschprogramme einzurichten. Andere beklagten wiederum die Abwerbung von Nachwuchs und Fachkräften in Namibia durch Hotels oder Freizeitparks in Europa.
Einigkeit herrschte auf dem HAN-Kongress darin, dass der Tourismussektor in Namibia jungen Namibiern noch attraktivere Perspektiven bieten muss. Dazu gehören Angebote zur Ausbildung und Karriere-Möglichkeiten. Nur so könne man dem Fachkräfte-Mangel begegnen, unter dem Namibia wie alle touristisch geprägten Länder weltweit seit der Zeit der Reise-Restriktionen wegen Corona leiden.
Immerhin, dem stimmten ebenfalls alle Delegierten zu, ist Namibia auch wegen seiner Bewohner wie für den Tourismus geschaffen. Namibia-Urlauber zeigen sich immer wieder von der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen beeeindruckt.
Sammeln Anregungen für einen gemeinsamen Fahrplan zur Ausbildung im Tourismus: Prosper Mageza und Gitta Paetzold vom Gastgewerbe-Verband Hospitality Association of Namibia (HAN).
Foto: Sven-Eric Stender
Autor dieses Beitrags ist Sven-Eric Stender. Er stammt aus Hamburg und arbeitet seit 1986 als Journalist. Seit 1998 lebt er in Windhoek und hat sich auf die Themen Reise, Natur, Menschen und Geschichte Namibias spezialisiert. Für Fragen oder Anregungen ist er zu erreichen unter editorial@namibiafocus.com.