Namibia Focus

Löwen, Leoparden & Co - Wildkatzenfotografie

Geschrieben von Namibia Focus | Jan 27, 2020 10:30:36 PM

Die Vorbereitungen für eine Reise nach Afrika sind in vollem Gange, Bücher werden gewälzt, Videos angeschaut, Naturdokus füllen den Abend und Freunde erzählen von spannenden Safarierlebnissen im vergangenen Jahr. Jeder hat schon sein Lieblingstier ausgewählt, das er auf jeden Fall sehen möchte. So ist auf jeder Reise, vor allem wenn man das erste Mal in Afrika unterwegs ist. Der Wunsch, Raubtiere zu sehen, ist sehr groß. 

Angespornt durch Dokumentarfilme unterschiedlicher Qualität scheint es leicht zu sein, große Katzen zu beobachten und zu fotografieren. Am liebsten bei einer spektakulären Jagd oder mit tapsigen, süßen Jungtieren. Aber Raubtiere sind selten zu sehen. Es gibt im Verhältnis zu ihrer Beute, den Pflanzenfressern, eher wenige. Vor allem Wildkatzen achten als Einzelgänger auf ihren Energiehaushalt und bewegen sich meist nur aus drei Gründen: Partnersuche, Verteidigung, Jagd. Die restliche Zeit, bis zu 20 Stunden am Tag, wird geruht oder richtig geschlafen. Die Folge ist bei Afrikabesuchern Enttäuschung, wenn man keinen Löwen sieht oder mit Glück ein im Schatten liegendes Rudel entdeckt, das den Tag verdöst und bei dem sich Fotos nur als Erinnerung lohnen.  

Viele Male wartete ich Stunden auf eine Bewegung… Nichts geschah. Wer mit Naturfilmen und Fotos sein Geld verdient, braucht neben umfassenden Kenntnissen über die Tiere sehr viel Zeit und noch mehr Geduld, um wirklich gute Bilder zu bekommen. Als Tourist braucht man Glück, einen erfahrenen Guide oder viele Gelegenheiten (also öfters verreisen), um ein paar gute Bilder zu bekommen. 

Pentax K30; 560mm f6,3 1/800s iso800 LW-0,7. Nur fünf Meter trennten uns von dem jungen Löwen. Die Nähe ist gut durch unser Fahrzeug zu sehen, das sich in den Augen spiegelt. Störende Äste sind durch den engen Beschnitt weggefallen. Der symmetrische Bildaufbau begünstigt ein quadratisches Format. Alle Fotos: Lambert Heil

 

Die ersten Löwen: 

Was mache ich nun als Fotograf bei meiner ersten Sichtung, wenn die Löwen erwachen, die Aufregung bei den Mitreisenden die Oberhand gewinnt und ich angesteckt werde?  

Beobachten Sie die Szene und freuen Sie sich über den einmaligen Augenblick. In der Regel dauert es eine Weile, bis alle Tiere aufgewacht sind und sich gegenseitig begrüßt haben. Suchen Sie sich ein Tier aus, das besonders aktiv ist oder vor einem schönen Hintergrund liegt. Denken Sie daran, wenn sich die Katzen aus dem Schatten bewegen, dass sich dann auch die Lichtverhältnisse ändern. Dazu sollten sie weit im Voraus die Kamera in Standby bereithalten und immer wieder ein Foto machen, um die Einstellungen zu kontrollieren, denn Licht und Schatten ändern sich auch durch langes Warten. 

Pentax K5; 560mm f6,3 1/1600s iso1600. Eines meiner Lieblingsmotive habe ich von einem Hochstand an einer Wasserstelle mit großem Tele auf einem Einbeinstativ aufgenommen. Von der Löwin waren nur die Schultern und der Rücken zu erkennen, bis sie sich setzte und in meine Richtung schaute. Ich verfolgte sie lange durch den Sucher bis zum richtigen Augenblick. Die offene Blende lässt mit der Brennweite ein schönes Bokeh entstehen.
 
Aus dem Auto: 

Da man Löwen meist aus einem Fahrzeug fotografiert, ist der Winkel immer ungünstig. Durch die Aufnahme von oben wirken die Tiere klein und sie verlieren ihre Mächtigkeit. Versuchen Sie das Fahrzeug so zu stellen, dass Sie auf Augenhöhe fotografieren können oder warten Sie, bis sich ein Löwe auf eine Anhöhe begibt um ihn auf dem Bild vor dem entfernten Hintergrund freistellen zu können. So haben Sie wenig störende Elemente vor Gesicht oder Körper.  

Unterwegs im National Park: 

Selten ist man bei einer Löwensichtung alleine. In Etoscha zum Beispiel können schon mal 20-30 Autos und Reisebusse den Weg und die Sicht versperren. Leider gibt es durch rücksichtslose Fahrweise immer wieder Schrammen und Beulen an den Fahrzeugen und wütende Fäuste werden aus den Fenstern gereckt. Versuchen Sie sich an einer der Wasserstellen so zu positionieren, dass Sie eine gute Sicht haben und genug Platz lassen für passierende Tiere und andere Reisende. Wenn die Löwen den Platz wechseln, versuchen Sie nicht hektisch sich ihnen in den Weg zu stellen. Die Bilder sind es nicht wert die Löwen zu bedrängen, da dann meist Position, Hintergrund oder Einstellungen nicht optimal sind und Sie es vielleicht verpassen, eine berührende Szene zu beobachten. 

Pentax K3; 380mm f8 1/1000s iso800 LW-0,3. Langsam rangierte ich den Wagen an die tiefste Stelle des Weges neben den Löwen, um ihn auf Augenhöhe fotografieren zu können. Ein enger Beschnitt verstärkt die Nähe zum Tier.
 
Kameraeinstellungen: 

Wie in vorherigen Beiträgen erwähnt, nutze ich nur den mittleren Focuspunkt und fotografiere mit weitgehend offener Blende (kleine Blendenzahl). So lassen sich die Katzen leichter freistellen, da sie sich vom unscharfen Hintergrund besser abheben. Durch das Einstellen eines Fokuspunktes habe ich mehr Kontrolle auf den Schärfebereich, störende Gräser vor dem Gesicht können durch rasches Umstellen auf den manuellen Fokus unscharfe Akzente setzen, solange das wesentliche vom Tier scharf ist. Für mich sind bei Nahaufnahmen immer die Augen ausschlaggebend und müssen scharf sein. Ansonsten sollte das Gesicht der schärfste Teil einer Aufnahme sein, da unser Blick auf einem Bild immer von Gesicht oder Augen angezogen werden. 

Ganz wichtig ist eine kurze Belichtungszeit, um schnelle Bewegungen scharf einfangen zu können. Dazu habe ich den Isowert auf mindestens 800 eingestellt, im Schatten oder im späten Sonnenuntergang auch höher. Damit ist gewährleistet, dass auch kleine Kopfbewegungen scharf sind. Spielende Jungtiere oder eine zu erwartende Jagd sollten mindestens mit 1/1000 angegangen werden, evtl. unterbelichte ich etwas, um die Belichtungszeit weiter zu verkürzen. Die dunklen, aber scharfen Bilder lassen sich später am Computer aufhellen.  

Pentax K1 Mark II, 450mm f6,3 1/800s iso800. Das abendliche Licht beleuchtet die Szene. Die jungen Löwen laufen auf den eben angekommenen Vater zu. Immer wieder zeigt er seine Zähne, was die Jungen kurz auf Abstand hält, bis sie wieder auf ihm herumklettern. Wenn Sie Zeit haben, verbringen sie ruhig mal einen Nachmittag bei einem Rudel. Auch wenn die aktive Phase nur kurz ist, bevor das Licht am Abend verschwindet, lohnt sich das Warten. 

 

Die eigene Kamera kennen: 

Falls der seltene Fall eintrifft, eine Jagd beobachten zu können, entscheiden Sie sich, ob Sie auf die Beute oder das Raubtier zielen und im schnellsten Serienbildmodus abdrücken. Wichtig ist hier zu wissen, nach wie vielen Bildern die Kamera und die Speicherkarte an ihre Grenzen kommen und wie viel Zeit zum Rechnen und Speichern benötigt wird. Nehmen Sie deshalb, wenn sich die Situation zwischendurch entspannt, auch mal den Finger vom Auslöser, damit sie auch beim Showdown noch Bilder machen können. Wenn Sie zu zweit sind, sollte jeder ein anderes Tier im Fokus haben, um das Maximum an guten Fotos zu bekommen. 

Leoparden: 

Die scheuen, als Einzelgänger lebenden Leoparden, sind selten längere Zeit zu beobachten. Sie vermeiden den Kontakt mit den dominanteren Löwen und sind eher in der Dunkelheit unterwegs. Deshalb positionieren sie sich nicht so offen und ziehen sich tagsüber auf einen dichten Baum zurück. Es ist schwierig, selbst in einer Gegend mit hoher Leopardendichte ein Tier zu sehen und dann noch zu fotografieren. Meine Sichtungen sind durch Glück, lange Verfolgung der Spur oder durch die typischen nächtlichen Rufe, denen wir nachgegangen sind, entstanden. 

Pentax K1 Mark II; 450mm f5,6 1/1000s iso3200 LW-0,3. Eigentlich typisch, ein Leopard auf einem Baum. Doch sehr selten zu sehen und noch seltener zu fotografieren. Wenn Sie nicht die Zeit haben, wochenlang wie ein professioneller Wildlife-Fotograf auf der Lauer zu liegen, bieten sich private Schutzgebiete an, in denen die Katzen angefüttert sind oder einen Sender tragen, damit sie schneller gefunden werden. Die Tiere sind Touristen gewöhnt und lassen sich in der Regel nicht stören.

 

Geparden: 

Da Geparde tagsüber in offenem Grasland jagen, meist alleine, manchmal auch mit Geschwistern, sind sie leichter zu entdecken, aber trotzdem schwer zu fotografieren. Das Licht ist nicht optimal und die Szene zu weit für gute Bilder. Wenn Sie die Tiere aus der Nähe sehen, versuchen Sie auf Augenhöhe zu fotografieren oder sie vor gleichmäßigem Hintergrund freizustellen. 

Pentax K1 Mark II; 450mm f5,6 1/1600s iso200. Geben Sie Ihrem Bild eine Aussage oder ein Gefühl. Ich habe die Szene im Serienbildmodus aufgenommen und dieses Bild ausgewählt, da es den Eindruck erweckt, der Gepard sei über meine Anwesenheit verärgert. Der Eindruck entsteht durch die dunklen Augen im Halbschatten, die typischen schwarzen nach unten laufenden ‘Tränenlinien“ und die vermeintlich tiefe Position, die ich durch einen engen Beschnitt erreicht habe. Übrigens ließ sich der Gepard von den 15 Fahrzeugen nicht stören, aus denen er lange beobachtet wurde.
 
Kleinkatzen: 

Die kleineren Katzen, Wildkatzen oder Schleichkatzen wie Ginster- oder Zibetkatzen, lassen sich häufig bei Nachtfahrten sehen. In manchen Camps haben sie ihre Scheu verloren und schauen auch mal an der Feuerstelle vorbei. Die Spuren lassen sich am nächsten Morgen häufig gut erkennen. Suchen Sie sich eine gute Position und legen Sie sich am nächsten Abend auf die Lauer.  

Pentax 645Z; 300mm f4 1/500s iso400. Die Wildkatze habe ich nur entdeckt, weil sie auf ihrem Baum mit Vogelfang beschäftigt war. Die Vögel waren allerdings zu schnell. Dennoch war die Katze fasziniert und blickte den Vögeln immer hinterher. Durch die tiefe Morgensonne und ein dichtes Astwerk scheint das Licht fast von unten zu kommen.

 

Private Wildtiergebiete: 

Sehr viele gute Bilder von Leoparden oder Geparden stammen aus privaten Gebieten, in denen die Tiere vom Ranger in einem überschaubaren Gebiet leicht gefunden werden können. Sie werden manchmal gezüchtet und gefüttert, manchmal sind sie mit einem Sender versehen, um sie schnell den Gästen zeigen zu können. Die Tiere haben die natürliche Scheu verloren und posieren gefühlt vor schönstem Hintergrund. Auch wenn ich solchen Einrichtungen mit gemischten Gefühlen gegenüber stehe, lohnt es sich, dort eine Tour zu machen. Meist hat man hier die einzige Gelegenheit, den Tieren wirklich nahe zu kommen, sie lange beobachten zu können und gute Bilder zu machen. Fragen Sie Ihren Guide, wie der Bewegungsablauf ist, damit Sie sich mit der Kamera gut positionieren können.  

Pentax K1 Mark II; 450mm f5,6 1/320s iso800. Ein in der Natur eher seltener Moment: Ein Leopard geht auf ein Fahrzeug mit einem Fotografen zu. In einem privaten Wildschutzgebiet kann sich die Szene öfters wiederholen, da die Katze an die Menschen gewöhnt ist. Eine der schwierigsten Aufgaben für eine Kamera ist es, ein auf sich zubewegendes Objekt (Leopard) scharf zu fotografieren. Der nachführende Autofokus ist dabei meist überfordert und der Fotograf zu langsam, um ihn im richtigen Moment einzustellen. Ich fokussiere im Serienbildmodus ruhig auf eine Stelle vor dem Tier, am besten leicht abgeblendet, um mehr Schärfentiefe zu erhalten. Ich warte, bis das Tier in die Nähe kommt und drücke dann ab. So läuft es durch meine „Fotofalle“ in den von mir scharf ausgewählten Bereich. Meist ist mindestens ein Bild brauchbar.

 

Für gute Bilder aus der Wildnis reicht eine Safari nach Afrika nicht. Sie müssen wiederkommen. 

Haben Sie schon gebucht? 

Lambert Heil fotografiert seit vielen Jahren Wildlife, Natur, Menschen und typische Reisesituationen in Afrika und Europa.  Bei Namibia Focus stellt er in regelmäßigen Abständen fotografische Tipps, Tricks und Ideen vor, bespricht Bilder oder entdeckt interessante Orte für Fotografen. Weitere Informationen zu Lambert Heil und Fotografieren in Namibia finden Sie hier.