Ein fehlerhaftes GPS-Gerät und falsche Botschaften auf sozialen Medien haben Anfang vergangener Woche für unnötige Aufregung gesorgt. Die Wanderer, nach denen aufgrund eines Notsignals gesucht wurde, hatten sich weder verletzt noch verirrt. Offenbar fielen sie sogar aus allen Wolken, als man sie fand.
Dieses Bild ergibt sich zumindest aus einem Bericht der Online-Zeitung Informanté. Der staatliche Rastlager-Betreiber Namibia Wildlife Resorts (NWR) hat die vielen offenen Fragen trotz mehrfacher Bitte von NamibiaFocus bis heute nicht geklärt. NWR kontrolliert und vermarktet die mehrtägige Fischfluss-Wanderung.
Das Ehepaar Burger aus Südafrika war am Samstag, den 7. Juni, in den Canyon hinabgestiegen. Am Folgetag schlug dessen Tochter Alarm. Das GPS-Gerät ihrer Eltern hatte ein Notsignal ausgesendet. Aufgrund einer Panne, wie sich später herausstellte.
Die Tochter bat (auch?) über soziale Medien um Hilfe. Das löste eine Welle widersprüchlicher Botschaften aus. Auch die Tageszeitungen Namibias griffen das Thema auf. Zum Teil übereilt, ohne hinreichende Ortskenntnis und ohne sich die Informationen von offizieller Stelle bestätigen zu lassen.
Allerdings trug die erste (und einzige) Presseerklärung von NWR zur Verwirrung bei. Hinzu kamen offensichtlich nicht mit NWR abgestimmte Äußerungen aus dem Tourismusministerium. Und die private Organisation "Namibian Marshall Rangers" sorgte laut Informanté-Bericht mit einer offenbar falschen Botschaft für zusätzliche Irritationen.
NWR überprüfte wohl sofort, wer sich im Canyon befand. Jeder Wanderer muss sich an der Rezeption des Rastlagers Hobas registrieren. Das Lager liegt an der einzigen Zufahrt zum Einstieg in den Canyon. Am Rastlager ǀAi-ǀAis, dem Endpunkt der Wanderung, wird jeder ankommende Wanderer auf der Liste abgehakt.
Jedoch kommt es wohl öfter vor, dass sich Wanderer dort nicht abmelden. Das erklärt, warum nach dem Alarm plötzlich von zehn Vermissten die Rede war. Sechs davon, so stellte sich dann wohl bei Kontaktieren der Betroffenen heraus, hatten den Canyon bei ǀAi-ǀAis längst verlassen.
Die Suchaktion konzentrierte sich laut NWR zunächst auf die Umgebung der ersten Raststelle auf der Wanderstrecke. Von dort aus waren die Notsignale gesendet worden. Die Raststelle liegt bei der alten Vespa (siehe Bericht "Die ersten Reifenspuren im Fischfluss Canyon"), ein paar Kilometer flussaufwärts vom ersten Notaufstieg, der nahe den Schwefelquellen aus dem Canyon führt.
Dort traf man niemanden an. Kein Wunder: Die beiden Südafrikaner waren ahnungslos weiter gewandert. Im Laufe der Suche fand man sie jedoch kurz darauf weiter flussabwärts. Ob die übrigen beiden "Vermissten" bei ihnen waren oder an anderer Stelle angetroffen wurden, teilte NWR nicht mit.
Die Wanderung im Fischfluss Canyon vom Hiker's Point nach ǀAi-ǀAis ist rund 85 km lang. Der Trail ist nur in der kühleren Zeit vom 1. Mai bis 15. September geöffnet und muss im Voraus gebucht werden.
Alles, was man während der fünf oder sechs Tage braucht, muss man per Rucksack mit sich tragen. Wasser findet man im Bett des Fischflusses, muss es aber gegebenenfalls abkochen.
Eine komfortablere Alternative ist die Wandertour von Camp zu Camp im angrenzenden privaten Gondwana Canyon Park. Sie führt durch einen nicht öffentlich zugänglichen Abschnitt des Canyons, wenige Kilometer flussaufwärts vom Hiker's Point.
Man erkundet die Gegend ebenfalls auf eigene Faust, trägt aber nur einen Tagesrucksack. Gondwana transportiert das Gepäck von Station zu Station.
Autor dieses Beitrags ist Sven-Eric Stender. Er stammt aus Hamburg und lebt seit 1998 in Windhoek. Seit 1986 arbeitet er als Journalist und hat sich auf die Themen Reise, Natur, Menschen und Geschichte Namibias spezialisiert. Für Fragen oder Anregungen ist er zu erreichen unter editorial@namibiafocus.com.