Nach ihrem großen Erfolg in Namibia kommt die erste namibisch(-deutsch)e Oper auch in Deutschland auf die Bühne. 'Chief Hijangua' von Komponist Eslon Hindundu und Librettist Nikolaus Frei wird im kommenden September in Berlin aufgeführt.
Die Senatskanzlei Berlin habe den Antrag auf Förderung gutgeheißen, bestätigte die Regisseurin Kim Meyer auf Nachfrage von NamibiaFocus. Die Fördersumme, die von der Lotto Stiftung Berlin bereitgestellt wird, beträgt ihr zufolge das Sieben- bis Achtfache jenes Budgets, das für die Aufführung in Windhoek zur Verfügung stand.
Das ermögliche, Bühnenbild und Kostüme völlig neu zu gestalten, freut sich Kim Meyer. Auch könne man nun mehr Mitwirkende engagieren und habe mehr Zeit, über Charaktere und Szenen intensiv zu diskutieren. Die Solisten bleiben weitgehend dieselben, der Chor wird erweitert. Zudem spielt das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin (RSB) in voller Besetzung. Für die Uraufführung in Namibia hatte es einige Mitglieder entsandt, zur Verstärkung des Namibian National Symphony Orchestra. Dirigent ist wie in Windhoek der Komponist Eslon Hindundu.
Auch das Konzept der kultur- und grenzenüberschreitenden Zusammenarbeit für die Opern-Produktion wird fortgeführt. Zu Kostümen, Puppen und Bühnenbild tragen namibische Künstler*innen bei. Regisseurin Kim Meyer ist zurzeit in Namibia, um Materialien zu sammeln und Mitwirkende zu treffen.
Wird ein Jahr nach der erfolgreichen Uraufführung in Windhoek
in umfangreicherer Inszenierung in Berlin aufgeführt: Die erste namibische Oper 'Chief Hijangua'.
Hier Hijangua (Mitte: Sakhiwe Mkosana, Bariton) im Konflikt mit seinem älteren Bruder Nguti (links: Galilei Njembo, Tenor) um Matijua (rechts: Henrike Henoch, Sopran). Foto: Michael Panitz
Die Oper 'Chief Hijangua' handelt vom Völkermord an den OvaHerero während der deutschen Kolonialzeit. Sie erzählt die fiktive Geschichte des jüngeren Sohns eines Herero-Chiefs. Sein Vater spricht die Frau seines Herzens, Matijua, seinem älteren Bruder zu. Daraufhin verlässt er sein Dorf, durchquert die Wüste und gerät an der Küste in einen Ort deutscher Siedler.
Von einem Pastor und einem Offizier manipuliert, will er sich nehmen, was ihm seiner Meinung nach zusteht: Die Führung seiner Gemeinschaft und Matijua. So kehrt Hijangua in sein Dorf zurück und greift im Streit mit seinem Vater zur Waffe. Zu spät merkt er, dass er als Werkzeug der Deutschen zum Untergang seines Volkes beiträgt.
Eine (menschliche) Tragödie, die ihren Regeln gemäß ins Verderben führt, ohne den Handelnden eine Wahl zu lassen. Und die es jedem Zuschauenden erlaubt, egal ob Herero oder Deutscher, sich mit dem tragischen Helden zu identifizieren.
Die Premiere von 'Chief Hijangua' in Berlin findet am 15. September im Haus des Rundfunks statt. Das ist fast genau ein Jahr nach der erfolgreichen Uraufführung in Windhoek (siehe Bericht von NamibiaFocus), die nur dank großzügiger Unterstützung von Sponsoren wie dem Siemens Arts Program, dem Auswärtigen Amt und der Deutschen Botschaft in Windhoek zustande kam. Mehr zur Oper auf der Website des Projekts 'Opera Namibia').
Freuen sich auf Berlin: Eslon Vakomboka Hindundu, Komponist der ersten Oper Namibias 'Chief Hijangua', und Regisseurin Kim Mira Meyer. Foto: Projekt 'Opera Namibia'
Autor dieses Beitrags ist Sven-Eric Stender. Er stammt aus Hamburg und arbeitet seit 1986 als Journalist. Seit 1998 lebt er in Windhoek und hat sich auf die Themen Reise, Natur, Menschen und Geschichte Namibias spezialisiert. Für Fragen oder Anregungen ist er zu erreichen unter editorial@namibiafocus.com.