News

Der Natur zuliebe - Wildmanagement im Gondwana Canyon Park

Geschrieben von Gondwana Collection | 31.08.2020 22:29:01
Die jährliche Wildzählung im Gondwana Canyon Park ist eine gesellige Angelegenheit und die dabei erhobenen Daten dienen dem fachkundigen Management des größten Naturparks von Gondwana Collection Namibia. Jedes Jahr im Winter versammeln sich circa 50 Teilnehmer dick vermummt am frühen Morgen bei den Wildbeobachtungsfahrzeugen, um auf verschiedenen Routen nach Tieren Ausschau zu halten und sie zu zählen. Gar nicht so einfach, wenn plötzlich eine große Springbockherde am Horizont erscheint und die aufgeregten Teilnehmer kaum mit dem Zählen nachkommen.

 

Die jährliche Wildzählung im Gondwana Canyon Park wird von offenen Geländewagen aus vorgenommen.

 

Die langjährige Dürre zeigt Folgen

 

Die anhaltende Dürre im Süden Namibias hat den Gondwana Canyon Park stark in Mitleidenschaft gezogen. Im  Zeitraum von sechs Jahren hat der Park nicht annähernd die durchschnittlichen Niederschlagsmengen erhalten. Trotzdem blieb die Zahl der Tiere hoch, was den Druck auf die verbleibende spärliche Weide in der Ebene des Gondwana Canyon Parks verstärkte. Die Konzentration von Wild in kleinen Gebieten des Parks trug ebenfalls zur Verschlechterung des Velds bei (s. Grafik: Wildpopulation vs. Niederschlag).

 

Im Jahr 2019 verringerte das Gondwana-Umweltmanagementteam in Absprache mit dem Ministerium für Umwelt und Tourismus MET die Wildtierpopulation in ausgewählten Gebieten des Parks. Das Parkmanagement legte außerdem selektiv Wasserlöcher trocken, um Tiere in andere Bereiche des Parks zu locken. Diese Managementstrategie, ergänzt durch zeitlich günstigen und gut verteilten Niederschlag in der vergangenen Saison, trug zur Erhaltung des verbliebenen Velds bei.

 

Die 18. Wildzählung, die am 18. Juli 2020 im Gondwana Canyon Park durchgeführt wurde, ergab, dass die Tragfähigkeit des Landes drastisch abgenommen hat und mit ihr die Wildtierpopulation. Sie hatte 2014 nach vorherigen guten Regenjahren ihren höchsten Stand erreicht und nahm in den darauffolgenden Jahren kontinuierlich ab. Dazu beigetragen haben Faktoren wie die natürliche Wanderbewegung von Tieren in regenreichere Gebieten, geringere Reproduktionsraten und eine dürrebedingte höhere Sterberate. Inzwischen hat sich das natürliche Gleichgewicht soweit eingependelt, dass die Biomasse der Grasfresser der derzeitigen Tragfähigkeit des Bodens im Gondwana Canyon Park entspricht.

 

Der Gondwana Canyon Park wird seit seiner Gründung im Jahr 1996 mittels eines wissenschaftlich fundierten Managementplans verwaltet. Durch das integrierte Wildprogramm soll die Artenvielfalt erhöht und der ursprüngliche Zustand der Natur soweit wie möglich wieder hergestellt werden. Im Laufe der Zeit wurden verschiedene Tierarten ausgewildert, darunter Kuhantilopen (2006), Savannen-Zebras (2006), Streifengnus (2008) und Giraffen (2013). Alle Tierarten waren einst in der Gegend heimisch; viele davon wurden im Laufe der vergangenen 200 Jahre durch den Menschen in dem Gebiet ausgerottet oder vertrieben.

 

Der Gondwana Canyon Park ist 116.000 ha (1.160 km²) groß. Zum Farmland im Norden, Osten und Süden hin ist er weitgehend abgezäunt - vor allem um Konflikte mit benachbarten Kleinvieh-Farmern zu vermeiden. Zum Ai Ais/Richtersveld Transfrontier Park im Westen dagegen ist der Zaun an vielen Stellen durchlässig. Interne Zäune gibt es im Gondwana Canyon Park nicht.

 

Im Juni 2013 wurden im Gondwana Canyon Park Giraffen ausgewildert, die sich gut etabliert haben.

 

Jährliche Wildzählung nach gleichbleibendem Konzept

 

Die Wildzählung wird jedes Jahr nach der „Fixed Routes“-Methode durchgeführt, um die Ergebnisse miteinander vergleichen und Trends feststellen zu können: Gezählt wird auf neun Standard-Routen, vom Wagen aus, ohne Fernglas, und neben der Zahl der Tiere wird der genaue Ort und die Entfernung der Tiere vom Weg notiert. Die Routen sind so gewählt, dass die verschiedenen Habitate im Park berührt werden - wie Sand- oder Geröllflächen, Riviere, Felskuppen oder Inselberge.

 

Per Computer werden aus den Daten Gesamtzahlen für jede Wildart für den gesamten Park errechnet. Da kleine Tiere schwerer zu entdecken sind als größere, kommen bei dieser Hochrechnung Korrekturfaktoren für jede Wildart zum Einsatz. Auch die Gesamtfläche jedes Habitats und die Gesamtstrecke der Routen durch jedes Habitat werden berücksichtigt. So erhält man am Ende ein ziemlich genaues Bild von den Wildbeständen, obwohl sich die Zählung nicht über die gesamte Parkfläche erstreckt.

 

Inke Stoldt