Namibia Focus

Wo einst der Schmied hämmerte und schwitzte, speisen heute Touristen

Geschrieben von Namibia Focus | Jun 27, 2018 9:39:57 AM

Schloss Duwisib im ariden Süden des Landes, weit weg von größeren Ortschaften und Läden, war seit seiner feierlichen Einweihung Mitte 1909 etwas Besonderes in der Farmergemeinschaft und im ganzen Land. Hauptmann Hansheinrich von Wolf (1873–1916) und seine amerikanische Gattin Jayta (geb. Humphreys) hatten eine Art Ritterburg in der kargen Landschaft bauen lassen und sehr luxuriös und geschmackvoll eingerichtet. Knapp 250 Meter vom burgartigen Herrenhaus entfernt befand sich zudem ein Wirtschaftsgebäude mit Schmiede, Werkstatt, Lagerräumen, Ställen und Unterkünften.

In der sehr geräumigen Schmiede und Werkstatt wurden die Räder, Federn und Deichseln der Pferdekutschen und Ochsenwagen repariert sowie Hufeisen und Teile für Pumpen hergestellt. Im Grunde wurden dort sogar sämtliche Eisenwaren geschmiedet, die das Herrenhaus und die Farm benötigten. Links und rechts der Schmiede waren Vorratskammern und Lager sowie Gesinde-Unterkünfte. Direkt hinter der Schmiede befanden sich Pferde- und Viehställe. Das Gebäude wurde wie Schloss Duwisib aus behauenen Sandsteinquadern gebaut und erhielt ein für damalige Verhältnisse teures, hochmodernes Wellblechdach. Auch den nachfolgenden Besitzern diente das Wirtschaftsgebäude als Werkstatt, Lager und Unterkunft für Angestellte. Die Stallungen wurden für Pferde und Vieh genutzt.

Die Besitzer der Farm Duwisib, Jochen und Christian Frank-Schulz. Vater und Sohn betreiben immer noch Rinder- und Schafzucht sowie einen Gästebetrieb. Das ehemalige Wirtschaftsgebäude von Schloss Duwisib wurde zu diesem Zweck in ein Restaurant und in Gästezimmer umgewandelt.

 

Der heutige Besitzer, Jochen Frank-Schulz, kaufte die Farm Duwisib und das einstige Wirtschaftsgebäude 1987. Im selben Jahr erwarb die damalige Naturschutzbehörde das Herrenhaus und umliegende 50 Hektar Land. Heute gehört Schloss Duwisib zu Namibia Wildlife Resorts, dem kommerziellen staatlichen Unternehmen, das auch alle anderen Rastlager in namibischen Nationalparks betreibt.

Die Schmiede leistete Jochen Frank-Schulz weiterhin gute Dienste. „Aus der damaligen Zeit, also von Hauptmann von Wolf, waren noch der riesige Blasebalg an der Decke vorhanden, ein großer alter Bohrer mit Schwungrad, ein Amboss und einige Zangen, um die heißen Eisen zu halten“, erinnert er sich.

Im Jahre 2010 beschloss Frank-Schulz, das ehemalige Wirtschaftsgebäude für touristische Zwecke zu nutzen. Bereits zehn Jahre zuvor hatte die Familie fünf Gästezimmer und einen Campingplatz eingerichtet. Die einstige Schmiede wurde in ein Restaurant und in den Empfangsbereich umgewandelt, aus angrenzenden Räumen und Stallungen wurden insgesamt acht Gästezimmer. Zudem gibt es weiterhin fünf Campingplätze in der Nähe.

Ein Blick in die ehemalige Schmiede mit dem riesigen Blasebalg aus Hartholz und Leder an der Decke, der Esse (links im Bild), Schornstein, Bohrer, Amboss und einigen Zangen. Heute werden hier Gäste bewirtet, und die Rezeption der Gästefarm Duwisib ist ebenfalls in der alten Schmiede untergebracht.

 

Nicht nur Übernachtungsgäste lassen es sich im Restaurant schmecken, sondern auch Gruppen, die Schloss Duwisib besuchen. Dort, wo einst der Schmied und seine Gehilfen hämmerten und schwitzten, können Besucher ein Frühstück, Mittag- oder Abendessen genießen. Allerdings wird um vorherige Anmeldung gebeten. Der alte Blasebalg an der Decke, der Abzug, die Bohrmaschine und einige Zangen sind stumme Zeugen aus der Zeit vor über hundert Jahren. Im vergangenen Jahr hat Sohn Christian Frank-Schulz mit seiner Frau den Betrieb übernommen. Die Gästefarm Duwisib lädt Touristen nicht nur zum Einkehren ein, sondern gewährt auch einen Einblick in das Leben auf einer Farm. Auf Duwisib wird weiterhin mit Rindern und Schafen gefarmt – wie zu Beginn des vorigen Jahrhunderts zu Zeiten von Hauptmann Hansheinrich von Wolf, der zudem auch eine sehr erfolgreiche Pferdezucht betrieb.

Von Duwisib sind es 82 km nach Maltahöhe, 104 km nach Helmeringhausen und 170 km nach Sesriem.

Dirk Heinrich

 

Die Nordansicht des Wirtschaftsgebäudes. Die einstigen Lager- und Vorratsräume sowie Pferdeställe wurden in Gästezimmer umgebaut.