Das Gezeter der knapp 35 cm großen Smith-Buschhörnchen lässt manchen Besucher der Namushasha River Lodge am Ufer des Kwando schon bei der Ankunft in die Baumwipfel schauen. Dort tummelt sich lauthals auch eine Gruppe Weißbürzeldroßlinge und Braundroßlinge. Morgens begrüßen Hagedasch-Ibisse mit lautem Ruf die Gäste am Bootssteg. Eine morgendliche Bootsfahrt auf dem Kwando ist nicht nur für Vogelliebhaber ein Erlebnis. Säugetiere im Wasser und am Ufer sind Teil der vielfältigen Tierwelt. Im Gegensatz zu den anderen Gondwana Lodges im Nordosten Namibias befindet sich bei Namushasha am gegenüberliegenden Ufer kein Nachbarland, sondern der Bwabwata-Nationalpark.
Auch hier am Kwando sind die Zugvögel vor Beginn des Winters verschwunden, aber an den steilen Uferbänken sind zahlreiche Schwalbenarten zu beobachten. Die Bindenschwalbe, auch Gebänderte Uferschwalbe oder Weißbrauenschwalbe genannt, gilt in den übrigen nördlichen und östlich-zentralen Landesteilen als Zugvogel. Nur in der Sambesi-Region ist diese Vogelart ganzjährig anzutreffen. Auch die Braunkehl-Uferschwalbe, die Kleine Streifenschwalbe und die Rotkappenschwalbe sind keine Zugvögel und können aus nächster Nähe beobachtet werden. Zusammen mit den farbenprächtigen Zwergbienenfressern und Weißstirnbienenfressern machen sie über dem Wasser und am Ufer Jagd auf fliegende Insekten.
Neugierig äugen Flusspferde aus dem Wasser und beobachten das sich nähernde Boot, um dann wieder unterzutauchen. Am Ufer löscht eine Horde Paviane ihren Durst und im Gebüsch sichern Kudus das Gelände bevor auch sie ans Wasser treten. Auf offenen Stellen zwischen dem dichten Papyrus stehen kleine Gruppen Litschi-Moorantilopen, meist ein Bock mit mehreren weiblichen Tieren. Die Langzehen-Kiebitze, die immer wieder laut rufend aufsteigen wenn sie vermeintliche Gefahren wittern, bevorzugen ebenfalls offene Stellen am Ufer.
Besonderes Interesse weckten die Kapstelzen bei den Vogelkundlern. Denn am Kwando und auch an den anderen Flüssen in der Region weisen Kapstelzen nicht das dunkle breite Brustband auf, wie ihre Artgenossen im übrigen Land und in Südafrika, sondern nur einen kleineren dunklen Punkt auf der hellen Brust. Es besteht die Aussicht, dass diese Farbvariation in näherer Zukunft als eigene Art geführt wird.
Zahlreiche Raubvögel kreisten über dem Fluss oder saßen auf den hohen Bäumen und hielten nach Beute Ausschau. Neben dem Schreiseeadler wurden Kampfadler und Gaukler gesehen sowie die Afrikanische Rohrweihe, die einzige der hier vorkommende Weihen-Art, die in unserem Winter nicht nach Norden zieht.
Insgesamt wurden bei der Bootsfahrt 19 Wasser- und Sumpfvögel registriert und insgesamt 84 Vogelarten bei der Namushasha River Lodge an zwei Tagen Mitte Juli dieses Jahres.
Dirk Heinrich