Afrika. Dort scheint allabendlich der perfekte Sonnenuntergang stattzufinden. Der Begriff Sonnenuntergangsfotografie wurde sicherlich in Namibia geboren, wo Licht und Schatten im Rot der Sonne verschmelzen.
Auf einer typischen Sundownertour, ob privat oder im offenen Wagen einer Lodge, fährt man an einen schönen Platz, meist erhöht, um viel Landschaft zu sehen. Vom Ooh und Aah begleitet wird die Bar aufgebaut. Getränke werden ausgeschenkt, dann warten alle gemeinsam auf das stumme Ereignis, das den Himmel verzaubert und die Landschaft sachte mit Dunkelheit überzieht. Kameras werden im Moment des Untergangs gezückt, Einstellungen kontrolliert, Bilder verglichen… auf die Technik geschimpft.
Dann muss es häufig schnell gehen, damit man zum Abendessen rechtzeitig im Camp ist. Auf der Rückfahrt stellt man oft fest, dass der Himmel jetzt erst so richtig schön wird und die zarten Wolken wie rosa Zuckerwatte über dem dunklen Blau liegen.
Was können Sie besser machen? Ich fahre immer rechtzeitig an den Sundownerplatz, suche mir eine schöne Stelle mit interessantem Vordergrund, der sich vor dem Himmel abhebt, stelle meine Kamera weit vor dem Ereignis ein. Die ersten Bilder mache ich, bevor die Sonne den Horizont berührt und dann immer wieder mit Positionsveränderung, bis auch der letzte farbige Lichtstrahl verschwunden ist.
Nichts falsch machen Sie, wenn Sie die Motivautomatik Sonnenuntergang wählen. Häufig lassen kleine Kameras auch nur wenig Möglichkeiten zu, um Einstellungen manuell vorzunehmen.
Wenn Sie die Kontrolle behalten möchten, machen Sie ein Bild im Sonnununtergangsmodus und schauen sich die Einstellungen an. Dann stellen Sie im manuellen Modus diese vorgegebene Blende, Zeit, Isozahl ein und verändern die einzelnen Parameter. Auf diese Weise können Sie sich an das perfekte Bild herantasten. Die Veränderungen lassen sich direkt im Liveview beobachten.
Ich schließe meine Blende meist maximal (z. B. F22/), um ein Überbelichten der Sonne zu verhindern und schöne Strahlen zu bekommen, die durch die eng gestellten Lamellen im Objektiv entstehen. Außerdem bekomme ich dadurch einen großen Schärfebereich.
Um Bildrauschen zu verhindern, wähle ich eine sehr niedrige Isozahl (iso 100−400). Manchmal nutze ich ein Stativ, da die Belichtungszeit immer länger wird, je weiter die Sonne untergeht. Dabei sollte die Shakereduktion an Kamera oder Objektiv ausgeschaltet sein, da sie der Ruhe auf dem Stativ entgegenwirken kann und die Bilder unscharf werden können.
Wenn die Sonne die typische gelb-rote Farbe haben soll oder sich bewegende Objekte wie Menschen, Tiere oder ein vom Wind bewegtes Gras im Sonnenuntergang steht, versuche ich das Bild immer unterzubelichten. Durch die dadurch erreichte kürzere Belichtungszeit verwackelt das Bild nicht so leicht, die Farben werden kräftiger und die Sonne brennt nicht weiß aus. Mit einem Bearbeitungsprogramm lassen sich am Computer einzelne Teile des Bildes wieder aufhellen.
Wenn das Bild an einer Stelle überbelichtet ist, gibt es dort keine Bildinformation und Farben und Strukturen sind nicht wieder herstellbar. Ich nutze nur einen Fokuspunkt, meist den mittleren, um selber entscheiden zu können, welcher Teil des Bildes am schärfsten sein soll.
Spannung im Bild bekomme ich durch einen interessanten Vordergrund, der sich gut vor dem hellen Himmel abbilden lässt. Das kann dem Betrachter zeigen, wo das Bild entstanden ist, setzt Akzente und gibt dem Bild Tiefe. Unter Beachtung der Drittelregel entstehen auch hier die harmonischsten Bilder; wobei für den Himmel meist zwei Drittel vorgesehen sind und der sehr dunkle Boden, der den Vordergrund bildet, manchmal zu einem Scherenschnittrahmen schrumpft.
Ich fotografiere nur noch selten direkt die untergehende Sonne. Wenn alle Richtung Sonnenuntergang schauen, beobachte ich die Mitreisenden, das Fahrzeug, Felsen oder Tiere, die vom wunderbar weichen Licht in warmen Tönen angestrahlt werden und manchmal wie von innen zu leuchten scheinen.
Auf einer Reise haben Sie jeden Abend Möglichkeiten zum Üben. Nehmen Sie sich die Zeit dazu. Es lohnt sich!
Das Licht verändert sich von hell-weiß in die verschiedenen Rottöne und wird dabei immer weniger.
Die Rotintensität hängt von der Dichte der Atmosphäre ab, in Afrika sind mehr Staubpartikel in der Luft als in Europa. Das abendliche Sonnenlicht fällt schräg auf die Erde und legt einen längeren Weg durch die Atmosphäre zurück. Dabei verschwinden durch Streuung die blauen Anteile des Lichts und nur die roten gelangen bis zu unserem Auge.
Mittelformat Kamera Pentax645z mit dem Standard-Objektiv 28-70mm
Vollformat Kamera K1, APSC Kameras Pentax K3II und K5 mit dem Standard-Objektiv 16-50mm und der Festbrennweite 300mm/4, 560mm/5,6
Lambert Heil fotografiert seit vielen Jahren Wildlife, Natur, Menschen und typische Reisesituationen in Afrika und Europa. Bei Namibia Focus stellt er in regelmäßigen Abständen fotografische Tipps, Tricks und Ideen vor, bespricht Bilder oder entdeckt interessante Orte für Fotografen. Weitere Informationen zu Lambert Heil und Fotografieren in Namibia finden Sie hier.