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Sonnenuntergang fotografieren − Expertentipps

Geschrieben von Namibia Focus | Sep 11, 2018 5:00:28 AM

Afrika. Dort scheint allabendlich der perfekte Sonnenuntergang stattzufinden. Der Begriff Sonnenuntergangsfotografie wurde sicherlich in Namibia geboren, wo Licht und Schatten im Rot der Sonne verschmelzen.

Namib, Elim Düne | Pentax 645Z; 28mm; F9; sec 1/160; iso400 | Da bei einem Bild im Gegenlicht der untergehenden Sonne für die schönen Dünen nur Dunkelheit übrigblieb, entschied ich mich für den tiefen Standpunkt und ließ einen meiner Mitreisenden zum Blickfang werden. Durch das nahe Dünengras und die große Entfernung zur Person werden die Größenverhältnisse für den Betrachter verändert. Ich achtete darauf, dass die Person frei in einer Lücke steht und Wolken und Gras den Blick in die Mitte leiten. | Bearbeitung: Gradationskurve angepasst, nachgeschärft

 

Auf einer typischen Sundownertour, ob privat oder im offenen Wagen einer Lodge, fährt man an einen schönen Platz, meist erhöht, um viel Landschaft zu sehen. Vom Ooh und Aah begleitet wird die Bar aufgebaut. Getränke werden ausgeschenkt, dann warten alle gemeinsam auf das stumme Ereignis, das den Himmel verzaubert und die Landschaft sachte mit Dunkelheit überzieht. Kameras werden im Moment des Untergangs gezückt, Einstellungen kontrolliert, Bilder verglichen… auf die Technik geschimpft.

Dann muss es häufig schnell gehen, damit man zum Abendessen rechtzeitig im Camp ist. Auf der Rückfahrt stellt man oft fest, dass der Himmel jetzt erst so richtig schön wird und die zarten Wolken wie rosa Zuckerwatte über dem dunklen Blau liegen.

Was können Sie besser machen? Ich fahre immer rechtzeitig an den Sundownerplatz, suche mir eine schöne Stelle mit interessantem Vordergrund, der sich vor dem Himmel abhebt, stelle meine Kamera weit vor dem Ereignis ein. Die ersten Bilder mache ich, bevor die Sonne den Horizont berührt und dann immer wieder mit Positionsveränderung, bis auch der letzte farbige Lichtstrahl verschwunden ist.

Sonnenuntergang | Pentax K 1; 310mm; F29; sec 1/30; iso 100; -1eV | Ein Sonnenuntergang, wie er fast überall vorkommen kann. Es gibt keinen Hinweis auf den Ort der Aufnahme. Das Bild lebt von den Wolken, die nur von unten angestrahlt wirken. | Bearbeitung: Gradationskurve angepasst, Kontraste und Schärfe erhöht

 

Einstellungen

Nichts falsch machen Sie, wenn Sie die Motivautomatik Sonnenuntergang wählen. Häufig lassen kleine Kameras auch nur wenig Möglichkeiten zu, um Einstellungen manuell vorzunehmen.

Wenn Sie die Kontrolle behalten möchten, machen Sie ein Bild im Sonnununtergangsmodus und schauen sich die Einstellungen an. Dann stellen Sie im manuellen Modus diese vorgegebene Blende, Zeit, Isozahl ein und verändern die einzelnen Parameter. Auf diese Weise können Sie sich an das perfekte Bild herantasten. Die Veränderungen lassen sich direkt im Liveview beobachten.

Kalahari | Pentax 645Z; 28mm; 25F; sec 1/125; iso200 | Die tiefe Sonne zeigt am klaren Himmel noch keine Färbung, aber durch die Wolken schöne Strahlen. Durch meine tiefe Position steht der Baum frei vor dem hellen Himmel und zieht den Blick auf sich. | Bearbeitung: Gradationskurve angepasst, geschärft, Kontraste erhöht

 

Meine Einstellungen

Ich schließe meine Blende meist maximal (z. B. F22/), um ein Überbelichten der Sonne zu verhindern und schöne Strahlen zu bekommen, die durch die eng gestellten Lamellen im Objektiv entstehen. Außerdem bekomme ich dadurch einen großen Schärfebereich.

Um Bildrauschen zu verhindern, wähle ich eine sehr niedrige Isozahl (iso 100−400). Manchmal nutze ich ein Stativ, da die Belichtungszeit immer länger wird, je weiter die Sonne untergeht. Dabei sollte die Shakereduktion an Kamera oder Objektiv ausgeschaltet sein, da sie der Ruhe auf dem Stativ entgegenwirken kann und die Bilder unscharf werden können.

Wenn die Sonne die typische gelb-rote Farbe haben soll oder sich bewegende Objekte wie Menschen, Tiere oder ein vom Wind bewegtes Gras im Sonnenuntergang steht, versuche ich das Bild immer unterzubelichten. Durch die dadurch erreichte kürzere Belichtungszeit verwackelt das Bild nicht so leicht, die Farben werden kräftiger und die Sonne brennt nicht weiß aus. Mit einem Bearbeitungsprogramm lassen sich am Computer einzelne Teile des Bildes wieder aufhellen.

Am Chobe | Pentax K5; 60mm; F11; sec 1/800; iso400 | Im richtigen Augenblick fand ich mit meinem Wagen diesen Elefanten, der zum Wasser trottete um zu trinken und für den Betrachter die Abendstimmung genießt. Ich manövrierte das Fahrzeug, sodass sich das Tier vom hellen Wasser abhob und die Spiegelung im Orange gut zu sehen war. Durch die Serienaufnahme konnte ich mir hinterher aussuchen, bei welchem Bild Rüssel und Beine frei stehen. | Bearbeitung: Gradationskurve angepasst, geschärft, beschnitten, Hinterbeine verdoppelt

 

Info

Wenn das Bild an einer Stelle überbelichtet ist, gibt es dort keine Bildinformation und Farben und Strukturen sind nicht wieder herstellbar. Ich nutze nur einen Fokuspunkt, meist den mittleren, um selber entscheiden zu können, welcher Teil des Bildes am schärfsten sein soll.

Spannung im Bild bekomme ich durch einen interessanten Vordergrund, der sich gut vor dem hellen Himmel abbilden lässt. Das kann dem Betrachter zeigen, wo das Bild entstanden ist, setzt Akzente und gibt dem Bild Tiefe. Unter Beachtung der Drittelregel entstehen auch hier die harmonischsten Bilder; wobei für den Himmel meist zwei Drittel vorgesehen sind und der sehr dunkle Boden, der den Vordergrund bildet, manchmal zu einem Scherenschnittrahmen schrumpft.

Köcherbäume, Gondwana Canyon Park | Pentax K5; 39mm; F22; sec1/50; iso100 | Bei einem klassische Sonnenuntergang können sogenannte Lensflares (Blendenflecken) vorkommen. Es sind Reflexionen, die in den Linsen des Objektivs entstehen, sie können durch eine Ausschnittveränderung/dem Winkel zur Sonne verändert werden. Als Stilmittel zeigen sie dem Betrachter, dass es sich um eine besonders helle Lichtquelle handelt. Sie können mit vielen Programmen nachträglich erstellt werden. Ich habe nur den kleinen Fleck dazu gefügt. | Bearbeitung: Gradationskurve angepasst, Fleck gestempelt, nachgeschärft
 
Fotografieren mit dem Licht

Ich fotografiere nur noch selten direkt die untergehende Sonne. Wenn alle Richtung Sonnenuntergang schauen, beobachte ich die Mitreisenden, das Fahrzeug, Felsen oder Tiere, die vom wunderbar weichen Licht in warmen Tönen angestrahlt werden und manchmal wie von innen zu leuchten scheinen.

Auf einer Reise haben Sie jeden Abend Möglichkeiten zum Üben. Nehmen Sie sich die Zeit dazu. Es lohnt sich!

Kalahari | Pentax 645Z; 28mm; F22; sec 1/80; iso1600; -1,3eV | Eine typische Sundowner-Situation. Im Serienbildmodus habe ich einige Bilder gemacht, um später das beste auszusuchen. In diesem Fall war mir die Haltung der Frau wichtig, die am Tisch steht und von der Sonne angestrahlt wird. Das Bild erzählt viel vom Ort z. B.: Spuren im Sand und die Kühlbox verraten dem Betrachter, dass wir mit einem Auto unterwegs waren, der Zaun im Hintergrund lässt auf eine private Wildfarm schließen. | Bearbeitung: Gradationskurve angepasst, nachgeschärft, aufhellen der Person, nachdunkeln der Sonne

 

Extra Info:

Das Licht verändert sich von hell-weiß in die verschiedenen Rottöne und wird dabei immer weniger.
Die Rotintensität hängt von der Dichte der Atmosphäre ab, in Afrika sind mehr Staubpartikel in der Luft als in Europa. Das abendliche Sonnenlicht fällt schräg auf die Erde und legt einen längeren Weg durch die Atmosphäre zurück. Dabei verschwinden durch Streuung die blauen  Anteile des Lichts und nur die roten gelangen bis zu unserem Auge.

Folgendes Equipment habe ich für die Bilder verwendet:

Mittelformat Kamera Pentax645z mit dem Standard-Objektiv 28-70mm
Vollformat Kamera K1, APSC Kameras Pentax K3II und K5 mit dem Standard-Objektiv 16-50mm und der Festbrennweite 300mm/4, 560mm/5,6

Namib Rand Gebiet | Pentax K 1; 310mm; F29; sec 1/30; iso 100; -1eV | Die Sonne geht hinter den hohen Bergen unter und hebt den Fotografen durch sein dunkles Profil vor der noch beschienenen Landschaft ab. Da der monotone blaue Himmel und der dunkle Boden nicht zur Bildinformation beitragen, habe ich es als Panorama beschnitten. Das Panorama unterstreicht die Weite der Landschaft. | Bearbeitung: Gradationskurve angepasst, selektiv aufgehellt, beschnitten

 

 

Lambert Heil fotografiert seit vielen Jahren Wildlife, Natur, Menschen und typische Reisesituationen in Afrika und Europa.  Bei Namibia Focus stellt er in regelmäßigen Abständen fotografische Tipps, Tricks und Ideen vor, bespricht Bilder oder entdeckt interessante Orte für Fotografen. Weitere Informationen zu Lambert Heil und Fotografieren in Namibia finden Sie hier.