Namibia Focus

Seltsame Formen von Kameldornschoten

Geschrieben von Namibia Focus | Oct 12, 2018 5:00:58 AM

„Hart wie Kameldornholz ist unser Land“ heißt es in einem Lied. Kameldornholz gibt die beste Glut beim „Braaifleisch“ (Grillen). Zaunpfähle, die vor Jahrzehnten aus Kameldornholz gefertigt wurden, stehen heute noch, weil Termiten und Käfer dieses Holz nicht angreifen. Der Kameldornbaum (Acacia erioloba) ist überall im Land zu finden – mit Ausnahme eines schmalen Streifens in Küstennähe in der Namib-Wüste. Die Bäume sind in ariden und ebenso in feuchten Gebieten heimisch. Sie ertragen Hitze und Frost. Für Mensch und Tier sind sie wichtige Schattenspender. Unzähligen Tieren bieten sie Schutz und Nahrung.

Der Kameldornbaum mit dem sehr harten Holz wächst langsam und kann über 15 Meter hoch werden. Nicht nur Geier und Adler brüten auf und zwischen den dornigen Zweigen, sondern auch die teilweise tonnenschweren Grasnester der Siedelweber sind in diesen Bäumen zu finden.

Vor allem ihre großen Schoten sind bei Wildtieren und Vieh sehr beliebt. Normalerweise sind die 70-100 x 30-50 mm großen Hülsenfrüchte halbmondförmig. Erioloba bedeutet so viel wie behaartes Ohrläppchen. Eine graue samtartige Schale umgibt die proteinreichen Samen. Es gibt aber Bäume, deren Früchte aus der Reihe tanzen und skurrile Formen annehmen: fast kreisförmig, dünn und verbogen oder ineinander verdreht. Bäume in der Nähe weisen hingegen ganz normal geformte Schoten auf.

Die normal geformten Schoten (links oben) stammen von Bäumen, die wenige Meter voneinander entfernt wachsen. In der Mitte oben wird eine geöffnete Frucht mit Samen gezeigt, die einen Durchmesser von etwa 10 mm hat.

 

„Beim Sossusvlei gibt es Stellen, an denen jeder Baum eine eigene Schoten-Form hat“, so die Botanikerin Herta Kolberg. „Warum das so ist, wurde wissenschaftlich bislang noch nicht untersucht. Wahrscheinlich ist es genetisch bedingt und jeder Baum ist ein Individuum mit eigenen Merkmalen wie bei uns Menschen.“

In den Hülsen befinden sich zwischen 8 und 25 Samen. Steckt man Samen in die Erde und bewässert sie regelmäßig, gehen sie dennoch nicht auf. Sie müssen zuerst durch den Verdauungstrakt eines Tieres, bevor sie keimen. Aber es gibt auch andere Methoden. „Man kann die Samen in kochendes Wasser legen, dann abkühlen lassen und in die Erde stecken“, meint Kolberg. „Oder man ritzt die Schale der Samen vor dem Pflanzen mit einer Feile oder mit Sandpapier an.“

Die samtigen grauen Hülsenfrüchte an den dornigen Zweigen kurz bevor sie herunterfallen und Wildtieren und Vieh als Nahrung dienen. Frauen aus den informellen Wohnvierteln sammeln die Hülsenfrüchte am Stadtrand von Windhoek und verkaufen sie an der Straße an Farmer.

 

Im Winter fallen die Schoten von den Bäumen und sind eine wichtige Nahrungsquelle für zahlreiche Tierarten, darunter auch Elefanten. Oft schütteln die Dickhäuter Kameldornbäume, damit die trockenen Früchte herunterfallen und mit dem Rüssel einzeln aufgelesen und gefressen werden können.

Dirk Heinrich