Namibia Focus

Rotschwarze Federbälle über frischem Grün

Geschrieben von Namibia Focus | Jan 14, 2020 6:47:56 AM

Knapp einen Meter über dem frischen Grün im leeren Avis-Damm in Windhoek scheinen rotschwarze zwitschernde Federbälle zu schweben. Immer wieder lassen sie sich auf hohen Stängeln nieder, um nach einiger Zeit wieder aufzufliegen. Die „Federbälle“ sind zahlreiche farbenprächtige Oryxweber-Männchen, deren Brutgeschäft nach den ersten Regenfällen und dem Erscheinen langer Gräser und anderer Pflanzen begonnen hat. Die Stirn, das Gesicht und Kehle des Männchens sind schwarz; Kopf, Nacken, die obere Brust und der Bürzel sind leuchtend Rot oder Orangerot; der Rücken ist orange und die Flügel sind graubraun.

Die Männchen werben um die Gunst der recht unscheinbaren Weibchen, die braungrau sind und einen gelblichen Augenbraustreifen haben. In der dichten Vegetation bauen die Männchen Kugelnester, bei denen die Öffnung im Gegensatz zu anderen Webervogelnestern nicht unten sondern seitwärts nach oben angebracht ist. Ein Weibchen soll das kunstvoll aus Grashalmen geflochtene Nest beziehen und mit dem Brutgeschäft beginnen. Das tut ein Weibchen, wenn ihm ein Nest gefällt. Findet sich jedoch kein paarungsbereites Weibchen, muss das Männchen das Nest abreißen und ein neues bauen.

Beim Flug über ihr Territorium und bei der Balz plustern sich die Männchen auf, um ihren verlängerten Hals und ihre farbenprächtigen Rückenfedern voll zur Geltung zu bringen. Die aufgeplusterte Pracht dient auch dazu, Rivalen zu beeindrucken und in Schach zu halten. Die Männchen nutzen aber nicht nur ihre Federpracht, um Weibchen anzulocken, sondern setzen dazu auch einen tschilpenden Gesang ein. Ein erfolgreiches Männchen kann drei bis acht Weibchen für sich gewinnen.

Das Weibchen legt ein bis fünf türkisfarbene Eier, die sie in zwölf bis dreizehn Tagen allein ausbrütet. Auch die Aufzucht der Küken übernimmt das Weibchen. Die Jungen werden innerhalb von zwei Wochen flügge.

Oryxweber kommen in Namibia in den zentralen Landesteilen von Süden bis Norden vor, im gesamten äußersten Norden und im Westen bis Swakopmund. Nach der Mauser sehen die Männchen im Winter wie die Weibchen aus. Oryxweber fressen hauptsächlich Samen, aber auch Insekten wie Raupen und fliegende Termiten.

Dirk Heinrich