Der Große Fluss, Gariep, Oranje... Die Umbenennungen dieses längsten Flusses im südlichen Afrika, der in seinem Verlauf die Grenze zwischen Namibia und Südafrika bildet, zeugen von einer wechselvollen Geschichte.
Der vermutlich erste Europäer, der den Oranje 1760 überquerte, nannte ihn ehrfürchtig den Großen Fluss. In der Namasprache hieß er Gariep. Und Ende des 18. Jahrhunderts gab ihm der niederländische Entdecker Robert Jacob Gordon den Namen Oranje.
Gordon hatte zwar schottisches Blut in den Adern, war aber in den Niederlanden geboren und dem Königshaus von Oranien treu ergeben. Er war ein Mann mit großer physischer und intellektueller Energie und unstillbarem Wissendurst. Er bewarb sich bei der Niederländischen Ostindien-Kompanie um den Hauptmannsposten in der Kapgarnison und traf 1777 im Alter von 34 Jahren dort ein.
Schon bald gab er seinem Erkundungsdrang nach und unternahm mehrere Expeditionen nach Norden. Dabei entdeckte er den Oberlauf des Gariep und fand am Sneeuberg die ersten San-Zeichnungen. Kurz darauf brach er wieder auf, um die Mündung des Gariep in den Atlantik zu finden. Er zog die Küste entlang nordwärts. Am Strand in der Umgebung des heutigen Port Nolloth entdeckte er versteinerte Muschelschalen und machte damit die ersten Fossilienfunde Südafrikas. Eine andere – noch größere Entdeckung – entging ihm jedoch. Er übersah zwischen Sand und Steinen die Diamanten, die seinem verehrten Prinzen Wilhelm V. von Oranien zu ungeheurem Reichtum verholfen hätten.
Gordons Abordnung erreichte am 17. August 1779 die Mündung des Gariep. Am Abend ließ seine Reisegruppe ein Boot zu Wasser, hisste die holländische Fahne und trank auf das Wohl der Niederlande, des Prinzen von Oranien und der Niederländischen Ostindien-Kompanie. Dann gab Gordon dem Fluss den Namen Oranje Rivier.
Robert Jacob Gordon wurde 1780 zum Kommandeur der Kapgarnison befördert. 1795 starteten die Briten einen weiteren, dieses Mal erfolgreichen Versuch, die Kapkolonie unter ihre Herrschaft zu bringen. Prinz Wilhelm V. von Oranien war inzwischen als niederländischer Statthalter abgesetzt worden. In einem Brief forderte er die Kapverwaltung auf, das Fort und die Häfen der niederländischen Streitkräfte den englischen Truppen zu übergeben. Gordon fühlte sich in seiner Loyalität hin- und hergerissen; er konnte keinen effektiven Widerstand gegen die englischen Besatzer organisieren. Seine Männer beschuldigten ihn des Verrats. Gordon beging Selbstmord. So starb eine bemerkenswerte Persönlichkeit der südafrikanischen Geschichte.
Den ausführlichen Beitrag von Inke Stoldt finden Sie hier.