Ein Bienenschwarm mit gelben Pollenhöschen ist auf dem Weg in sein Nest. Es ist ein erstaunlicher Anblick – unglaublich im wahrsten Sinne des Wortes, denn wir befinden uns in einer der trockensten Regionen von Namibia. Willkommen im Kaokoland, einer echten Wildnis. Hier lebt eines der letzten Halbnomaden-Völker der Welt.
Es kam uns wie ein Wunder vor, als Bienen auf dem Campingplatz Nummer 6 im Omarunga Epupa-Falls Camp einzogen. Schließlich ist die Vegetation in der unmittelbaren Umgebung eher spärlich. Ein Imker transferierte die Bienen vorsichtig an einen Platz in der Nähe, der sowohl für die Bienen als auch für die Camper passend war. Sie haben sich sehr gut angepasst und wir freuten uns, als sie abermals mit Pollen bedeckt ihren neuen Bienenstock ansteuerten. Die kleinen Insekten spielen eine bedeutende Rolle im Ökosystem.
Ich kann mich immer für einen Urlaub fernab der Massen begeistern, und so kutschierten meine Freundin Astrid und ich über die Schotterstraße zum Omarunga Epupa-Falls Camp an der Grenze zwischen Namibia und Angola. In der rauen Landschaft, übersät von Mopanebäumen, ging es bergauf und bergab, um mehrere Hügel herum und durch zahlreiche Trockenflussbetten, bis wir endlich einen Blick auf die grüne Oase am ständig wasserführenden Kunene erhaschten.
Das Omarunga Epupa-Falls Camp liegt am Flussufer und ist von Makalani-Palmen, Sträuchern und Gras umgeben. Es lädt Besucher buchstäblich dazu ein, die Füße hochzulegen und sich zu entspannen. Bei so vielen Hängematten zwischen den Zeltchalets hatten wir gar keine andere Wahl! Auch ein Campingplatz steht zur Verfügung, falls Sie zum Campen ausgerüstet sind.
Wenn Sie gerne an Aktivitäten zur Erkundung der Umgebung teilnehmen, werden Sie von den vielfältigen Angeboten im Omarunga Epupa-Falls Camp begeistert sein. Vielleicht etwas Kultur gefällig? Dann steht eine geführte Tour in ein Himba-Dorf sicher ganz oben auf der Liste. Mittlerweile sind die Himba vielen ein Begriff – als ein Volk, das weiterhin nach uralten Sitten und Bräuchen lebt. Besucher sind in Begleitung von Guides willkommen, die ihre Sprache sprechen (Herero) und mit den kulturellen Verhaltensregeln vertraut sind.
Bei unserem Besuch wurden wir in eine der Hütten eingeladen, wo uns Gebrauchsgegenstände und Pflegemittel vorgeführt wurden. Wir konnten die Duftstoffe ausprobieren und auch die ockerfarbene Mischung, die zum Schutz vor Sonne und Insekten auf die Haut aufgetragen wird. Astrid durfte sich den Kopfschmuck aufsetzen, den verheiratete Frauen tragen. Der Dorfälteste übrigens war überrascht, als er erfuhr, dass Astrid und ich in den Zwanzigern und noch ledig sind und dass wir ohne männliche Begleitung unterwegs waren.
Nachdem wir mit den Dorfbewohnern am Feuer gesessen, mit ihnen geplaudert und unsere Fragen gestellt hatten, gingen wir zum Kunsthandwerksmarkt. Der Verkauf von Kunsthandwerk ist eine der Haupteinnahmequellen der Himba-Bevölkerung. Zum Abschluss des Besuchs brachten wir unseren Dank durch die Darbietung von Geschenken zum Ausdruck, die von den Kindern gerne im Namen ihrer Eltern in Empfang genommen wurden. Ein kleiner Junge hob eine schwere Packung Maismehl hoch, hatte jedoch Schwierigkeiten beim Tragen. Eines der älteren Kinder kam ihm zu Hilfe.
Zurück in der Lodge wurde uns ein herrliches Mittagessen serviert. Michael, der Küchenchef, kennt sein Handwerk. Trotz der wildwüchsigen Umgebung und den damit einhergehenden logistischen Herausforderungen beim Warentransport herrscht kein Mangel an leckeren Gerichten. Wir fühlten uns wie in einem Land, wo Milch und Honig fließen, und faulenzten am großen Schwimmbad bis es Zeit für unsere Kajak-Tour war. Die Guides haben jede Menge Humor und sorgen für stundenlangen Spaß auf dem Wasser.
Bei jeder Stromschnelle rammten mein Kajakpartner und ich die Felsen. Ich konnte es kaum glauben, galten wir doch als die besten Paddler der Gruppe. Als wir zum dritten Mal an einem Felsen hängenblieben, hörte ich Reini hinter mir in sich hineinlachen: „Komisch, dass du da vorne nichts machen kannst, wenn ich von hier hinten die Richtung angebe. Ich sehe nur dein Paddel überall herumwirbeln.“ Er tat es also mit Absicht! Zwischen dem Gelächter machten uns die Guides auf einige interessante Vögel aufmerksam. Nur hier kann man den Cinderella-Schönbürzelastrild sehen. Auch der Graubruströtel ist ein seltener einheimischer Vogel. Daher ist so eine Sichtung sehr aufregend. Auf dieser Reise hatte ich jedoch nicht das Glück, diese Vögel vor die Kamera zu bekommen. Denn etwas Glück braucht man schon – abgesehen von flinken Fingern.
Für später am Nachmittag hatten wir eine geführte Naturwanderung gebucht, bei der wir allerlei faszinierende Fakten über die Tiere und Pflanzen dieser Region erfuhren. Unser Guide blieb in einem trockenen Flussbett stehen, zeigte auf etwas und sagte ganz ruhig Schlange. Wir waren drauf und dran wegzurennen oder aus dem Weg zu springen, doch dann sahen wir, dass es sich nur um die Spur handelte, die eine Schlange im Sand zurückgelassen hatte. Der Guide inspizierte die trockenen Blätter neben der Spur und stellte auf diese Weise fest, in welche Richtung sich die Schlange davongemacht hatte. Wir waren uns einig, dass wir die entgegengesetzte Richtung einschlagen wollten, woraufhin er lachte und den Kopf schüttelte. Als Einheimischer weiß man, dass eine Schlangenspur ungefährlich ist.
Das Highlight am Ende eines jeden Tages ist der Sundowner am Aussichtspunkt an den prächtigen Epupa-Fällen. Epupa bedeutet Schaum in Herero, was sich natürlich auf die Gischt bezieht, die von den tosenden Wassermassen aufgewühlt wird. Während wir ein kühles Bier tranken, wurde die schroffe Landschaft in Pastellfarben getaucht. Es ist ein Erlebnis, das die Seele berührt – und sich auch hervorragend für stimmungsvolle Sonnenuntergangsfotos eignet.
Für mich ist diese Region von besonderem Interesse, weil ich von den Dorslandtrekkers abstamme. Nur wenige Kilometer westlich von hier überquerten meine Vorfahren auf dem Weg von Angola nach Namibia mit ihren Ochsenwagen und Pferden den Kunene. Dorsland bedeutet Durstland, eine treffende Bezeichnung für den entbehrungsreichen langen Zug durch wüstenartige Landstriche. Erbarmungslose Sonne, Wassermangel und Malaria waren damals ständige Begleiter.
Wenn Leute hören, dass ich eine Nachfahrin der Dorslandtrekker bin, folgen meistens Kommentare wie „Oh wow, Sie müssen ganz schön abgehärtet sein“, das fühlt sich wie ein Kompliment an. Ich nehme es gern an, obwohl ich nie in einem Ochsenwagen saß und Krokodile abwehrte, um auf die andere Seite des Flusses zu gelangen, und obwohl ich nie einen Mangel an Trinkwasser oder Malariamedikamenten erlebt habe.
Diese längst vergangenen Zeiten werden immer noch gefeiert: Jedes Jahr treffen sich Nachfahren dieses robusten Menschenschlags in der Nähe von Swartbooisdrift. Damals musste man Haare auf den Zähnen haben, um zu überleben. Heute ist hier für Naturliebhaber wie mich das Land, wo Milch und Honig fließen. Umso mehr, weil es sich die Bienen ausgewählt haben. Schließlich hängt der Fortbestand der Menschheit von ihnen ab. Das Paradies überall dort, wo es einen fleißigen Bienenstock gibt. Kommen Sie und entdecken Sie die Gaben der Natur!
Annelien Murray