Am Freitag, dem 2. Juni 2023, versammelten sich Hunderte Menschen auf dem Gehöft von Ombalantu-Chief Oswin Mukulu im Dorf Ohamautsi in Outapi, um das jährliche Omagongo-Kulturfestival zu feiern (in Oshimbaanhu, einem Dialekt des Oshiwambo, heißt es Omaango-Kulturfestival). Es wurde in diesem Jahr von der traditionellen Ombalantu-Behörde ausgerichtet.
Die Ausrichtung des Festivals wird seit Anfang der 2000er Jahre im jährlichen Wechsel von den acht traditionellen Owambo- (Aawambo-) Behörden übernommen. Aufgrund von COVID-19 im Jahr 2021 und einer schlechten Ernte 2022 hatte es zweimal verschoben werden müssen. Das Festival wurde 2015 in die Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit der UNESCO aufgenommen.
Eine Prozession von etwa 70 Frauen trägt den Omagongo / Omaango in Tontöpfen zum Festplatz.
Foto: Willie Olivier
Der Hauptveranstaltung am Samstag ging am Freitagnachmittag und -abend ein Oshungi (Geschichtenerzählen) unter dem Motto 'Omagongo Oufia Wetu' (Omagongo - unser Erbe) voraus. Das Programm umfasste kulturelle Darbietungen, eine Darstellung der Owambo-Familienclans und -totems sowie Geschichten, die am Abend am Feuer erzählt wurden.
Kulturelle Darbietungen für die Gäste. Foto: Willie Olivier
An der Hauptveranstaltung am Samstag, dem 3. Juni 2023, nahmen mehrere Würdenträger teil, darunter der Gründungspräsident und Vater der namibischen Nation, Dr. Sam Nujoma, der auch der Schirmherr des Omagongo-Festivals ist, Vizepräsident Nangolo Mbumba, Premierministerin Saara Kuugongelwa-Amadhila und der Gouverneur der Region Omusati, Erginus Endjala.
Namibias Gründungspräsident und Schirmherr des Omagongo-Festivals, Dr. Sam Nujoma, bezeichnete das kulturelle Erbe als wesentlichen Bestandteil der Identität der Namibier. Er mahnte, die Kinder müssten wissen, wie man den Marula-Baum bewahrt. Zugleich ermutigte er die traditionellen Führer, die Kultur und das kulturelle Erbe zu fördern, um ein starkes Namibia aufzubauen.
Der Gründungspräsident Namibias und Schirmherr des Omagongo-Festivals, Dr. Sam Nujoma, wurde bei seiner Ankunft mit vielstimmigen hohen Jubellauten empfangen. Foto: Willie Olivier
Der UNESCO-Vertreter in Namibia, Djaffar Moussa-Elkadhum, sagte in seiner Rede, dass das Festival "... sehr gut mit dem Geist der 'Allgemeinen Erklärung zur kulturellen Vielfalt' übereinstimmt und als leuchtendes Beispiel für das lebendige kulturelle Erbe Namibias dient, das unsere Menschheit in sich birgt, und es ist ein Beweis für die Kraft der Bewahrung und Feier unseres reichen immateriellen Kulturerbes."
In einer Rede, die von Vizepräsident Nangolo Mbumba im Namen von Präsident Hage Geingob verlesen wurde, appellierte der Präsident an alle Namibier, insbesondere an die jüngere Generation, "... sich aktiv an diesem Festival und anderen kulturellen Veranstaltungen zu beteiligen, damit sie unsere Kultur und Traditionen kennenlernen und annehmen können, denn das Fehlen einer angemessenen kulturellen Anleitung führt dazu, dass sie nicht wissen, wer sie sind, woher sie kommen und wohin sie gehen."
Zum Abschluss des Festivals wurde bekannt gegeben, dass das Festival im nächsten Jahr zweimal stattfinden wird, ausgerichtet zuerst von der traditionellen Behörde Ondonga und dann von der traditionellen Behörde Ombadja.
Omagongo, ein erfrischender weißer Wein aus der Frucht des Marula-Baums, wird in den meisten Haushalten während der Erntezeit gebraut. Der erste Wein wurde traditionell dem König oder Häuptling präsentiert und wird auch Gästen serviert.
Marula-Baum. Foto: Willie Olivier
Das Sammeln und Verarbeiten der Früchte ist für die Frauen eine Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen und das Wissen über den Prozess an Mädchen weiterzugeben, um die Kultur am Leben zu erhalten. Die Marula-Bäume tragen in der Regel zwischen Ende Januar und April/Mai vier bis acht Wochen lang Früchte, die noch grün sind, wenn sie von den Bäumen fallen. Gruppen von Frauen und Mädchen im Alter von über fünf Jahren sammeln die Früchte in kleinen Haufen unter den Bäumen und sortieren sie nach ihrer Qualität, sobald sie nach zwei bis vier Tagen reif geworden sind.
Die Nachbarn werden eingeladen, beim Auspressen des Saftes zu helfen, was in der Regel am frühen Nachmittag geschieht. Die scharfe Kante eines Kuhhorns wurde traditionell verwendet, um die ledrige Schale der Frucht aufzuschneiden, die dann um die Nuss gedreht wird, um den Saft in einen Behälter zu pressen. Eine zeitaufwändige Arbeit, die heute zunehmend durch mechanische Pressen ersetzt wird.
Der Saft wird in einen Tontopf gefüllt, der mit einem Tuch abgedeckt und an einem kühlen, dunklen Ort gelagert wird, wo er je nach gewünschter Stärke zwischen einem und vier Tagen gärt. Der Saft kann fast ein Jahr lang aufbewahrt werden, wenn er unterirdisch in Tontöpfen gelagert wird.
Der aus dem Fruchtfleisch und Wasser hergestellte Saft wird von Frauen und Kindern als Erfrischungsgetränk getrunken. Die reife Marulafrucht wird als Snack gegessen. Sie ist reich an Vitamin C (bis zu 180 mg pro 100 g) und enthält außerdem Zitronensäure, Apfelsäure und Zucker. Die aus den Schalen gepressten Nüsse werden in der Sonne getrocknet, in Säcken gelagert und nach der Haupternte des Mahangu (Perlhirse) verarbeitet. Die Nuss wird mit der scharfen Kante einer Axt geöffnet, während die Kerne mit einem abgeflachten Nagel oder einer Nadel geöffnet werden. Die Schalen werden später als Düngemittel auf den Mahangu-Feldern verwendet.
Die Kerne haben einen Ölgehalt von fast 46% und einen Proteingehalt von etwa 28%. Sie werden in einem Mörser mit einem Stößel zerstoßen, um das Ondjove (Öl) zu gewinnen, das zum Kochen, zum Verzehr mit Brei oder als natürliches Hautpflegemittel verwendet wird. Eedi, der Ölkuchen, der übrig bleibt, ist ein wichtiges Nahrungsergänzungsmittel, vor allem während der späten Trockenzeit und der frühen Regenzeit. Er wird als Nahrungsmittelzusatz verwendet oder als Snack verzehrt. Der Omugongo- (Marula-) Baum hat auch eine Vielzahl von traditionellen medizinischen Anwendungen. Ein Wurzelextrakt wird zur Linderung von Zahnschmerzen verwendet, während Ohrinfektionen mit der Rinde und Marula-Öl behandelt werden.
Mehr über Alltag, Kultur und Tradition der Owambo (Aawambo) erzählt das reich bebilderte Buch 'Discover the Colourful World of Owambo' (siehe Buchbesprechung). Es bietet auch Routenvorschläge für Touren durch die Welt der Owambo, den bevölkerungsreichen Norden Namibias. Herausgegeben wurde das Buch 2020 von Gondwana Collection Namibia, bestellen kann man es im Online Shop The Narrative Namibia.
Willie Olivier